Freitag, 8. Juli 2011

ZITAT PERSOENLICH- BLOG:


Marketing und Werbung: 

Zur Oben-ohne Foto der FDP Frauen

Marcus Knill
Aufmerksamkeit wecken darf nie Selbstzweck sein. Es geht bei der Werbung vor allem auch um die glaubwürdige Übermittlung einer Kernbotschaft. Das Image der FDP wird mit der jüngsten “oben ohne Foto” nicht aufgewertet. Es darf bezweifelt werden, dass durch diese Aktion künftig mehr Frauen in der Verwaltungsräten sitzen.






Ein Ausschnitt aus der neusten Kampagne der FDP Frauen, die ab Donnerstag auf Facebook und ab September im Kino zu sehen sein wird. Ich zitiere 20min.ch: “So sexy haben sich die Freisinnigen Frauen noch nie präsentiert: Mit nackter Brust, nur bedeckt von einem Banner «Nicht mehr oben ohne», posiert Generalsekretärin Claudine Esseiva ab heute Donnerstag auf Facebook für die neuste Kampagne der FDP Frauen. «Der Slogan zielt auf unsere Forderung, dass mehr Frauen in den oberen Etagen von Wirtschaft und Politik vertreten sein müssen», sagt die 32-jährige Generalsekretärin gegenüber 20 Minuten Online. «Mit dem Bild und dem Satz bringen wir das Thema auf den Punkt», ist Esseiva überzeugt.
«Wir wollen, dass die Leute darüber sprechen»
Esseiva ist aber klar, dass gerade ihr Auftritt einigen zu gewagt sein könnte. «Mit dem Oben-ohne-Foto provozieren wir bewusst. Wir wollen, dass die Leute darüber sprechen.» Zudem sei das Ziel der Kampagne, junge urbane Frauen anzusprechen, und dies gelinge nur mit einer frischen und frechen Kampagne. Dieser Meinung ist auch Carmen Walker-Späh, Präsidentin der FDP Frauen und betont gegenüber 20 Minuten Online: «Mit der Kampagne wollen wir weg vom feministischen Mief, hin zu einer fortschrittlichen liberalen Politik, die auch einmal lustvoll sein darf.»


Mein Kommentar:


Selbstverständlich hat die Oben-ohne Foto ein Teilziel erreicht. Sie macht immerhin von sich reden. Doch müssen wir uns fragen, ob die “Pin-up-Aktion” hinsichtlich Imageförderung und Botschaftenmanagement der FDP langfristig Erfolg hat. Für mich wird dieser verzweifelte Versuch mit einer provokativen Foto, diebewusst aneckt und der FDP das Image einer frechen, frischen Partei vermitteln soll, keine Ernte einfahren wird. Bei politischen Werbeaktionen ist die Wirkung beim Adressaten (Stimmvolk) ausschlaggebend. Ich habe 20 Personen das Bild gezeigt. Das Echo war ernüchternd: Muss dies sein? Weshalb hat sich die FDP nicht von Marketing-Profis beraten lassen?  war zu hören. Nur eine Minderheit fand die Aktion modern und frech. Niemand diskutierte über den Frauenanteil auf den Chefetagen.
Mit dem Pin-up-Girl lösen sich die FDP Frauen auch nicht vom feministischen Mief. Sie unterstreichen höchstens zusätzlich die Frau als Sexobjekt.


Meine kritischen Gedanken zu der Playboyaktion der deutschen Fussballerinnen bestätigten mir, wie Themen mit Frauen als Sexobjekt polarisieren. Die einen finden solche Aktionen modern, unverkampft und gut. Andere lehnen jegliche Versuche ab, mit der Frau als Sexobjekt zu spielen. Nach meinem Dafürhalten ist immer das Resultat der Werbung ausschlaggebend. In diesem Fall bezweifle ich, dass auf Grund des “Oben – ohne Auftrittes” die Frauen der FDP im Herbst mehr Stimmen bringen werden und künftig etwas getan wird, damit  mehr Frauen in den Verwaltungsräten sitzen.


Ich bin ferner davon überzeugt, dass meine Bedenken auch von vielen Marketingspezialisten geteilt werden. Der Erfolg der Kampagne zeigt erst später, ob eine Werbung gut war. On verra!


Marcus Knill 
Freitag, 8. Juli 2011 um 07:05 Uhr


Kommentare:



  • Fidel Stöhlker
    Jul 8th, 2011 um 09:02 Uhr | #1
    Welche halbwegs intelligente Frau will durch die Quote nach oben? Ich kenne keine. Letzte Woche trat beim Business Club Basel neben Doris Fiala, die übrigens vehement gegen die Quote ist, auch eine der höchsten Managerinnen von Novartis auf. Eine blitzgescheite Frau mit viel Witz und Charme aber konsequent an ihrer Zielverfolgung. Sie sagte: Reine Quote ist Quatsch. Die Intelligenten machen immer ihren Weg. Sie hat Recht und Frau Esseiva gehört offenbar nicht zu dieser Kategorie Frau. Sie muss sich auszuziehen damit sie wahrgenommen wird.
    Unsere Einladung an Generalsekretärin Esseiva gilt. Sie kann unserer Agentur in Zollikon gerne ihr Programm für den Wahlkampf präsentieren aber nur im Outfit oder eben nicht Outfit, das wir auf dem Plakat bewundern dürfen.

  • Helmut-Maria Glogger
    Jul 8th, 2011 um 10:39 Uhr | #2
    Dieser Gag ist genau das Gegenteil von Nachhaltigkeit.
    Einfältig bis zur Schmerzgrenze.
    Noch sind Wahlen ja kein Vehikel um Achsel-Deos zu verhökern.
    Helmut-Maria Glogger



    Hobbykoch
    Jul 11th, 2011 um 09:52 Uhr | #4
    Es ist eine uralte Erfahrung, dass Titel und Schlagzeilen mit dem Begriff “nicht” schlecht sind. Ein Bild zu einer positiven Aussage (z. B. “Wir wollen mehr Chef-Frauen”) würde sogleich anders aussehen und besser wirken.