Samstag, 19. Dezember 2015

Eine besondere ARENA:

 

 

Die letzte ARENA über den SERVICE PUBLIC  gab schon vor der Ausstrahlung zu reden

 

In der SRF-Sendung «Arena» wurde diesem Freitag das Thema Service public diskutiert. Doch die Vertreter der «No Billag»-Initiative haben keine Einladung bekommen.


(Quelle 20 Min)

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«Geliebte SRG, verhasste SRG - wie viel Service public wollen wir?»: So lautet der Titel der SRF-Sendung «Arena» vom 18. Dezember 2015. Nicht dabei sind die Initianten der «No Billag»-Initiative. Das ärgert Olivier Kessler, Co-Präsident des Initiativkomitees. Das Bild zeigt Kessler bei einem «Arena»-Auftritt im Juni 2015.




«Arena»-Redaktionsleiter Jonas Projer verweist darauf, dass Kessler bereits in einer Sendung vom Juni zum Service public aufgetreten sei. «Die ‹Arena› garantiert Meinungsvielfalt und lädt nicht immer wieder die gleichen Vertreter von Extrempositionen ein», sagt er zu 20 Minuten. Für Kessler ist sein Auftritt vom Juni jedoch kein Argument: «Damals kam ich nur zum Zug, weil der ursprünglich eingeladene SVP-Vertreter krankheitshalber ausgefallen war.» Zudem gebe es andere Gäste, die im Juni aufgetreten und erneut eingeladen seien. Dies ist etwa bei SRG-Fan und CVP-Nationalrat Martin Candinas der Fall.

«Absurder Vorwurf»

Den Vorwurf, SRF wolle die «No Billag»-Initiative totschweigen, weist Projer als «absurd» zurück. In der Sendung gehe es um den Service public und die SRG, nicht um die Initiative. «Sonst wäre ‹No Billag› selbstverständlich dabei.» Mit Rickli, TeleZüri-Mann Markus Gilli und Verleger Peter Wanner habe man im Übrigen drei der schärfsten SRG-Kritiker eingeladen.
An der Nicht-Einladung für die «No Billag»-Vertreter halte man fest. Projer: «Wenn die ‹Arena› bei jeder Forderung von Aktivisten oder Lobbyisten einknicken würde, wären wir die Gebührengelder unserer Zuschauer nicht wert.»

NEUE ELEMENTE SOLLTEN DIE SENDUNG
BELEBEN 

Blick titelte weiter:
«Tele Züri»-Gilli übernimmt in SRG-«Arena»

(Quelle SRF)

Die SRG steht für Service Public. Doch wie dieser ausgestaltet sein soll, ist umstritten. Was soll die SRG leisten und können das private Anbieter nicht ebenso gut? Über diesen – und viele andere Aspekte – diskutieren die Gäste der «Arena».
 Video ««Arena»: Welchen Service Public wollen wir?» abspielen

«Arena»: Welchen Service Public wollen wir?

In diesem Jahr geriet die SRG von verschiedenen Seiten in die Kritik. Knapp sagte das Stimmvolk ja, zum neuen Radio- und Fernsehgesetz (RTVG), das künftig die Pro-Kopf-Gebühren senkt, sie dafür für alle obligatorisch macht. Die Initiative «No Billag» verlangt nun gar, dass die Gebühren komplett gestrichen werden.
Welchen Service Public braucht die Schweiz – und was soll die SRG dabei leisten? Wo können private Anbieter die gleichen Leistungen vollbringen?
Und verdrängt die SRG durch ihre Vormachtstellung die Privaten oder braucht es eine starke SRG, um gegenüber dem Ausland konkurrenzfähig zu bleiben?
Die beiden wichtigsten Diskussionspunkte im Überblick:

Service Public versus Privatangebote

Für Natalie Rickli (SVP), von der Aktion Medienfreiheit, ist klar: «Eine SRG in dieser Grösse ist nicht mehr gerechtfertigt.» Sie stehe dafür ein, dass es eine gebührenfinanzierte SRG weiterhin gebe, allerdings könne diese auch mit der Hälfte des heutigen Budgets operieren. Gerade Angebote, wie fremdländische Serien oder Filme hätten auf den SRF-Sendern nichts zu suchen. «Das können Private leisten, dazu müssen keine Gebührengelder ausgegeben werden.» Rickli schwebt eine SRG vor, die sich vor allem auf Informationssendungen konzentriert.

