Schawi und Berger geraten sich in die Haare
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Im Rahmen der Sendung «Corona-Talk» kam es zwischen dem Medienmann und dem Chef der Nationalen Impfkommission, Christoph Berger, zum Eklat. Nachdem Letzterer den Hörer auflegte, erklärte Schawinski, der Berger sei «eine Fehlbesetzung».
Darum gehts
Radio-Macher Roger Schawinski und der Präsident der Eidgenössischen Impfkommission Christoph Berger sind sich am Donnerstag in die Haare geraten.
In der neuesten Ausgabe seines wöchentlichen Corona-Talks auf Radio 1 warf Schawinski dem Mediziner mehrmals vor, die Impfkampagne hierzulande hinke völlig hinterher.
Berger war das ab einem gewissen Zeitpunkt zu viel, worauf er das Interview kurzerhand beendete. Schawinski nannte den Kinderarzt daraufhin eine «Fehlbesetzung» als Präsident der Schweizerischen Impfkommission.
In einem Interview auf Radio 1 ist es zum Eklat zwischen Sendergründer Roger Schawinski und Christoph Berger, seines Zeichens Präsident der Eidgenössischen Impfkommission (EKIF) und prominentes Gesicht des Schweizerischen Pandemie-Managements, gekommen.
Schawinski hatte Berger während seines wöchentlichen Corona-Talks angerufen, um diesen nach dem Stand der Booster-Kampagne zu befragen. Dabei liess es sich Schawinski nicht nehmen, den Behörden vorzuwerfen, sie hätten mit Blick auf die Omikron-Variante getrödelt. Berger verteidigte zunächst noch den Kurs der Regierung. Dass Ältere und Personen in der Risikogruppe zuerst geimpft worden seien, sei richtig gewesen. Als das Gespräch dann aber auf die Impfung für Kinder drehte, wurde es zunächst hitziger, bevor der Mediziner kurzerhand den Hörer auflegte.
«So diskutiere ich nicht weiter – Ade!»
Die Behörden hätten schnell reagiert und den Booster-Intervall mit Blick auf eine drohende Omikron-Welle verkürzt, erwiderte Christoph Berger zunächst noch auf die Vorwürfe Schawinskis, es gehe hierzulande viel zu langsam voran. Dann wechselte das Gesprächsthema jedoch auf die Impfung für Kinder – dem Spezialgebiet des Kinderarztes Berger. Im Gegensatz beispielsweise zu den USA hätte die Schweiz auch hier zu langsam reagiert. Auch hier verteidigte sich der Mediziner zunächst, bevor er zum Angriff wechselte. Man müsse sich im Klaren sein, dass die Pandemie «nicht weggeimpft» werden könne und auch andere Massnahmen wichtig seien.
Schawinski hakte nach und erklärte, die Äusserungen Bergers zur Kinderimpfung stünden in einer Reihe früherer Aussagen, die sich als falsch herausgestellt hätten, wie dass die Impfung bei Personen unter 65 nichts nützen würde. «Das habe ich überhaupt nicht gesagt!», reagierte Berger, hörbar genervt. «Die Impfkommission macht Empfehlungen in einem noch nie dagewesenen Tempo. Wir können, auch wenn wir schnell boostern würden, die Pandemie nicht einfach so beherrschen», wiederholte er seinen Standpunkt, wonach Impfungen alleine die Pandemie nicht beenden würden.
