Montag, 26. Januar 2015

Wenn das Fernsehen überrascht wird

Das gab es noch nie:
Eine Tagesschaumoderatorin bricht im Studio zusammen.
Der Informationsteil wird abgebrochen und der Sport kommt zum Zug

Aus Watson:

Die «Tagesschau»-Hauptausgabe hat nur vier Moderatoren. Zwei davon sind miteinander verheiratet und gemeinsam in den Ferien. Einer hat zusätzlich frei und die vierte bricht im Studio krank zusammen. Die Personaldecke sei trotzdem nicht zu dünn, sagt «Tagesschau»-Leiter Urs Leuthard.

Der erstmalige komplette Abbruch einer Hauptausgabe der «Tagesschau» wirft am Tag danach Fragen auf. Insbesondere jene nach der Personalplanung bei der Hauptausgabe der Tagesschau. Zwei der Aushängeschilder der Sendung, Katja Stauber und Florian Inhauser, sind ein Ehepaar und verbringen deshalb auch die Ferien zusammen. Wie andere Angestellte auch, haben sie das Recht, zwei Wochen am Stück einzuziehen. Zur gestrigen Konstellation kommt hinzu, dass auch der vierte Moderator, Franz Fischlin, in den Ferien ist und Cornelia Boesch als einzige Moderatorin der Hauptausgabe in Zürich war. 
Wie Blick.ch berichtet, springt Fischlin ab heute für die erkrankte Cornelia Boesch ein. Dies hat SRF-Mediensprecherin Andrea Wenger bestätigt. 
Nun stellt sich auch die Frage, ob das «Anchorman»-Prinzip, das SRF-Direktor Ruedi Matter eingeführt hat, bei der Tagesschau praktikabel ist. Das Konzept besagt, dass eine Sendung so wenig Präsentationsgesichter wie möglich haben soll, um beim Zuschauer eine grössere Identifikation mit dem Format zu erreichen. 

Cornelia Boesch moderierte krank eine «Tagesschau»-Hauptausgabe. 
Ihre drei Kollegen waren in den Ferien. 
Zwar war Franz Fischlin gestern wohl erreichbar, ist aber nicht aufgeboten worden, weil Boesch sagte, sie könne die Sendung durchziehen. Das hat sie nicht geschafft, vermutlich auch, weil ihre drei Moderationsgspänli kürzlich länger abwesend waren oder immer noch sind. So traf Cornelia Boesch in den letzten Wochen eine grosse Arbeitslast. Vom 12. bis 21. Januar hat Boesch durchmoderiert und gestern nach drei Tagen Pause wieder weiter gearbeitet.  

video: youtube/philipp dahm

Notlösung vorbereitet, aber nicht eingesetzt

Im Interview mit watson erklärt «Tagesschau»-Leiter Urs Leuthard, wie es zur Panne kam, warum Sascha Ruefer nicht weitermoderierte und weshalb er in den gehäuften Absenzen kein Problem sieht.

Herr Leuthard, wie geht es Cornelia Boesch?
 
 Es geht ihr mittlerweile wieder besser, wie sie auch über Twitter verlauten liess.


Hat Boesch die Krankheit während der Sendung überfallen oder war sie schon den ganzen Tag angeschlagen?
 
 Sie ist schon etwas angeschlagen zur Arbeit gekommen, hat aber in ständiger enger Absprache mit dem Produzent entschieden, dass Sie die Hauptsendung moderieren kann, die Spätausgabe aber auslässt. Frau Boesch ist eine starke und sportliche Frau, die sich gut einschätzen kann. Leider haben ihre Kräfte doch nicht ausgereicht. 

«Die beiden sind verheiratet und da ist es üblich, dass man hin und wieder zusammen in die Ferien reist.»
Frau Boesch hat vom 12. bis zum 21. Januar zehn Tage durchgearbeitet, dann drei Tage Pause und schliesslich erneut Dienst gehabt. Ist es richtig, dass das Moderatoren-Paar Florian Inhauser und Katja Stauber gleichzeitig und rund zwei Wochen zusammen in den Ferien ist? 
 