In der «Arena» diskutieren

In den Prüfstand gebeten werden:

SRG-Generaldirektor Roger de Weck ist sich jedoch sicher: «90 Prozent der Sendungen, die die SRG produziert, wären für Private ein Verlustgeschäft.» Dazu machte er ein Beispiel: SRF habe während zehn Jahren aus Geldmangel keine Serie produziert. Kein Privater sei in die Bresche gesprungen. Auch «Formate von einer Qualität und einem Anspruch wie die Tagesschau, die Rundschau, Kulturplatz oder Einstein» seien durch Werbung schlicht nicht finanzierbar. Um gegenüber ausländischen Sendern ein konkurrenzfähiges Angebot zu bieten, brauche es eine starke SRG.

Für Peter Wanner, Verleger der AZ-Medien sieht die Situation anders aus: Durch ihre Vormachtstellung, so Wanner, verhindere die SRG, dass private Schweizer Anbieter bei ausländischen Produkten, wie Serien, konkurrenzfähig mitbieten könnten. «Wir würden gerne noch mehr machen. Die Frage ist, ob wir genügend Mittel haben.»

CVP-Nationalrat Martin Candinas rechnet demgegenüber vor, dass die SRG mit einem Budget von 1,6 Milliarden Franken, Angebote in vier Landessprachen anbiete. Ausländische Gebührensender hätten ein Vielfaches an Budget und produzierten nur in einer Sprache. «Wenn wir nur eine Sprache hätten, könnten wir die Gebühr auf 200 Franken senken.» Ihm sei eine solidarische Schweiz aber wichtig, die auch die sprachlichen Minderheiten gleichwertig einbeziehe. Die Deutschschweizer würden 70 Prozent der Gebühren bezahlen, ihre Sender aber nur 45 Prozent kosten. Und das sei richtig so.

Werbung und Joint Venture

Gerade die Finanzierung der SRG ist bei den Vertretern der Privatmedien aber besonders umstritten. 

Für Tele-Züri-Moderator Markus Gilli ist klar: «Die SRG will alles und wenig abgeben.» Gerade mal vier Prozent der Gebühren gingen derzeit an die Privaten, mit dem neuen RTVG würden es sechs Prozent: «Man verkauft uns Brosamen als Geburtstagskuchen.»



Verleger Wanner findet, die SRG müsse auf Werbeeinnahmen verzichten, um Wettbewerb «mit gleich langen Spiessen» zu ermöglichen. Nur dieser garantiere «mehr Meinungsvielfalt, mehr Innovation und mehr Qualität». Speziell ein Dorn im Auge ist ihm dabei das Joint Venture der SRG mit Swisscom und Ringier auf dem Werbemarkt. Hier entstehe ein «Gigant», der die anderen Player «an die Wand drückt». Zudem solle die Werbung personalisiert werden. «Wollen die Gebührenzahler, dass mit den eigenen Daten Vermarktung gemacht wird?»

Für SRG-Generaldirektor de Weck haben sich die Zeiten hier verändert. Firmen wollten ihre Werbung nicht mehr breit streuen, sondern spezifische Zielgruppen erreichen. «Deshalb gehen sie heute zu Google und nicht zu den Verlegern.» Um hier ein Gegengewicht zu geben, das den Schweizer Markt statt ausländische Unternehmen stärke, habe man das Joint Venture ins Leben gerufen. De Weck betont: «Es steht allen offen.»

MEIN EINDRUCK VOR ORT ALS GAST:



Nach der Sendung habe ich vor dem Studio verschiedene Personen aus dem Publikum gefragt, welche Person für Sie überzeugt  und wer weniger überzeugt hatte.

Bei dieser Umfrage war ich erstaunt, dass viele Schüler einer KV Klasse noch nie eine ARENA Sendung im Fernsehen konsumiert hatten. Bei den Jugendlichen punktete Natalie Rickli  am meisten.

Persönlich fand ich die Argumentation des Generaldirektors durchdacht,  überzeugend und übrigens viel konkreter als sonst. Er wirkte immer ruhig, souverän und verstand es Kontrahent Gilli zu irritieren,  indem er zwei eindeutige Fragen mit der bekannten Taktik  "Habe die Frage nicht verstanden“ den Profi Journalisten aus dem Takt zu bringen vermochte.

