Sonntag, 27. Januar 2013

Wäre schon längs fällig gewesen:



Weniger Lehrer pro Klasse!

Schulversuch in Zürcher Volksschule angekündigt.

Besser lernen

 dank weniger Lehrern










Der Schulalltag soll lat Zürcher Regierungsrat mit dem Versuch vereinfacht werden.
Der Schulalltag soll lat Zürcher Regierungsrat mit dem Versuch vereinfacht werden. (Bild: Karin Hofer/ NZZ)

Im kommenden Sommer beginnt ein Schulversuch, von dem sich die Bildungsdirektion stärkere Lernbeziehungen und eine einfachere Schulorganisation verspricht. Der Regierungsrat hat das nahezu kostenneutrale Projekt vor Weihnachten bewilligt.
Aus NZZ- online:


Weniger Spezialisten, dafür mehr personelle Ressourcen für die Regelklassen: Dass die Bildungsdirektion hohe Erwartungen in einen Schulversuch nach diesem Rezept hegt, war schon seit einiger Zeit bekannt. Mit vier Gemeinden ist die Übungsanlage dazu letztes Jahr auf dem Papier durchgespielt worden. Kurz vor Weihnachten gab der Regierungsrat grünes Licht für den Versuch. Am Freitag hat Bildungsdirektorin Regine Aeppli (sp.) zusammen mit dem für Schule und Sport verantwortlichen Winterthurer Stadtrat Stefan Fritschi (fdp.) das Projekt vorgestellt.

Förderliche Beziehung

«Fokus: Starke Lernbeziehungen» heisst der auf Kindergärten und Primarschulen beschränkte Schulversuch. Seine Grundidee ist, dass pro Klasse nur noch zwei Lehrpersonen unterrichten, und zwar möglichst alle Fächer. Diese beiden Lehrpersonen übernehmen auch den bisher Spezialisten übertragenen Unterricht in Deutsch als Zweitsprache (DaZ), die integrative Förderung (IF, zum Beispiel bei Lernschwächen) und die Begabtenförderung. In ihrer Arbeit werden sie von schulischen Heilpädagogen beraten und unterstützt.
Aeppli will mit der Reduktion der Anzahl Lehrpersonen pro Klasse eine «konstante, förderliche Beziehung» zwischen den Lehrkräften und den Schulkindern ermöglichen und erhofft sich positive Auswirkungen auf deren Entwicklung und Lernerfolge. Auch die Eltern seien nicht mehr mit einer Vielzahl von Ansprechpartnern konfrontiert. Darüber hinaus hat der Versuch zum Ziel, die Lehrkräfte vom grossen Aufwand für Koordination und Absprachen zu entlasten und die Schulorganisation zu vereinfachen.

Grosses Interesse Winterthurs

Was das konkret bedeuten kann, erläuterte Stefan Fritschi am Beispiel Winterthurs. Schon Erstklässler wie sein eigener Sohn hätten heute mit bis zu sieben Lehrpersonen zurechtzukommen. Anderseits müssten Fachlehrer oft an vier bis sechs Klassen arbeiten, um auf ein vernünftiges Pensum zu kommen, und damit mehr als hundert Kinder kennen. Wer ein halbes Pensum in einer Klasse und zusätzlich ein paar Lektionen DaZ unterrichte, könne zwei verschiedenen Pensionskassen angehören und in mehreren Anstellungsverhältnissen stehen. Entsprechend kompliziert seien Pensenänderungen. Mit zahlreichen unattraktiven Kleinstpensen falle es zudem schwer, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein.
Winterthur will deshalb in grösserem Stil in den Versuch einsteigen, wenn auch erst in der zweiten, im Sommer 2014 beginnenden Etappe. Fritschi würde sich wünschen, dass in jedem der sieben Schulkreise eine Schule mitmacht. Insgesamt zählt Winterthur 39 Schulen. Er ist «schwer der Ansicht», dass der Versuch neben den erwähnten Verbesserungen auch eine Stärkung der Position und des Ansehens der Klassenlehrpersonen mit sich bringe. Diese könnten kompetenter auftreten, wenn sie die Verantwortung für ihre Klasse nicht mit vielen andern teilen müssten.

