Samstag, 19. Januar 2013

BEICHTE ARMSTRONG  Teil 2.

Blick publiziert eine treffende Beschreibung des zweiten Teils des Interviews.
(Zusammenfassung, Video, Fakten, Chronologie der Aussagen.

Ich zitiere und kommentiere anschliessend  daran meine Sicht und meine Beobachtungen dieser Sequenz:


Oprah bringt den Betrüger zum Weinen! Nach seinem Geständnis im ersten Teil des Interviews mit der US-Talkmasterin versucht sich Lance Armstrong nun als Mensch zu erklären.
Sehr emotional erzählt der frühere Rad-Held von der Zeit, als er von seinen Sponsoren fallen gelassen wurde und als Boss seiner Stiftung Livestrong zurücktreten musste.
«Das war das Schlimmste. Es war nicht so, dass ich zum Rücktritt gezwungen wurde. Es wurde mir vielmehr nahegelegt, dass es besser für mich wäre, zurückzutreten. Ich verstand, dass es das Beste war für die Organisation. Doch es tat höllisch weh.»
Ob es denn sein könne, dass das viele Doping mit ein Auslöser für seine Krebs-Erkrankung gewesen war, will Oprah danach wissen. Lance: «Das glaube ich nicht. Jedenfalls hat mir das nie ein Doktor so gesagt.»
Als Oprah einen Beitrag aus vergangenen Tagen einspielt, sagt Armstrong: «Das ist krank, ich mag diesen Typen nicht. Ein Typ, der glaubte, er sein unzerstörbar.» Er sei jetzt in Therapie, am Anfang eines langen Prozesses.
Dann zählt Armstrong Menschen auf, denen er eine Entschuldigung schulde: «Ich schulde so vielen Leuten eine Entschuldigung. Frankie, Betsy, Greg LeMond, Tyler Hamilton, Floyd Landis, Emma O’Reilly. Ich verstehe eure Wut, es tut mir leid.»
Oprah will wissen, ob er wieder in den Sport zurückkehren möchte. «Ja! Ich will mich wieder messen. Nicht an der Tour de France, andere Dinge. So wie etwa mit 50 den Chicago-Marathon laufen. Aber ich darf nicht, wegen meiner Sperre.»
Er finde seine lebenslange Sperre nicht unfair. «Aber andere werden 6 Monate gesperrt, ich erhalte die Todesstrafe. Das ist etwas anderes. Ich weiss nicht, ob ich das verdient habe.» Lance weiter: «Ja, es gibt Menschen, die die ganze Wahrheit wussten.»
Besonders seine Familie sei derzeit sehr mitgenommen. Armstrongs Mutter etwa ginge es gar nicht gut. «Sie ist ein Wrack», erzählt Lance.
Als Oprah wissen will, wie er seinem Sohn Luke (13) den ganzen Schwindel erklärte, kommen die Tränen: «Dieses Gespräch hat unsere Ferien zerstört. Als die Anschuldigungen aufkamen, hat er mich stets vor anderen Kindern verteidigt, in der Schule, auf der Strasse. Es stimme nicht, was über seinen Vater erzählt wird. Da wusste ich, ich muss es ihm sagen.»
Lance: «Ich sagte ihm und den Mädchen, dass das, was die Leute erzählen, ich sei gedopt, wahr ist. Sie akzeptierten es, waren ruhig und reagierten sehr reif darauf.»
Zu seinem Sohn sagte er zudem: «Luke, hör auf mich zu verteidigen, mach das nicht mehr.»
Lance erzählt zudem, dass er am Tag als seine Sponsoren fort waren, mit einem Schlag 75 Millionen Dollar verlor. «Ich habe auch alles zukünftige Einkommen verloren», so Armstrong.
Dann sagt er nochmals: «Es tut mir alles so leid. Das kann ich tausend Mal sagen, und es ist wohl immer noch nicht genug.»
Und was ist die Moral von der Geschichte, will Oprah wissen?  «Ich bin vom Weg abgekommen und erwischt worden Das Schlimmste aber war der Verrat an den Menschen.» (wst)

