Das menschliche Gehin ist fähig, die Bedürfnisbefriedigung zu kontrollieren
Die Selbstkontrolle können wir fördern- aber wie?
Joachim Bauer ist Professor für Psychoneuroimmunologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau. Hirnforscher, Arzt und Autor des Bestsellers «Selbststeuerung – Die Wiederentdeckung des freien Willens».
Ich zitiere Bauer(aus SRF):
«Wo kein Wille ist, da ist auch kein Weg»
Stimmt das Sprichwort: wo ein Wille, da ein Weg?
In vielen Fällen stimmt es, aber nicht in allen. Negative soziale Umstände oder andere äussere Widrigkeiten können dazu führen, dass der Wille keinen Weg findet und resigniert. Ich würde es umgekehrt formulieren: Wo kein Wille ist, da ist auch kein Weg, dieser Satz gilt praktisch immer.
Dem Leistungswillen kommt oft das Lustprinzip in die Quere. Welche Kraft ist stärker?
Menschliches Verhalten wird durch zwei Fundamentalsysteme beeinflusst: Zum einen gibt es in unserem Gehirn ein bottom-up, also sozusagen ein von unten nach oben wirkendes Triebsystem, welches nach sofortiger Bedürfnisbefriedigung strebt. Auf der anderen Seite gibt es ein top-down wirkendes Kontrollsystem, welches – wenn es intakt ist – das Triebsystem bremsen kann und uns dadurch befähigt, Befriedigungen zugunsten längerfristiger, höherwertiger Ziele aufzuschieben. «Selbststeuerung» ist die Kunst, beide Systeme in guter Balance zu halten.
Wie erwerben Kinder den eigenen Willen? Was können Eltern dazu beitragen?
Ohne Selbst kann es keine Selbststeuerung geben. Damit Kinder ein stabiles, in sich gefestigtes Selbst entwickeln können, müssen sie sich angenommen und geliebt fühlen dürfen. Um dieses Selbst dann aber auch steuern zu können, müssen Kinder – ab dem etwa dritten Lebensjahr – lernen, Grenzen zu beachten, vor allem lernen, zu warten, zu teilen und ihre Impulse zu kontrollieren. Das kann und soll liebevoll geschehen, dazu brauchen wir keine Rückkehr zur schwarzen Pädagogik!
KOMMENTAR:
Ein Bekannter von mir, vertrat immer noch die Ansicht, man müsse den Kindern alle Wünsche erfüllen, ansonsten sie sich nicht frei entfalten können, obschon es heute wissenschaftlich erwiesen ist, dass der Mensch rechtzeitig lernen muss, Grenzen zu beachten und Impulse zu steuern.
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