Eineinhalb Stellen pro Klasse

Aeppli betonte, dass die Idee zum Versuch nicht von oben, sondern aus den Schulen und Schulgemeinden komme. Man sei schon im Rahmen des breit angelegten Projekts «Belastung/Entlastung im Schulfeld» darauf gekommen. Die Stärkung der Lernbeziehungen gehöre zudem zu den Legislaturzielen der Bildungsdirektion. Man reagiere jetzt auf die in den letzten Jahren forcierte Spezialisierung. Das sei nicht mit einer Kritik an der Arbeit der Spezialisten verbunden, diese leisteten gute Arbeit. Aber ihre Zahl müsse reduziert werden.
Alimentiert wird der Versuch nicht durch zusätzliche Mittel, sondern durch die Umverteilung von bereits vorhandenen Ressourcen wie den Dotationen für IF, DaZ und die kommunale Begabtenförderung in die Regelklassen. Damit erreiche man – abhängig vom Sozialindex der Gemeinde – 130 bis 160 Stellenprozente pro Klasse, was Teamteaching und Halbklassenunterricht während des grössten Teils der Unterrichtszeit ermögliche. Nach diesem Modell können bisherige schulische Heilpädagogen und DaZ-Lehrkräfte, die alle über ein Lehrerdiplom verfügen, entweder eine Aufgabe als Klassenlehrer oder beratende Aufgaben an ihrer Schule übernehmen. Mit dem Versuch wird ein auf den individuellen Bedarf abgestimmtes Weiterbildungsangebot entwickelt. Dafür und für die wissenschaftliche Begleitung und Projektorganisation sind 4,9 Millionen Franken gesprochen.
Mindestens 200, höchstens 350 Klassen sollen am Versuch teilnehmen, was maximal 5 Prozent aller Kindergarten- und Primarklassen des Kantons entspricht. Der Versuch ist befristet bis Sommer 2019. Gesucht werden noch Schulen, die bereits diesen Sommer einsteigen wollen. Die zweite Etappe startet 2014, eine dritte 2015. Auch der Zürcher Lehrerinnen- und Lehrerverband ruft die Schulen zur Teilnahme auf. (Ende Zitat)

Kommentar:

Insgesamt 200 bis 350 Primar- und Kindergartenklassen will der Kanton Zürich in den nächsten drei Jahren für ihr Versuchsprojekt gewinnen. Die Anzahl der Lehrer pro Klasse sollen drastisch reduziert wird. Man verspricht sich bessere Schulerfolge, weil sich Schüler nicht mehr auf etliche Bezugspersonen einstellen müssen. Auch für Eltern soll es einfacher werden, weil sie für Belange ihres Kindes, nur noch eine oder zwei Ansprechpersonen haben.
Ich erteile seit vielen Jahren Weiterbildungskurse für Lehrer aller Stufen, Schulleiter und Schulbehörden.  Dass die Bildungsdirekton mit der zunehmender Spezialisierung auf die falsche Karte gesetzt hat, war  mir schon längst bewusst.Es kann doch nicht sein, dass ein Volksschüler 6-10 Lehrkräfte haben muss. Der Wunsch nach Teilzeitarbeit verstärkte die Auflösung des Wunsches nach einer konstanten Bezugsperson. Eine Klasse neben dem Klassenlehrer von verschiedensten Fachleuten betreut worden, beispielsweise im Bereich Deutsch als Zweitsprache (DAZ) oder bei der integrativen Förderung (IF). Heilpädagogen, Turn- Sing- lehrer wirkten alle an derselben Klasse.
Das hatte zur Folge, dass etliche DAZ-Lehrer, Kleinstpensen an verschiedenen Schulen wahrnehmen mussten, um ein attraktives Pensum zu erreichen. Andererseits hatten  die Lehrer einen enorm grossen Koordinationsaufwand. Denn sämtliche Massnahmen und Unterrichtsmethoden mussten in unzähligen Meetings und Teamsitzungen  untereinander abgesprochen werden. Ganz zu schweigen von den Schülern und Eltern, die sich an etliche Bezugspersonen gewöhnen mussten. Aehnlich, wie wir bei einem Spitalaufenthalt ständig von einer anderen Person betreut werden.

Erstaunlich, dass die Bildungsdirektorin erst heute die Bedeutung des Klassenlehrers erkannt hat.
DIESE ECHTE VEREINFACHUNG DER SCHULE
WAR UEBERFAELLIG! 

Der angebliche Schritt zurück ist nach meinem Dafürhalten ein Schritt nach vorn hin zur bewährten Bezugsperson. Dieses Zurück zur KONSTANZ vereinfacht das unterrichten wesentlich.
Als Ombudsman einer Kantonschule zeigte sich  bei meiner Arbeit immer wieder, wie wichtig  die Konstanz der Bezugsperson Klassenlehrer  ist - trotz zahlreicher Fachlehrkräfte, vor allem bei Konflikten oder persönlichen Problemen.
LINKS:


17. Mai 2002 ... Mangelnde Konstanz von Bezugspersonen Vertrauen können wir nur bei einer Person aufbauen, die wir kennen. Niemand wird einer ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/Aktuell_Mai_17_2002.html

20. März 2007 ... Dass Kinder Geborgenheit, Nestwärme und eine Konstanz hinsichtlich Bezugspersonen benötigen, ist unbestritten. Es geht oft nur um die ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/07/03_20/index.html



























27.01.2013

Lob für den Roman "Elvis"

Nachrichtenmagazin rezensiert Ackeret-Roman.