Bei einigen der jungen Zaungäste kam Roger de Weck  schlecht weg. Zwei Schülerinnen wussten gar nicht, wer diese Person ist. Aussage: "Der dort mit der Glatze hat mir nicht gefallen." Auf die Frage warum er nicht überzeugt habe:

"Er sagte mir nichts." Oder: "Es fehlt bei ihm das Engagement."

Ich habe mir zu Hause  die Sendung nochmals angeschaut und  dabei festgestellt, Roger de Weck hatte tatsächlich am Bildschirm mehr Dynamik, wie live im Studio und er wirkte für mich auch akkustisch  zu Hause viel verständlicher und engagierter, als während der Aufzeichnung. Eines darf gesagt werden: Lautes Politikergezänk ist nicht sein Ding.

Für einige wirkte der mediengewandte Martin Candinas zu überheblich. Vielleicht deshalb, weil er zu dominant agierte

und immer wieder gebetsmühlenartig  wiederholte, dass er eigentlich mit seiner Haltung die Privaten habe stärken wollen, was aber gar nicht seiner Grundhaltung entspricht.





Aus meiner Sicht sind bei dieser Sendung folgende Aspekte erwähnenswert:

Der Entscheid, den Fernsehdirektor von einem externen kritische eingestellten Journalisten befragen  zu lassen, war  richtig und sinnvoll. Es wäre missverstanden worden, hätte ein Untergebener den Chef   interviewt.

Dieses sich Zurücknehmen spricht für die Grösse des Moderators Jonas Projer.

Anderseits  störte mich das penetrante Unterbrechen der Journalistin Esther Mamarbachi als Interviewerin. Ich wunderte mich, dass eine Profi Journalistin die Regeln der Fragetechniken und der Dialogik so krass missachtet. Das unfreundliche Beschimpfen der Nationalrätin kann nicht damit gerechtfertigt werden, dass sie sonst französisch moderiert.

Die Einlage nachher mit dem Votum auf französisch, war unterhaltsam, wirkte aber  etwas schulmeisterhaft. Ricklin entzog sich der Prüfung, in dem sie selbstsicher sagte: Ich rede schwyzerdütsch. Während Candina die Chance nutzte und auf französisch, italienisch und romantsch in gewohnter Manier zu brillieren wusste.



Aus rhetorischer Sicht wurde die Analogie mit dem "Garten und den Pflanzen d.h. mit dem Kahlschlag und dem Hegen und Pflegen von Pflänzchen" überstrapaziert. Ich schätze sonst Bilder und Analogien. Vergleiche müssten aber stimmen.

Eine Berner Regierungsrätin sagte einmal vor Jahren im Fernsehen:

"Unser Wald muss auch Federn lassen". Sie wurde von ihrem Berater gebeten, bildhaft zu reden  und merkte nicht, dass der Wald kein Vogel ist.

Gillis Flair für Metaphern kosteten viel zu viel Zeit. Ein paar Beispiele:

«Es ist, als müssten wir Privaten den Weltrekord im Hochsprung brechen, aber mit einer Bleikugel an den Füssen.»

«Ist das nicht wie ein Garten, den man pflegen muss, damit alles wieder blühen kann? Aber Sie nehmen allen die Baumschere weg, nehmen allen den Dünger weg.»   «Roger de Weck, bist Du nicht ein Veganer, der sich mit Fleisch satt essen will?» Damit mangelte es an  Zeit, die  für eindeutige, fachliche Fragen notwendig gewesen wäre. De Weck nutzte diese Steilvorlage geschickt und konnte als Interviewter - wie erwähnt - zwei Mal Unverständnis mimen.   

Im meinem Umfeld wollte ich in Erfahrung bringen, wie die Sendung generell angekommen ist. Im Gegensatz zu mir -  ich bin an Medienfragen stets brennend interessiert - hört ich  Rückmeldungen, wie: "Langweiliges Thema". "Habe weggezappt".  "Was soll dieser Hickhack?"

Vielfach kam das  "Durcheinanderreden" bei Konsumenten nicht gut an. Es war des Guten zu viel.

