CLUB: STATT HART UND UNFAIR- KONKRET UND DIALOGISCH
Die Provokationen blieben aus. Dafür kam es zu einem dialogischen Club, der es wagt heisse Eisen anzupacken und eine Thema von verschiedenen Seiten zu beleuchten. Die Ansicht der Kritiker, die sich eine Club wünschen mit Ausrastern und K.O.Schlägen teile ich nicht. Es kann auch hart und fair diskutiert werden. Das Gelingen der letzten Sendung ist einmal mehr der erfahrenen Moderatorin gelungen, die ihre Zügel auch in heiklen Situationen nicht aus den Händen gegeben hat.
Thilo Sarrazin im «Club» - Schafft sich auch die Schweiz ab?
Ich zitiere SF - online
Thilo Sarrazins Buch «Deutschland
schafft sich ab – wie wir unser Land aufs Spiel setzen» polarisiert –
auf beiden Seiten. Es polarisiert so sehr, dass Massen an Menschen in
die Läden gestürmt sind und es gekauft haben. Es ist das bestverkaufte
Sachbuch seit 1945. Über 1 Mio. Exemplare wurden verkauft. Doch treffen
Sarrazins Aussagen auch auf die Schweiz zu? Die Gäste des «Club» haben
sich dieser Frage angenommen.
Bild
Die Gäste des «Club» hätten noch lange weiterdiskutieren können. sf
«Das Buch hat viel Arbeit gemacht», sagt Thilo Sarrazin, Autor des
Bestsellers «Deutschland schafft sich ab – wie wir unser Land aufs Spiel
setzen», im «Club».
Brisanz aus der Schlüssigkeit
Er habe immer wieder gedacht: Das musst du nun präzise bringen. Weil
alles, was man als steile These hätte empfinden können, exakt begründet
werden müsse. Am Ende seien 80 % des Buches Fakten und Analyse. «Mein
Buch enthält eigentlich wenig Wertung. Die Brisanz der Sache ergibt sich
für mich, dass die Argumentation schlüssig ist», sagt Sarrazin.
«Anfangs kannte niemand das Buch. Statt über das Buch sprach man daher
über mich. Und dann, obwohl niemand das Buch kannte, begann das
allgemeine Verdammungsurteil. Ganz vorneweg die Bundeskanzlerin.»
Rechte nähert sich Sarrazin an
Er sei Teil des Systems. 35 Jahre Beamter, Manager im öffentlichen
Unternehmen, SPD-Politiker. Es sei seine politische Klasse gewesen, die
sich hier plötzlich gegen ihn gewandt habe. «Wenn alle, mit denen man
sonst verkehrt sagen: Das ist aber krass. Das geht überhaupt nicht. Das
ist falsch und unmoralisch. Dann wird man unsicher. Es war nicht einfach
für mich.»
Sarrazin habe immer darauf geachtet, dass er zu den Rechtskonservativen
eine gewisse Distanz halte. «Es gab Versuche von der FPÖ von Wien, mich
da reinzuziehen. Mir wurden fantastische Gagen versprochen. Es gab auch
Versuche aus der Schweiz.»
«Der Beifall von der falschen Seite muss man aber aushalten. Andernfalls
würde man sich von den Falschen lenken lassen, wenn man von denen seine
Meinung abhängig macht.
Müller: Überraschender Absender
«Ich staunte, wie wenig Neues dieses Buch enthält», sagt Patrik Müller,
Chefredaktor von «Der Sonntag». Für ihn sei es ein Erklärungsversuch für
Fragen, die sehr viele Leute beschäftigten. «Es macht auch etwas aus,
dass sie ein Linker sind und kein Rechter. Es spielt auch eine Rolle,
dass sie kein Populist sind, sondern ein Intellektueller, einer aus der
Elite. Der Absender ist einfach überraschend.»
Zudem würde die Debatte über den Islam und die Zunahme der islamischen
Bevölkerung, auch in der Schweiz geführt, so Müller weiter. Die
islamische Bevölkerung habe sich innerhalb von 20 Jahren verdreifacht,
von 150‘000 auf über 400‘000. Die Debatte sei bislang den
Rechtspopulisten überlassen worden.
Muschg: Verdammt nötiges Buch
«'Deutschland schafft sich ab'» ist natürlich ein Reissertitel, stellt
Schriftsteller Adolf Muschg fest. «Ich habe es, abgesehen vom Inhalt,
gerne gelesen.» Denn es sei sehr schön geschrieben. «Und ausserdem ist
auch ein verdammt nötiges Buch.»
Sarrazin habe ja nicht alles erfunden, was im Buch stehe. «Man hat sich
damit begnügt, den Autor in diese oder jene Schublade abzulegen. Das ist
für das öffentliche Wohl zu wenig. Solche Bücher muss man als Chance
betrachten», meint Muschg weiter.
El-Sonbati: «Wir» und «sie»
Nicht ganz so sieht es Jasmin El-Sonbati, Muslima, Gymnasiallehrerin und
Autorin von «Moscheen ohne Minarett». Sarrazins Buch sei in vieler
Hinsicht eine Vereinfachung. «Es heisst da immer 'wir' und 'sie'. Wir
die Deutschen, die Kulturträger. Sie, die Anderen.
Ich als Muslimin mit Migrationshintergrund finde, dass hier ein
Generalverdacht auf Muslime ausgesprochen wird. Entlang des ganzen
Buches kommen die Begriffe: Bildungsfern, dann die Geschichte mit der
Fertilität.» Für sie sei im Buch einfach eine abwertende Note drin. «Ich
finde, andere werden ausgegrenzt.»