Grosse Ehre für "persönlich"-Chefredaktor Matthias Ackeret. In der aktuellen Ausgabe des deutschen Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" wird sein Roman "Elvis" als "Trouvaille" gelobt. Der "Spiegel" schreibt, "das Ding ist wirklich, wie Martin Walser sagt, 'gnadenlos unterhaltend'". Damit nimmt die Zeitschrift Bezug auf die Youtube-Rezension von Walser. Und weiter: "Elvis ist die helle Beleuchtung in diesem schwungvollen Kleinstthriller, für die dunkle Hälfte sorgt kein Geringerer als Adolf Hitler." Die Buchsprechung über "Elvis" endet mit dem Satz: "Gute Arbeit, Matthias Ackeret." Der Roman "Elvis" ist im Meierbuchverlag, Schaffhausen, erschienen.

Lieber Matthias

Herzliche Gratulation!

Marcus

Originell oder kontraproduktiv?

Bio, bodenständig, blond

Die Blondine ist so etwas wie die Alterspräsidentin der Geschlechterstereotypen. Seit Jahrzehnten liefern ihre intellektuellen Defizite und ihre verruchte Sexualmoral die Pointen zahlloser Witze und Zoten.
Was ist nun davon zu halten, wenn sich eine linke Politikerin in einem Wahlkampf selber zur Blondine macht? Die Rede ist von Brigit Wyss, der grünen Bewerberin für die Solothurner Kantonsregierung. Die 52-Jährige – im Jahr 2010 offizielle Bundesratskandidatin ihrer Partei – kämpft laut eigener Aussage seit früher Kindheit gegen Rollenmuster. Und jetzt empfiehlt sie sich  mit dem Slogan «Bio, bodenständig, blond» für die Wahl vom 3. März. «Ich will erreichen, dass die Leute meinen Wahlprospekt länger anschauen», so wird Wyss in der «Basellandschaftlichen Zeitung» zitiert. «Der Slogan ist mit einem Augenzwinkern zu nehmen, er ist zum Schmunzeln.»

hr Wahlauftritt ist misslungen: Die Solothurner Grüne Brigit Wyss. (Keystone/Peter Klaunzer)
Ihr Wahlauftritt ist misslungen: Die Solothurner Grüne Brigit Wyss. (Keystone/Peter Klaunzer)
Zum Schmunzeln? Bedauerlicherweise zeigt der Slogan in erster Linie, dass Selbstironie für politische Kampagnen eine gefährliche Ingredienz darstellt. Vor allem, wenn die Selbstironie Selbstzweck ist und nicht über sich hinaus weist. «Bio» enthält ansatzweise ein politisches Bekenntnis, «bodenständig» vermittelt eine Charaktereigenschaft, «blond» hingegen enthält und vermittelt nichts. Der Inhalt der Botschaft besteht aus Haarfarbe und fertig. Selbst wenn die Leute die Wahlsujets tatsächlich «länger anschauen»: Wer so wirbt, kann beim Betrachter den Eindruck erwecken, das anvisierte Amt – oder die Wähler – nicht wirklich Ernst zu nehmen.
Und mit der Komik will es auch nicht recht hinhauen. Witz entsteht durch geistreiches Spiel mit Doppelbödigkeit. Nehmen wir an, ein afrikanischstämmiger CDU-Kandidat priese sich als «schwarz» an: Es wäre witzig, weil schwarz die politische Farbe der CDU ist. Der blonden Wyss hingegen fehlt der Witz, weil «blond» keine solche Mehrdeutigkeit erkennen lässt. Jedenfalls keine beabsichtigte. Die Kandidatin will wohl kaum ernsthaft ihre Qualitäten als Klischee-Blondine bewerben.
So droht die Stereotypie am Ende noch zementiert zu werden. Das ist gewiss nicht im Sinn von Brigit Wyss, die explizit als «zweite Frau» in die Regierung möchte. Sie sollte die Strategie wechseln – und den Wählern nicht die Farbe ihrer Haare, sondern ihrer Politik verkaufen: grün.

Kommentar: Brigit Wyss müsste bedenken:

Wer so wirbt, kann beim Betrachter den Eindruck erwecken, das anvisierte Amt – oder die Wähler – nicht wirklich Ernst zu nehmen. Es hat sich immer wieder gezeigt, dass Selbstironie bei politischen Kampagnen tatsächlich gefährlich ist. Ich unterstütze den Rat: Die Kernbotschaft muss die politische Haltung der Kandidatin sein.