Calmy-Rey versteht es einmal mehr, zu irritieren und anzuecken
Erneut tappt die angehende Bundespräsidentin ins Fettnäpfchen.
Ihre angeblich originelle Neujahrskarte gibt heute Stoff zu Missverständnissen.
Bei Kommunikationsprozessen befürworte ich seit Jahren die Bildrhetorik.
Doch müssten wir Bilder so konkret vermitteln, dass der Empfänger die Aussage möglichst eindeutig versteht und nicht falsch interpretieren kann. Wer mehrdeutige Bilder verwendet, muss sich nicht wundern, wenn sich der Empfänger das aussucht, das er will.
Die Neujahrskarte der umstrittenen Bundesrätin mit den Frauenbeinen, den Stöckelschuhen, die Kugeln zertritt, ist nach meinem Dafürhalten sehr schlecht gewählt. Denn dieses Bild ist ein Steilpass für all jene, die sich an die Pleiten und Pannen der Bundesrätin orientieren. An ihrer historisch schlechten Wahl, all den fragwürdigen Medienauftritten usw. Die früher so beliebte Micheline Calmy- Rey verstand es immer wieder, in Fettnäpfchen zu treten und hat leider nicht nur im Parlament mit ihrem unkollegialen und misstrauischen Verhalten - jüngstes Beispiel ist das Fotoverbot - zu viele vor den Kopf gestossen (Parlamentarier, Medien, Oeffentlichkeit usw.) Wir verweisen auf ihr Verhalten nach die jüngste Wahlschlappe.
Micheline Calmy-Rey versteht es immer wieder, aus der Reihe zu tanzen, aufzufallen und vor allem jegliche Kritik an sich abprallen zu lassen. Ich habe mich um gefragt und habe das Bild verschiedenen Personen gezeigt.
ECHO: Typisch Calmy - Rey: Sie tritt auf Kugeln (d.h. wieder einmal in Fettnäpfchen). Calmy-Rey benimmt sich wie ein Elefant im Porzellanladen. Oder: Die Karte verwundert mich nicht: Typisch MCR. Wenn sie nur auffällt. Wichtig ist, dass von ihr geredet wird. usw. Die Echos waren mehrheitlich negativ.
Ich zitiere 20 Min:
Micheline Calmy-Rey sorgt erneut für eine Kontroverse: Ihre Neujahrskarte zeigt nicht wie üblich ein Weihnachtssujets, sondern ein Paar Frauenbeine in High Heels, die silberne Weihnachtskugeln auf einem roten Teppich zertreten
Micheline Calmy-Rey tanzt mit ihrer Neujahrskarte aus der Reihe.
Unter dem Bild steht der Spruch: «Die Welt ist zerbrechlich. Tragen wir ihr Sorge!» Das Bild stammt aus einem Film der Schweizer Künstlerin Sylvie Fleury.
«Ich sehe eine Frau, die sauer ist auf die Menschen, die Männer und die Religion», so das Fazit des welschen Publizisten Jean-Henri Francfort in «Le Temps». Calmy-Rey habe einen schlimmen Kommunikationsfehler begangen. Auch SVP-Nationalrat Lukas Reimann ärgert sich: «Die Karte ist eine Frechheit: Frau Calmy-Rey kokettiert mit dem Scherbenhaufen, den sie angerichtet hat.» Julia Gerber-Rüegg, Co-Präsidentin der SP-Frauen Schweiz, versteht die Aufregung nicht: «Das Bild ist originell! Es zeigt auf, dass die Welt auch an der Gier nach Luxus zerbrechen kann – was die High Heels und die Kugeln schön symbolisieren.»
Kommentar:
Nachtrag TAGI:
Ein klares Statement
Dass eine Politikerin, die auf dem diplomatischen Parkett bisher wenig durch Feinfühligkeit aufgefallen ist, auf die Zerbrechlichkeit der Welt aufmerksam macht, mag tatsächlich eine Provokation sein. Genau so, wie wenn sie, die mit der Kollegialität – gelinde gesagt – Mühe zeigt, in einem Interview ein Hohelied auf die Konkordanz singt. In Fleurys Original-Video steht aber nicht die Zerbrechlichkeit im Zentrum, sondern vor allem die Lust an der Zerstörung. Dass die Frau in Highheels auf die Kugeln tritt, ist kein Unfall, sondern eine bewusste Tat, die so oft wiederholt wird, bis die gesamte Weihnachtsidylle in Tausende von Stücken zerbrochen ist.
Das Sujet passt hervorragend zu Calmy-Rey. Die Widersprüche, Fehltritte aber auch die Eleganz der Genferin kommen darauf perfekt zum Ausdruck. Eine solche Karte ist kein Kommunikationsfehler. Die Karte ist ein klares Statement, dass Calmy-Rey ihre Politik und ihre Art trotz aller Kritik unbeirrt weiterführen wird. Und klare Statements sind immer besser als dekorative Nullaussagen.
Auch dieser Kommentator teilt meine Prognose, dass die Bundespräsidentin trotz aller Kritik in ihrer Art unbeirrt so weitermacht, wie bisher.