Es war nicht unbedingt als Charmeoffensive gedacht, was Edward
Snowden von sich gab. «Ihr könnt nicht mehr behaupten, ich sähe schwul
aus. Ich bin in der Schweiz, und ich sehe mehr hetero aus als alle
anderen hier», schrieb der NSA-Whistleblower in einem Chat über die
Schweizer. Und über die Schweizer Frauen sagte der Mann, der für den
US-Geheimdienst in
Genf war: «Die sind ja alle so hässlich. Und flach wie ein Fernseher.»
Dann
wird es noch härter. «Alle hier hassen die Zigeuner«, schreibt Snowden.
«Ich habe noch nie Leute gesehen, die so rassistisch sind wie die
Schweizer. Jesus, die schauen auf JEDEN runter. Sogar untereinander.»
Steinbrücks Kavallerie
Snowden
ist längst nicht der einzige Prominente, der sich über die Schweiz
mokiert. Bekanntestes Beispiel der letzten Jahre ist Peer Steinbrück
(66), ehemaliger deutscher Finanzminister und derzeit
SPD-Kanzlerkandidat. «Man muss die Kavallerie nicht immer ausreiten
lassen», sagte er 2009 über die Schweiz und die Bemühungen des
Bundesrates, von einer angeblichen Schwarzen Liste gestrichen zu werden.
«Die Indianer müssen nur wissen, dass es die Kavallerie gibt.»
Gaddafi wollte die Schweiz auflösen
Dann
wäre da noch Muammar al-Gaddafi, einst libyscher Diktator und auf dem
Gebiet der Diplomatie nicht sonderlich bewandert. Libyen stellte 2009
den Antrag, dass die Uno-Vollversammlung das Schweizerische
Staatsterritorium aufteilen und an die Nachbarländer verteilen solle.
«Die Schweiz ist eine Mafia», schimpfte Gaddafi. Hintergrund von
Gaddafis Vorstoss war die Festnahme seines Sohns Hannibal in Genf, der
zusammen mit seiner Frau eine Haushälterin misshandelt hatte.
Max Moor: «Schweizer sind Idioten»
Doch
auch Schweizer wagen es, ihr Land zu kritisieren. «Schweizer sind
Idioten. Sie haben kein Selbstbewusstsein und verfälschen permanent ihre
Geschichte», sagte Dieter Moor (55), der sich heute Max Moor nennt,
2012 dem deutschen Sender n-tv. «Entgegen den Mythen war die Schweiz vor
ein paar hundert Jahren das Afghanistan Europas: Es waren ärmste Leute,
es waren härteste Bedingungen, es war eine Bildungsmisere, es gab
Religionskriege mit tausenden Toten. Die Schweiz war nie
demokratiefähig, bis Napoleon kam und sagte: ‹Ich zwinge euch jetzt
dazu.› Seither meinen die Schweizer, sie hätten die Demokratie
erfunden.»
Der ehemalige SF-Moderator hat womöglich auch eine
Erklärung dafür, warum Snowden die Schweizer als rassistisch wie niemand
sonst empfand: «Die Schweiz hat keine Geschichte. Deshalb igeln sich
die Schweizer ein, sind neutral und wollen nicht mitmachen. Jeder, der
von aussen kommt, wird von den Schweizern als jemand empfunden, der
etwas wegnehmen will.» Moor hat mittlerweile seinen Schweizer Pass
abgegeben.
Beat Marti: «Kleingeistige Schweizer»
Schauspieler
Beat Marti (40, «Fascht e Familie») äussert sich in eine ähnliche
Richtung. «Das Schweizer Denken ist mir oft zu kleingeistig», sagte er
im Mai zu BLICK. Besonders die Diskussion über zu viele Deutsche in der
Schweiz verstehe er nicht. «Gemessen an der Bevölkerungszahl leben mehr
Schweizer in Deutschland als Deutsche in der Schweiz.»
Rudi Völler: «Beschissenster Tatort aller Zeiten»
Dass
es auch andere Gründe gibt, über die Schweiz zu schimpfen, bewies Rudi
Völler (53) letztes Jahr: «Ich bin leidenschaftlicher Tatort-Gucker und
hab‘ mich auf die Ablenkung nach diesem Wochenende gefreut», sagte der
Sportdirektor von Bayer Leverkusen der «Süddeutschen Zeitung» am Montag
nach einer Niederlage seines Clubs. «Komm, gibst du den Schweizern mal
eine Chance», habe er sich gedacht, als er in der TV-Zeitschrift gesehen
habe, dass ein Schweizer Tatort auf dem Programm stehe. «Und dann setze
ich mich vor den Fernseher und sehe, das können Sie ruhig so schreiben,
den beschissensten Tatort aller Zeiten.»
NHL-Star: «Ist das euer Ernst?»
Der
NHL-Lockout brachte diesen Winter eine Reihe ausländischer
Eishockey-Profis in die Schweiz - unter anderem auch Brooks Laich (29)
von den Washington Capitals. Er spielte für die Kloten Flyers und war
erst einmal verwirrt. Unter anderem erstaunte ihn, dass der Topskorer
des Teams einen Flammenhelm tragen muss. «Ist das euer Ernst oder wollt
ihr mir einen Streich spielen?», fragte der Kanadier seine Kollegen, der
vier Mal als Flyers-Topskorer aufs Eis ging.
Auch die
Regelauslegung der Schiedrichter sei gewöhnungsbedürftig. «Als mir ein
Typ einen kleinen Schubser verpasste, bekam er dafür zwei Minuten», sagt
Laich. «‹Das ist keine Strafe, er darf mich stossen. Wir sind Männer!›,
sagte ich dem Referee.» (eg)
Kommentar: Grass ist somit unter den Lästerern in guter Gesellschaft. Wer über sein eigenes Land oder andere Landsleute wettert, müsste sich stets bewusst sein: Wer mit dem Finger auf andere zeigt, weist mit drei Fingern auf sich selbst zurück.
| "Wenn wir lästernd mit dem Zeigefinger
auf jemanden hindeuten, dürfen wir nicht
vergessen, dass dabei drei Finger gegen uns selbst
gerichtet sind."
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