Der Fall Armstrong in der Chronologie

1992: Armstrong beendet das olympische Rennen als 14. und wechselt nach den Spielen in Barcelona ins Profilager. In seinem ersten Rennen, dem Clasica San Sebastian, wird er Letzter.
1993: Er wird Weltmeister, gewinnt die USPRO Championship sowie seine erste Etappe bei der Tour de France.
1996: Er startet das Jahr als Weltranglistenerster. Im Oktober unterzieht er sich einer Chemotherapie. Bei Armstrong war zuvor Hodenkrebs diagnostiziert worden, der bereits in Lunge und Gehirn gestreut hatte.
1997: Armstrong beginnt wieder mit dem Training und gründet eine Stiftung, die sich der Krebsforschung widmet.
1998: Er kehrt in den Wettkampf-Zirkus zurück, gewinnt die Luxemburg-Tour, die Rheinland-Pfalz-Rundfahrt sowie den Cascade Classic in Oregon.
1999: Für das Team US Postal gewinnt Armstrong als zweiter Amerikaner die Frankreich-Rundfahrt.
2000: Er fährt zu seinem zweiten Tour-Sieg und veröffentlicht ein Buch mit dem Titel «Tour des Lebens».
2001 - 2003: Die Tour-Erfolge Nummer drei bis fünf folgen.
2004: Armstrong wird Wochen vor seinem sechsten Tour-Triumph beschuldigt, leistungssteigernde Medikamente einzunehmen.
2005: Er verkündet im April seinen Rücktritt für den Zeitpunkt nach der Tour, die er zum siebten Mal gewinnt. Im August berichtet die französische Sportzeitung L'Equipe, dass in sechs Urinproben des Amerikaners von 1999 das Blut-Dopingmittel EPO nachgewiesen wurde. Armstrong bestreitet die Vorwürfe weiterhin.
2006: Armstrong wird vom Weltverband UCI freigesprochen, da die erneuten Tests der Proben nicht nach wissenschaftlichem Standard durchgeführt wurden. Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA nennt den UCI-Bericht «fast schon lächerlich».
2008: Am 9. September verkündet Armstrong sein Comeback.
2009: Im April wirft ihm die französiche Anti Doping Agentur (AFLD) vor, dass er bei Dopingproben nicht kooperiere.
2010: Dopingsünder Floyd Landis, früherer Teamkollege bei US Postal, beschuldigt unter anderem Armstrong, dass auch er leistungssteigernde Mittel eingenommen habe.
2011: Im September zitiert die Sports Illustrated Armstrongs früheren Weggefährten Stephen Swart. Dieser bezeichnet Armstrong als «einen Anstifter», der zu EPO geraten habe. Nach der Australien-Tour tritt er endgültig zurück. Im Mai berichtet Armstrongs früherer Edelhelfer Tylor Hamilton, dass beide während der Tour 1999, 2000 und 2001 mit EPO gedopt hätten.
2012: Am 29. Juni bezichtigt ihn die US-Anti-Doping-Agentur (USADA) des Doping-Missbrauchs und suspendiert ihn von allen Wettkämpfen. Am 20. August weißt ein Gericht Armstrongs Klage gegen die USADA zurück. Drei Tage später gibt er den Rechtsstreit um die Dopingvorwürfe auf, die USADA sperrt Armstrong lebenslang. Ihm droht der Verlust aller sieben Tour-Siege. Am 10. Oktober veröffentlicht die USADA ihre Urteilsbegründung. Armstrongs langjähriges Profiteam US Postal habe das «ausgeklügelste, professionellste und erfolgreichste Dopingprogramm betrieben, das der Sport jemals gesehen hat», heisst es in dem Bericht.
2013: Am 17. Januar schreibt Armstrong ein weiteres spektakuläres Kapitel in seiner Doping-Geschichte. Bei US-Talk-Masterin Oprah Winfrey gesteht er erstmals überhaupt, leistungssteigernde Substanzen zu sich genommen zu haben. Bei allen sieben Tour-de-France-Siegen (von 1999 bis 2005) sei er gedpot gewesen, gesteht Armstrong.

Kommentar und Analyse 2. Teil:

Wiederum ist das Verhalten beim Start aufschlussreich: Es hat vielen Denkpausen. Nachdem Armstrong findet, er habe eine Strafe verdient. -folgt eine längere Phase, die Emotionen weckt.
die Moderatorin trifft einen wunden Punkt: Was sagt der Vater seinem Sohn, wenn er fragt, ob die Gerüchte wahr sind.
Bei dieser Passage geht es nicht um Fakten  und Details hinsichtlich der Vergehen. Es geht um echte Emotionen im familiären Bereich. Hier sind die Tränen nicht gespielt. Sie werden im Publikum wahrscheinlich Mitleid wecken.
Nonverbal nehmen wir wahr: Es kommt zu langen Denkpausen, hörbaren Atemgeräuschen, Schluckbewegungen, Tränen.
Die vielen Griffbewegungen ins Gesicht und vor den Mund ähneln der Startphase im ersten Teil.
Dort, wo sich Armstrong als Person erklärt, kommt er aus meiner Sicht am glaubwürdigsten rüber.
In folgender Passage versucht Armstrong die Strafe als überrissen zu bezeichnen, indem er sie mit anderen vergleicht.
Oprah will wissen, ob er wieder in den Sport zurückkehren möchte.

 «Ja! Ich will mich wieder messen. Nicht an der Tour de France, andere Dinge. So wie etwa mit 50 den Chicago-Marathon laufen. Aber ich darf nicht, wegen meiner Sperre.»
Er finde seine lebenslange Sperre nicht unfair. «Aber andere werden 6 Monate gesperrt, ich erhalte die Todesstrafe. Das ist etwas anderes. Ich weiss nicht, ob ich das verdient habe.»

Ob die Bevölkerung diese Meinung teilt, nach den jahrelangen Verfehlungen?

 Wenn Armstrong klagt, dass er am Tag als seine Sponsoren fort waren, mit einem Schlag 75 Millionen Dollar verlor. «Ich habe auch alles zukünftige Einkommen verloren». Ich zweifle daran, dass die Bevölkerung  bei diesem Argument aus Mitleid in Tränen ausbrechen wird.
FAZIT NACH dem ganzen INTERVIEW:

Es ist offensichtlich. Armstrongs Ziel war, eine lebenslange Sperre zu verhindern. Denn wir haben hinsichtlich Vergehen oder Nennung von fehlbaren Funktionären nichts Neues erfahren. Die juristischen Problemfelder sind noch nicht beackert.  Beispielsweise das Sponsoring, die Versicherungsgelder, die Siegprämien, der Meineid und die Startgelder. Viele, viele Fragen sind noch offen.
Ob die Tränenszene im 2. Teil genügen wird, die lebenslange Sperre aufzuheben, darf bezweifelt werden.