Samstag, 11. Oktober 2014

Keine Lust auf Arbeit

Im Moment würde ich am liebsten gar nichts machen

Ein arbeitsloser Jugendlicher erzählt von seinen Erfahrungen. Weil er keine Lehrstelle gefunden hat, fehlt ihm die Motivation und er möchte am liebsten «nur chillen».

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Sascha*  über einem Jahr arbeitslos. (Bild: zvg)
Aus 20 Minuten:
Sascha* wird bald 17 und wohnt in der Nordwestschweiz. Seit er im Sommer 2013 die Schule abgeschlossen hat, ist er arbeitslos. Wirkliche Ziele hat er nicht, eine ernsthafte Perspektive auch nicht. Im Gespräch mit 20 Minuten erklärt er, wie er das Leben wahrnimmt und was seine Prioritäten sind.

Sascha, du bist nun seit über einem Jahr arbeitslos. Wie ist es dazu gekommen?

Ich war nie ein begeisterter Schüler und habe in der Sekundarschule häufig geschwänzt. Dadurch habe ich schlechte Noten bekommen und musste ein Jahr wiederholen. Das hat mich so sehr frustriert, dass ich die Schule geschmissen habe, ohne einen Abschluss zu machen. Plötzlich war ich dann arbeitslos und habe nicht mehr gewusst, wie weiter.

Was hattest du denn für dein Leben geplant?

Konkret eigentlich gar nichts. Eine Lehre als Büchsenmacher hätte ich gerne gemacht, aber die gibt es in der Schweiz nur einmal. Während der Schulzeit habe ich noch etwa zehn Bewerbungen verschickt, ich wurde aber nirgends genommen. Jetzt bin ich nicht mehr so motiviert.

Wie verbringst du denn nun deine Tage?

Ich kann meistens länger ausschlafen als meine Freunde und treffe sie dann erst am Nachmittag, wenn sie Feierabend haben. Wir hängen auf dem Schulhausplatz oder in unserem Rümli herum, chillen und spielen Basketball. Manchmal zeichne ich auch Graffiti. Das ist mein Hobby.

Und das passt dir so?

Mich stört halt, dass ich kein Geld habe. Meine Eltern waren sauer auf mich, weil sie finden, dass ich nur herumgammle, und haben mir das Sackgeld gestrichen. Seitdem kann ich mir nichts mehr leisten. Es sollte schon ein bisschen anders laufen, als es das gerade tut.

Wie sollte ‹es› denn laufen?

Ich sollte halt mein Leben in der Griff bekommen und mehr Bewerbungen verschicken. Ich hoffe, dass alles irgendwann gut kommt, und bin froh darüber, dass noch Leute hinter mir stehen.

Das klingt ein wenig zu vorbereitet. Was denkst du wirklich?

Ehrlich gesagt gebe ich einen riesigen Fuck. Im Moment würde ich am liebsten gar nichts machen. Vieles, was die Leute von mir wollen, ist mir ganz einfach egal. Wenn ich könnte, würde ich mehr zeichnen und Basketball spielen, aber ich weiss auch, dass ich mein Leben wirklich ändern muss.

Was tust du denn, um deine Situation zu verbessern?

Ich gehe jetzt schon zum zweiten Mal zu einer Jugendhilfe-Organisation. Dort wird mir dabei geholfen, Schnupperlehren und Praktika zu bekommen, und ich werde dazu ermutigt, Bewerbungen zu schreiben. Bald werde ich in einen Malerbetrieb gehen und dort eine Schnupperlehre absolvieren. Maler wäre ich recht gern, weil mich der Job ans Graffiti-Malen erinnert.

KOMMENTAR:
Diese Geschichte macht bewusst,
- dass die Schule unentschuldigte Absenzen nicht toleriern dürfte
- Eltern den Erziehungsauftrag nicht delegieren dürfen
- Kinder  Bezugspersonen benötigen und dies Präsenz erfordert