Hermann: Buch wäre in der Schweiz kein Aufreger
«Ich glaube, es ist doch sehr ein deutsches Buch», sagt Michael Hermann,
Politgeograf, Ko-Autor Studie zur neuen Zuwanderung in den
Wirtschaftsraum Zürich. «Ich glaube in Deutschland wurde die Thematik
der Zuwanderung, Ausländer und Migration jahrelang tabuisiert. Es wurde
als Unthema behandelt, und wenn nur vom rechten Rand behandelt.»
In der Schweiz wäre das Buch nach der Schwarzenbach-Initiative und der
SVP, die solche Themen thematisiert, nie zu solch einem Aufreger
geworden, meint Hermann.
Kampf gegen die »besseren Menschen«
Ob die Lage in der Schweiz tatsächlich anders ist, lässt Alain Pichard,
Reallehrer, offen. «Ich möchte mich zwar nicht mit Sarrazin vergleichen.
Aber so eine kleine Mini-Sarrazin-Debatte habe ich auch im 2006
ausgelöst.»
4-Phasen-Reduit-Denken der Linken nach Alain Pichard, Reallehrer
KOMMENTAR IM TAGI (TV KRITIK)
Für den Tagi ist Sarrazin ein Brandstifter
Ich zitiereaus der TV-Kritik: Moscheen, Muschg und Brandstifter Sarrazin
Deutschlands Held und Staatsfeind Nummer 1, Thilo
Sarrazin, war gestern im «Club» zu Gast und brachte Moderatorin
Christine Maier sowie Adolf Muschg fast zum Verzweifeln.
Die Fetzen hätten
gestern Abend im «Club» fliegen können. Schliesslich war der grosse
Provokateur Thilo Sarrazin zu Gast. Doch Christine Maier wurde
enttäuscht.
Foto: Screenshot SF
Kommentar:
Ich glaube nicht, dass Christine Maier enttäuscht wurde. Müssen Themen so diskutiert werden, dass Fetzen fliegen. Der CLUB ist nach meinem Dafürhalten ein Sendegefäss, dass den DIALOG gross schreibt. Wahrscheinlich waren nur einzelne Gesprächsteilnehmer enttäuscht, wenn zu allgemein oder zu vage argumentiert wurde. Beispiel einer Weichspüler-ankündigung von Muschg: "Ich werde jetzt ein bisschen explodieren" (Doch nichts geschah)
Nach meinem Dafürhalten sind viele Zuschauer am Bildschirm geblieben, weil oft nicht um den heissen Brei geredet wurde.
Reallehrer Pichard sprach bildhaft - mit konkreten Beispielen und wurde deshalb vom Publikum gut verstanden.
Nach Aussage einiger Beobachter überzeugte er, weil er das, was er schilderte, selbst erlebt hatte.
Adolf Muschg - hoch intelligent - hatte einen fragwürdigen Auftritt. Er sprach zu sehr über den Köpfen hinweg.
Von Tilo Sarrazin wurde erwartet, dass er mit rassistischen Schlägen unter die Gürtellinie aufmischt. Erstaunlich war im CLUB, dass er dem Bild der deutschen Medien gar nicht entsprach, das von ihm gezeichnet worden war. Seine Aussagen bestätigten, dass viele Kritiken auf Vorurteilen basierten. Sarrazin sprach erstaunlich sachlich. Ausgeklammertes nannte er beim Namen.
Sarrzins Kontrahentin, Jasmin El-Sonbati, Muslima, Gymnasiallehrerin und
Autorin von «Moscheen ohne Minarett». versuchte zu beweisen, dass Sarrazins Buch zu sehr vereinfache. Als Muslimin mit Migrationshintergrund erkannte sie einen
Generalverdacht auf Muslime. Ob El-subati entzündente Stimmbänder hatte? Ihre Stimme wirkte jedenfalls alles andere als überzeugend.
Politologe Hermann und Chefredaktor Müller brachten etwas Vermittelndes in die Gesprächsrunde. Beim Club wird geschätzt, wenn ein Thema ohne unfairen Schlagabtausch vertieft werden kann. Das ist auch bei dieser Sendung Christine Maier gelungen. Es würde mich wundern, wenn der Kommentator des Tagesanzeigers recht hätte mit der Feststellung: Zu viele Zahlen, zu lange Ausschweifungen, zu viel Aufgewärmtes sei im Grunde genommen verschwendete Sendezeit.
Ich habe mir die ganze Sendung angeschaut und war froh, dass Sachverhalte "aufgewärmt" wurden (wer nicht will, dass Probleme angesprochen werden, blockt dies ab, indem er von Aufwärmen der Probleme spricht). Ich bin überzeugt, dass es die Zuhörer schätzten, wenn Fakten, Beispiele konkret genannt wurden. Die Behauptung des TV Kritikers (TAGI): Die Frage im Titel des Buches von Sarrazin schien für die Schweizer Teilnehmer kein Thema zu sein, muss entgegnet werden: Die Themen der mangelnden Bereitschaft gewisser Einwanderern der Integration gegenüber, auch die Probleme im Schulalltag, wenn man sich nicht mehr verständigen kann oder will, waren sehr wohl Themen, die nicht einfach schön geredet oder verschwiegen werden dürfen. Das Verdienst des CLUB ist, dass in Bevölkerung nicht zusätzlich Druck aufgebaut wird, weil brennende Themen angesprochen werden. Schweigen, Deckel drauf, Beschönigen, Tatsachen unterdrücken ist langfristig immer kontraproduktiv. Man würde nur zum Wasserträger extremer Parteien, die es verstehen, den aufgestauten Druck für sich zu nutzen.