Wenn es um die Kandidatenfrage geht, fragen wir uns,
ob Laschet der Union CDU/CSU mehr Stimmen bringt, als der mediengewandte Söder.
Gemäss aktuellen Umfragen hat Söder immer noch die Nase vorn. Doch der
Vorsprung schwindet.
Die Oeffentlichkeit rechnete mit einem Fernduell
zwischen dem neuen CDU- und dem CSU-Chef. Aber es wird wohl kaum zu einem
Hahnenkampf kommen.
Doch ist nach wie vor mit einem Wettbewerb zwischen
Düsseldorf und München zu rechnen, ohne hartes Duell.
Laschet wies die Vermutung der Medien - es komme zu
einem Schlagabtausch - zurück:
„Wir liefern uns kein Duell. Das wäre auch
angesichts der Lage völlig unangemessen.“
(Quelle: Interview im Spiegel)
Söder wies früher seinerseits eigene Ambitionen auf
das höchste Regierungsamt zurück.
„Die Frage, wie es im nächsten Jahr weiter geht,
spielt für mich überhaupt keine Rolle.“ (Quelle: Interview der Deutschen
Presse-Agentur)
Laschet konnte im WRD-Trend anfangs Februar
deutlich zulegen.
Acht Punkte mehr als bei der vorangegangenen WDR-
Erhebung vom September.
Die Entscheidung über die Kanzlerkandidatur der
Union ist immer noch offen. Es kann aber nur einen Kandidaten geben. Spannend,
denn:
Der Führungsstil von Laschet und Söder ist ähnlich.
Armin Laschet führt nach der Formel:
„Führen und Zusammenführen“. Es gelang ihm auch die
zerstrittene Landes-CDU zu befrieden.
Markus Söder kann integrieren. Er führt die CSU
ruhig. Dass er mit anderen zusammenarbeiten kann, zeigte sich in der Koalition
in Bayern mit den nicht immer einfachen Freien Wählern.
Auch bei der Wirtschaft-
und Klimapolitik fehlen zwischen den Kontrahenten grosse Differenzen.
Söder steht der Unternehmerseite nahe.
„Wirtschaft ist für ihn nicht alles, aber ohne sie
ist alles nichts.“
Er hat gesehen, dass man wirtschaftliche Interessen
und Klimaschutz nicht gegeneinander ausspielen sollte. Für Söder muss der
Klimawandel nicht durch Verzicht aufgehalten werden, sondern durch Fortschritt
und Forschung.
Laschets schwarz-gelbe Koalition machte sich für den Mittelstand und
Familienunternehmen stark, mit dem Credo: „Wir müssen alles tun, dass wir
Industrieland bleiben und gleichzeitig die oekologischen Nachhaltigkeitsziele erreichen.“
Die Kandidaten zur Frauenförderung:
Söder weiss, dass es gegen die Frauen viel zu
verlieren, mit ihnen viel zu gewinnen gibt. Er setzt sich heute für eine erweiterte
Frauenquote ein.
Laschet war
unter Ministerpräsident Jürgen Rüttgers Integrations- und Frauenminister.
Seither betreibt er ebenfalls gezielte Frauenförderung.
Bei der Asylpolitik
machte Söder noch vor 2018 mit Seehofer im Asylstreit Stimmung und Front gegen
die Kanzlerin. Heute hält er sich zurück, weil er eingesehen hat, dass er sich
damit enorm schadet.
Bei der Flüchtlingsfrage stand Laschet auch in
schwierigsten Tagen stets voll und ganz
an Merkels Seite.
Um die Akzeptanz bei der Bevölkerung zu sichern,
demonstriert er auch Härte im Umgang mit Personen ohne Bleiberecht, Straftätern
oder Gefährdern.
Beide Kandidaten unterstützen den Merkel-Kurs.
Wer hat nun die besseren Karten, bei einer so
grossen Uebereinstimmung?
Die Situation ist nach wie vor offen.
Söder hat angeblich mehr Sympathiepunkte. Die Stimmberechtigten
könnten sich aber noch Sorge machen, dass mit Markus Söder die Bayern
dominieren.
Den Merz-Fans
wird wahrscheinlich Söder näher liegen, weil sei von ihm mehr Aufbruch und neue
Ideen erwarten. Armin Laschet wird anderseits noch viele Punkte holen, weil er
es wagte, Klartext zu sprechen im Zusammenhang mit der „Alternativlosigkeit“
beim Endlos-Dauer-Lockdown.
Quelle „Bild“ zitiert Laschet:
„Immer
neue Inzidenzen, Verbote, Warnungen und Mahnungen verfangen bei den Menschen
nicht mehr.“
Viele
haben genug davon, dass eine Ministerpräsidenten-Konferenz ihnen z. B.
weiterhin verbieten will, ihre Verwandten zu besuchen („… ist zu unterlassen“),
während gleichzeitig jeden Tag Urlaubs-Flieger nach Dubai und Südafrika
starten.
Sie können
es nicht länger ertragen, dass die Kinder unter dem Lockdown so dramatisch
leiden. Sie können nicht mehr hören, dass es zu all diesen Verboten auch mehr
als ein Jahr nach dem ersten Corona-Fall keine Alternative geben soll. Und dass
diejenigen, die über Alternativen reden (z. B. besserer Schutz der Altenheime)
nicht gehört werden.
Armin
Laschet hat das ausgesprochen, was viele in der Bevölkerung denken. Er geht
damit ins Risiko, hat sich klar gegen den harten Corona-Kurs von Kanzlerin
Angela Merkel und CSU-Chef Markus Söder gestellt. Diese Differenz ist
offensichtlich.
Laschets Mut kann ihm möglicherweise zu einem
unerwarteten Schub verhelfen.
Am Aschermittwoch holte sich anderseits Söder mit einer rhetorisch gekonnten Rede Punkte
und stahl Laschet die Show. Er stichelte gegen den Rivalen mit folgendem Satz:
“Armin Laschet, der den
Lockdown schnell lockern will, handelt nicht im Sinne der Kanzlerin und kann
ihre Stimmen nicht holen – ICH schon.”
Diese aktuellen Aussagen verdeutlichen:
Das Rennen bleibt immer noch offen. Für wen?
Wir dürfen nicht vergessen:
Schon F.J. Strauss musste erleben, dass er für
einen Bayern und CSU-Chef nahezu unmöglich ist, Bundeskanzler zu werden. Denn
„nördlich des Maines wohnen die Preussen und andere wilde Völker“ (aus einem
alten Schüleraufsatz).
Und ausserdem ist die CDU ein Mehrfaches grösser,
als die CSU, sie wird sich also die Kanzlerschaft nicht nehmen lassen. Doch
wäre Bundesaussen- oder Bundesfinanzminister ja auch etwas Schönes für den
Herrn Söder, falls dies Posten nicht an die Grünen gehen würde.
Da es nur einen Sieger geben wird und ich mich
schon heute festlegen müsste, wird für mich Laschet das Rennen machen. Ich
hatte ihn deshalb bereits eingehender analysiert. Er verfolgt seine Ziele nie verbissen. Mit
seiner nonchalanten Art und seiner Fähigkeit, Rückschläge hinzunehmen hat er
mich überzeugt.
Sein Ziel erreichte er oft über Umwege.
On verra.