Die beiden sind verheiratet und da ist es üblich, dass man hin und wieder zusammen in die Ferien reist.



Urs Leuthard: Früher «Arena»- und «Rundschau»-Moderator und heute Redaktionsleiter der «Tagesschau».
Ist das nicht ein bisschen knapp, wenn man nur vier Moderatoren für die Hauptsendezeit hat? 
 
Grundsätzlich nicht. Wir hatten für heute eine Notvariante vorbereitet gehabt, aber nicht darauf zurückgegriffen, weil Cornelia Boesch zuversichtlich war, die Sendung stemmen zu können.  


Worin bestand diese Notvariante?
 
Das möchte ich nicht öffentlich diskutieren. Wichtig ist, dass wir eine hatten. 

Franz Fischlin, der vierte Moderator soll auch Freitage eingegeben haben. Damit wären drei von vier Moderatoren in den Ferien gewesen.
 
Wir hätten Franz Fischlin kontaktiert, wenn Cornelia Boesch wirklich ausgefallen wäre. Wie gesagt: Sie war der Meinung, dass sie die Sendung moderieren kann.


Fassen wir zusammen: Zwei Moderatoren sind in Südostasien in den Ferien, einer in den Schweizer Alpen und eine kranke Moderatorin muss deswegen arbeiten. 
 
Zu den Feriendestinationen unserer Moderatorinnen und Moderatoren nehme ich keine Stellung. Und: Bei uns muss niemand arbeiten, wenn er oder sie krank ist. Cornelia Boesch hat mit dem Produzenten abgesprochen, was aus ihrer Sicht möglich ist und was nicht. Wir hätten eine Notvariante gehabt, wenn sie vorher bereits komplett ausgefallen wäre. So haben wir zum Beispiel bereits am Nachmittag mit Cornelia Boesch zusammen entschieden, dass sie nur die Hauptausgabe moderieren wird, die Spätausgabe dann aber von Wasiliki Goutziomitros übernommen wird. 

«Der zuständige Produzent hat in dieser schwierigen und hektischen Situation entschieden, die Sendung abzubrechen. Das ist zu respektieren.»
Warum konnte Sascha Ruefer die Sendung nicht zu Ende moderieren? Hat man es ihm nicht zugetraut?
 
Sascha Ruefer ist ein hervorragender Moderator, aber für eine Tagesschau müsste er sich entsprechend vorbereiten können. Und Sie können sich vorstellen, dass es schwierig ist, eine Sendung spontan zu übernehmen, wenn die Hauptmoderatorin im Studio zusammensackt. Dann kümmert sich die Crew erst mal um sie. Der zuständige Produzent hat in dieser schwierigen und hektischen Situation entschieden, die Sendung abzubrechen. Das ist zu respektieren.


KOMMENTAR:
Bei diesem Vorfall geht es einmal mehr um das Verhalten bei Ueberraschungen und Krisen.
Das Interview mit Urs Leuthard zeigt, dass eine Notvariante geplant war, aber nicht eingesetzt worden ist.
Ich bin sicher, dass das Publikum versteht, dass man sich zuerst um die angeschlagenen Moderatorin kümmern muss.
Es ist leicht, nachträglich den Stab über den Entscheid des ABBRUCHES zu brechen. Krisensituationen müssten vorgängig trainiert werden, wenn sie professionell gemeistert werden wollen.
Ob dies das Fernsehen gemacht hat, entzieht sich meiner Kenntnis.
Den Fall B kennen wir laut Interview Leuthard nicht. Ein Grossteil des Publikums hätte es sicherlich geschätzt, wenn man nach dem Sport wenigsten die wichtigsten Meldungen noch als Text eingeblendet hätte. Wenn das Publikum informiert wird - über das was vorgefallen ist, zeigt es meist Verständnis für eine Panne.  Ich erinnere an einen Vorfall bei Franz Fischlin, der  plötzlich ohne Bild und Kontakt zur Regie diese heikle Situation meistern musste. Weil er laufend beschrieben hatte, welche Problem auftauchten, konnte er die unangenehme Panne überbrücken. Vor allem dank: Ruhe bewahren und transparenter Information.
Wird nicht offen informiert - wird spekuliert.
Nachtrag:
Urs Leuthard
über Franz Fischlin
Franz Fischlin wird extra seine Ferien abbrechen und für die kranke Moderatorin übernehmen. Allerdings ist er selbst auch nicht ganz auf der Höhe. «Er ist tatsächlich gesundheitlich nicht 100% fit, aber er wird das können», so Leuthard. Es sei 61 Jahre lang nie etwas passiert. «Ich gehe nicht davon aus, dass zweimal hintereinander so etwas passiert.»