Eine ARENA ist eine Debatte und keine Sternstunde.

Für mich darf deshalb  in einer ARENA ein Moderator bei harten Auseinandersetzungen  die Akteure durchaus auch zeitweise an der lange Leine laufen lassen.  In einer ARENA wird  um Positionen gekämpft. Es muss  eine Debatte bleiben.

Das Ziel bei der ARENA ist nicht Konsens - wie bei einer Diskussion.

Einmal mehr war es für mich eindrücklich, wie es Dompteur Projer immer wieder gelang, Langredner zu drosseln, indem er sich eng neben sie positionierte und dazu die Hand ausstreckte.

An Langrednern mangelte es wahrlich nicht.

Die Schlussfrage war bis anhin immer eine lockere, unterhaltsame entspannte Sache. Gleichsam ein Markenzeichen Projers.

In dieser Arena versandete dies Schlussfrage erstmals. Die meisten Akteure wirkten wie Spielverderber. Der Moderator ist bekanntlich recht selbstkritisch und ich bin sicher: So einen Abschluss gibt es nie mehr. Wenn der Anfang die halbe Miete ist, so ist der Schluss auch wichtig. Er wirkt nachhaltig.

FAZIT: Einmal mehr haben wir eine anspruchsvolle Arena erlebt. Sie machte uns bewusst: Medienpolitik ist auch Wirtschaftspolitik. Diese Sendung brachte aber wenig neue Erkenntnisse. Für Brückenbauer Projer war es beinahe unmöglich, die tiefen Gräben zu überbrücken, die zusätzlich aufgerissen  worden sind,

Wie erwähnt, interessieren mich alle Sendungen mit Medienfragen. Wer jedoch an den Otto Normalverbraucher denkt, darf bezweifeln, dass dieser nach  der Sendung jemandem den  Service Public oder den Begriff Joint Venture  verständlich erklären kann. Obschon mit kleinen  gut gemachten  Einschaltfilmchen versucht wurde, Zusammenhänge zu veranschaulichen, ist wahrscheinlich die Thematik beim breiten Publikum auf kein grosses Interesse gestossen. Dies werden möglicherweise  die Zahlen der Einschaltquoten bestätigen.

Was mich erstaunte bei diesem Studiobesuch: Ein Klassenlehrer der mit den Jugendlichen die Sendung besucht hatte, bereitete angeblich die Klasse  nicht auf das Format ARENA und die angekündigte Thematik vor. Eine vorbildliche Lehrkraft hätte das Format einmal vorgängig gezeigt, die Thematik vorbesprochen und die Akteure vorgestellt. 

Einige Schüler bestätigten mir, dass der Besuch der ARENA zwar obligatorisch war, aber dass die Sendung im Unterricht im neuen Jahr nicht nachbereitet werde. Aus meiner Sicht  eine verpasste Chance,  angewandte  Medienkunde und Staatskunde   zu nutzen. Eigentlich schade.

Die Arena wollte übrigens eine Antwort finden auf die Frage:

Welchen Service Public wollen wir?

Durch die Pattsituation und den Grabenkrieg  haben wahrscheinlich nicht viele eine taugliche Antwort gefunden auf diese zentrale Frage. Damit ist der Erkenntnisgewinn trotz spannendem Event vermutlich recht gering.



 






Die WELTWOCHE übernimmt gerne eine Gegenthese

Köppel hat nun aber mit seinem Schweizer des Jahres 
einen Shitstorm ausgelöst.

Ich zitiere BLiCK-online:


Die Welt spottet über den «Schweizer des Jahres» 



Die Kommentare im Netz sprechen für sich:

Auf Twitter spotten User über das Urteilsvermögen des Chefredaktors. «Köppel auf Koks?», fragt sich ein Journalist. «Keine Satire, keine Montage, sondern deren voller Ernst», stellt ein anderer Twitterer überrascht fest. Ein weiterer sieht in der aktuellen Ausgabe Konkurrenz für die Satire-Zeitschrift «Nebelspalter». 

LINK:
5. Mai 2002 ... In einer Samstagsrundschau Interview bei Radio DRS vom 4. Mai 2002 erfuhr man vom FIFA Präsidenten Sepp Blatter sein Erfolgsrezept.
www.rhetorik.ch/Fussballrhetorik/Fussballrhetorik.html