Donnerstag, 20. März 2008

Ist Anne Will - die ARD Vorzeigefrau - zu unflexibel?

bild - online:

Internes Papier aufgetaucht

„Starr und unflexibel“: ARD kritisiert Anne Will

„Starr und unflexibel“ – mit diesen harten Worten kritisiert die ARD ihre eigene Polit-Talkerin Anne Will! Das soll aus einem ARD-internen Papier über die Sendung „Anne Will“ (sonntags 21.45 Uhr) hervorgehen. Das Schriftstück gelangte jetzt an die Öffentlichkeit.

Die „Süddeutsche Zeitung“ zitiert aus dem Bericht des neunköpfigen Programmbeirats: Der sei enttäuscht, weil man keine deutlichen Änderungen gegenüber der Vorgängersendung „Sabine Christiansen“ feststellen könne.

- Die Studiogestaltung sei „viel zu unruhig“

- Das sogenannte „Betroffenen-Sofa“ müsse unbedingt abgeschafft werden. Die dort sitzenden Gesprächspartner seien „schlecht in die Diskussion integriert“.

Talk-Lady Anne Will

Talk-Lady Anne Will

Aber auch auf persönlichste Weise wird Anne Will scharf angegriffen.

Sie führe Diskussionen „starr und unflexibel“.

Es gelinge ihr nicht, „auf Diskussionsverläufe flexibel zu reagieren“.

Schlimmer noch: Die Talk-Lady habe „Probleme bei der Faktensicherheit“, sie habe „die Fakten nicht schnell genug präsent“!

Letztendlich bedauert der Programmbeirat in dem internen Papier, „dass es nicht gelungen ist, 'Hart aber fair' auf den Sonntagabend zu setzen“. Die Talksendung mit Frank Plasberg war ursprünglich auch als Nachfolger für den Sendeplatz von „Sabine Christiansen“ in Betracht gekommen, wurde dann aber auf den Mittwoch gelegt.

Kommentar:

Ich hatte die ersten Sendungen begutachtet und diese noch für gut befunden. Doch im Vergleich zu Nachtcafé (Backes) hat die Kritik doch eine gewisse Berechtigung.

Trotz aller Kritik finde ich:

Das Format scheint sich auf diesem Sendeplatz bereits nach wenigen Monaten erfolgreich etabliert zu haben. Anne Will ist nach wie vor eine der profiliertesten Fernsehjournalistinnen Deutschlands, die für ihre Leistungen zu recht mehrfach ausgezeichnet wurde. Die Erwartungen mit der Zuschauerzahl von 3,9 Millionen wurden immerhin erfüllt. Doch im Vergleich zu Backes hat Will gewisse Kommunikationsdefizite (Darauf werden wir jedoch später zurückkommen, wenn ich Backes analysiere).

Nachlese aus RP-online:

NDR-Rundfunkrat kündigt kritische Diskussion an

Fernseh-Programmdirektor Volker Herres fügte hinzu, mit einer durchschnittlichen Zuschauerzahl von 3,9 Millionen habe Will die Erwartungen des Senders mehr als erfüllt. Er räumte jedoch ein: "Dies schließt aber natürlich - wie bei keiner Sendung - Optimierungen im Detail nicht aus." Über alle Sendungen werde mit den Gremien intern ein offener und kritischer Dialog geführt.

Auch der Rundfunkrat des NDR erklärte, er werde sich zu gegebener Zeit in seinen Ausschüssen und im Gesamtgremium mit der Sendung beschäftigen.

"Dass in einer solchen Diskussion auch kritische Punkte angesprochen werden, die zu Veränderungen führen können, ist selbstverständlich", so der Vorsitzende Helmuth Frahm. Will könne sich jedoch darauf verlassen, dass in den Gremien des NDR ihre "überaus positive Leistung am Sonntagabend" gewürdigt werde.

ARD-Intendanten zur Klausurtagung

Die ARD-Intendanten waren am Donnerstag zu einer Klausurtagung in Berlin zusammengekommen. Ob da auch über Will und ihre Sendung gesprochen wurde, wollte ein ARD-Sprecher nicht bestätigen.

Anne Will übernahm sie den Sendeplatz von Sabine Christiansen. Erst in der vergangenen Woche hatte der "Spiegel" einen vernichtenden Artikel über Will geschrieben.