Schawinski bezeichnet Berger als «Fehlbesetzung»
Schawinski quittierte die Aussagen Bergers mit dem Fazit, dass diese sehr defensiv daherkämen, nur um dann noch mal nachzuhaken und Christoph Berger abermals mit der rhetorischen Frage, ob mit so wenigen Geimpften die Pandemie erfolgreich bekämpft werden könne, zu konfrontieren. «Man muss aufhören mit dieser Hetzerei – das ist unterdessen mega mühsam!», schoss es aus dem Mediziner heraus. Schawinski erklärte, er verstünde, dass Berger unter Druck stehe, nur um nochmal nachzudoppeln, wie langsam die Schweiz im Impfen sei. «So diskutiere ich nicht weiter! Ade!», erwiderte der Mediziner und legte den Hörer auf. Schawinski erklärte daraufhin seinen Hörern, Berger wolle keine Verantwortung übernehmen, was er «schwach» fände. Nach einem kurzen musikalischen Einspieler doppelte der Starmoderator noch einmal nach und nannte Berger eine «Fehlbesetzung» als Chef der Eidgenössischen Impfkommission.
Berger nimmt Stellung
Auf Anfrage von 20 Minuten äussert sich der Chef der Impfkommission zu den Vorwürfen: «Die ganzen Impfempfehlungen machen wir nach bestem Wissen und Gewissen und nehmen das sehr ernst. Ich bin sehr offen für Kritik und nehme diese an.» Auch klärt Berger, warum er das Gespräch nicht habe weiterführen wollen: «Ich gehe nicht auf Provokationen und Kritik ein, wo es mehr um Unterhaltungswert und Klicks geht, als um die Sache selbst und das ging mir zu weit».
KOMMENTAR:
Wenn zwei sich streiten lachen die Medien, In diesem Fall gibt es weder Gewinner noch Verlierer. Vor Mikrofon und Kameras darf man nie die Nerven verlieren. Etwas wird erreicht:
AUFMERKSAMKEIT
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Auch ein paar Tage später ist der Ärger auf beiden Seiten nicht abgeklungen. «Er soll sich bei mir entschuldigen», fordert Berger nun, wie die «Sonntagszeitung» berichtet. «Schawinski hat mir in der Sendung gar nicht zugehört, sondern einfach seine Attacken abgesondert.» So habe er sich beispielsweise sehr differenziert zu den Kinderimpfungen geäussert. Doch Schawinski habe dies nicht interessiert, so Berger. Seine Überzeugung: «Ihm geht es nur um Quote und Spektakel.»
Schawinski widerspricht: «Berger hat den Skandal produziert, nicht ich», zitiert ihn die Zeitung. Der ganze Aufruhr sei nur entstanden, weil dieser aufgelegt habe. «Hätte Berger nicht die Nerven verloren, wäre unser Gespräch nie zum Skandal hochstilisiert worden.»
Berger-Aussagen freuten Impfgegner
Er habe sehr wohl zugehört, so Schawinski. «Als ich ihm sagte, die Impfkommission reagiere jeweils zu spät, wechselte er das Thema und meinte, man könne die Pandemie ‹nicht wegimpfen›.» Solche Aussagen würden «militanten Impfgegnern» in die Hände spielen, findet Schawinski.
Schawinski hatte Berger mehrfach vorgeworfen, dass die Behörden bei der Booster-Kampagne und auch bei der Kinderimpfung getrödelt haben. Schawinski warf Berger in diesem Zusammenhang vor, schon früher Aussagen gemacht zu haben, die sich später als falsch herausstellten.
Weihnachtlich versöhnlich
Berger wiederum verweist darauf, dass er ja nicht allein entscheide, sondern gemeinsam mit der Impfkommission und dem Bundesamt für Gesundheit (BAG). «In anderen Ländern können Ministerien einen Entscheid einfach durchdrücken, das ist bei uns zum Glück nicht möglich.» Es stimme ihn bedenklich, «wenn meine Aussagen unverstanden bleiben, stattdessen sensationslüstern auf meinen Kopf gezielt wird», so Berger.
In der Sache sind die beiden also weiterhin unversöhnlich. Doch ein bisschen weihnachtliche Sehnsucht nach Frieden und Versöhnung herrscht auch bei den Streithähnen. Wie die «Sonntagszeitung» berichtet, findet Berger: «So etwas wie am Donnerstag darf ja mal passieren.» (sf)