AUS 20 MIN:

  • Kollaps in «Tagesschau»

Mit dem Siegeszeichen verlieren

Fragwürdige V Zeichen



Blick publizierte  Bilder von Jolanda Spiess mit dem V Zeichen.


Landammannfeier auf der MS Rigi.  Die Zuger Polit-Elite lauscht einer Laudatio.

Jolanda Spiess-Hegglin zeigt das Victory-Zeichen – neben ihr Markus Hürlimann.

 Die grüne Politikerin kann darf sich aber nicht mit 

 Churchill vergleichen.

Sie steht nicht nur medial im Gegenwind.

Sie ist alles andere als auf Siegeskurs. 


Wir kennen alle Winston Churchill, der im November 1945 während eines Auftritts in Antwerpen, Belgien als grosser Sieger des Zweiten Weltkriegs  die «V for Victory»-Kampagne populär gemacht hat.   
*

Winston Churchill im November 1945 während eines Auftritts in Antwerpen, Belgien. Der britische Premier und grosse Sieger des Zweiten Weltkriegs machte die «V for Victory»-Kampagne populär. 

Jolanda Spiess-Hegglin könnte nun mit dem unbedachten Victory-Zeichen verlieren statt siegen.
Sie müsste als Politikerin wissen, dass man mit  
nonverbalen Spielchen die Finge verbrennen kann. 
Der 20. Dezember war für sie  der Auftakt zu 
einer peinlichen Sex-Affaire, die derzeit in den
Medien in allen Details ausgeschlachtet  wird.

Jolanda Spiess-Hegglin und ihre Vorgänger: Mit dem Victory-Zeichen verlieren 

Spiess-Hegglin ist nicht die erste, die mit dem  
V Zeichen sich selbst das Bein gestellt hat.
 

Das Zeichen wird oft leichtsinnig genutzt, um zu zeigen: 
Seht her, wir sind die Besten.
Mick Jagger und Jacko haben dieses Zeichen   

ebenfalls genutzt.

 Jo Ackermann liess sich von einem Berater sogar

dazu verleiten, diese Geste vor der Kamera zu zeigen.

Sie wurde als unerträgliche Arroganz empfunden. 


Nun wird auch die grüne   Kantonsrätin erleben, 
dass sie sich mit   diesem "Zeichen der Siegesgewissheit" Probleme einhandeln wird.

Der Sieg ist ihr jedenfalls alles andere als gewiss.  
Wir fragen uns:

Wie kann man als Politikerin  so unbedacht handeln?
 



LINKS:

23. Jan. 2004 ... Es geht den Journalisten um das Victory Zeichen mit der rechten Hand. Sie stören sich an dieser Geste und interpretieren es als Nachahmung ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/Aktuell_Jan_23_2004.html


26. Okt. 2006 ... Quelle: Spiegel.de, Im neu aufgerollten Mannesmannprozess sah man keinen Josef Ackermann mit einer unbedachten Geste. Vor seinem ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/06/10_26.html