Sie sei "so schrecklich seriös und staatstragend geworden". Es gebe Sonntage, an denen Will nicht mehr sonderlich viel von ihrer Vorgängerin unterscheide.

Ende Zitat

Im vertraulichen Papier haben wir noch folgende Kritikpunkte gefunden:

„Die Gestaltung des Studios ist viel zu unruhig.“

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Außerdem sollen die Einspielfilme angeblich „häufig zu Brüchen in der Diskussion führen“.

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Auch die Einbindung sogenannter Real-People-Fälle findet wenig Anklang.

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Hinzu kommt nach Meinung des Rates, dass „das Timing“ der Sendung selten stimme und sie oft „zu abrupt“ ende.

Probleme gebe es bei ihrer „Faktensicherheit“. Das wiederum sei darauf zurückzuführen, dass Will „die Fakten nicht schnell genug präsent hat“.

Für uns ergibt sich eine zu grosse Palette an Negativpunkten, ich befürchte, dass diese geballte Ladung an Kritik die Moderatorin belasten könnte und darunter die Qualität leidet. Es sei denn, die Beanstandung fordere Anne Will zusätzlich heraus. Als Profi -Frau wird sie vielleicht die Kritik als Herausforderung zu nutzen verstehen. On verra.

Aus n-tv.de:

"Neuer Kreuzzug"

Bin Laden droht Europa

Der Chef des Terrornetzwerks El Kaida, Osama bin Laden, hat der Europäischen Union wegen der dänischen Mohammed-Karikaturen mit Anschlägen gedroht. Dies sei Inhalt einer neuen Botschaft des Terroristenchefs, heißt es in einer Mitteilung des "Intel-Center" in Washington.

Bin Laden erklärt die Karikaturen schlimmer als die getöteten Menschen.

Das "Intel-Center" ist spezialisiert auf die Beobachtung und Auswertung islamistischer Web-Seiten. Die Veröffentlichung fällt auf den Tag, der in der islamischen Welt als Geburtstag Mohammeds gilt und auf den fünften Jahrestag des Irak-Kriegs. Es ist die erste Botschaft Bin Ladens seit dem 29 November, als El Kaida Europa zu einem Ende des Militäreinsatzes in Afghanistan aufgefordert hatte.

Die fünf Minuten lange Bin-Laden Video-Botschaft richtet sich demnach an alle "Intelligenten" in der EU. Die Tonaufnahme ist mit einer Animation unterlegt, auf der ein Speer blutspritzend eine rote Landkarte Europas durchbohrt. Der Terroristenchef beschuldigt den Westen, angeführt vom Weißen Haus, "gezielt unsere Dörfer zu bombardieren". Doch auch die Tragödie getöteter Frauen und Kinder "verblasst ... gegen die Veröffentlichung dieser beleidigenden Zeichnungen". Dafür werde die "Abrechnung noch schwerer wiegen". Bisher habe es von den 1,5 Milliarden Muslime in der Welt keine Reaktion gegeben. Die Veröffentlichung der Zeichnungen sei im Rahmen des "neuen Kreuzzugs" geschehen, in dem der Papst eine große, langandauernde Rolle spiele.

Dänische Zeitungen hatten Mitte Februar aus Protest gegen ein Mordkomplott von Muslimen eine umstrittene Mohammed-Karikatur des bedrohten Zeichners nachgedruckt. Fünf große Blätter, zehn kleinere und eine schwedische Zeitung hatten dabei erneut eines der Werke von Kurt Westergaard aus dem "Jyllands-Posten" veröffentlicht, die im September 2005 in mehreren Ländern zu Unruhen mit Dutzenden Todesopfern geführt hatten. Zuvor hatte die Polizei einen Dänen marokkanischer Abstammung und zwei Tunesier festgenommen, die dem Geheimdienst zufolge die Ermordung des 73-jährigen Zeichners planten.

Screenshot aus der Videobotschaft

Kommentar:

Es gibt Fachleute, die zweifeln an der Echtheit der Botschaft. Dennoch muss die Drohung ernst genommen werden. Trotz der Drohung dürfen wir die Medienfreiheit und die Meinungsäusserungsfreiheit nicht preisgeben oder kapitulieren. Nachgeben ist bei Erpressungen ein falsches Signal.