Mittwoch, 17. April 2019

Die Macht der einfachen Sprache

Kommunikationsprobleme

17. April 2019 (20 Min)

Blocher kritisiert «Polit-Deutsch» seiner Partei

SVP-Urgestein Christoph Blocher sagt, die SVP spreche zu kompliziert für die Wähler. Die Grünen sehen andere Gründe für die SVP-Krise.



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Christoph Blocher prangerte an einer Pressekonferenz die Kommunikation seiner Partei an: «Heute wird immer mehr Polit-Deutsch gesprochen. Die Leute verstehen nicht mehr, was die Politiker in Bern sagen wollen. Auch die SVP muss hier aufpassen.» Es gelte, sich vermehrt anzustrengen, für alle verständlich zu sprechen.
Christoph Blocher prangerte an einer Pressekonferenz die Kommunikation seiner Partei an: «Heute wird immer mehr Polit-Deutsch gesprochen. Die Leute verstehen nicht mehr, was die Politiker in Bern sagen wollen. Auch die SVP muss hier aufpassen.» Es gelte, sich vermehrt anzustrengen, für alle verständlich zu sprechen. Der Kommunikationsexperte Marcus Knill pflichtet Blocher bei: «Ich habe den Eindruck, dass die SVP die populäre Sprache wieder finden muss. Auch die Fokussierung auf einen wichtigen Schwerpunkt gelingt der Partei in letzter Zeit - etwa beim Rahmenabkommen - zu wenig.» Regula Rytz, Parteipräsidentin der Grünen, sagt, ihrer Meinung nach sei die Argumentation von Christoph Blocher eine Ausrede. Die SVP habe die Wahlverluste nicht deshalb eingefahren, weil sie sich zu kompliziert ausdrücke, sondern, weil sie keine Lösungen für aktuelle politische und gesellschaftliche Herausforderungen habe. Ob Blocher Sätze wie jenen von Gregor Rutz (SVP) gemeint hat? In der SRF-Sendung Arena meinte dieser kürzlich etwa: «Innovation kommt aus dem Markt. Ich glaube an die Medienunternehmen. (..) Das ist ein Teil des Strukturwandels.» Ebenfalls im SRF-Format äusserte sich Hans-Ueli Vogt wie folgt: «Wir ändern nichts an der Verfassungsgerichtsbarkeit.» Das sagte er im Zusammenhang zur Selbstbestimmungsinitiative. Und nochmals Rutz: «Da haben wir ein Distributionsproblem.» «Das gibt dann fast schon ein Kreieren von Soft Laws», sagte der SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel ebenfalls in der Sendung Arena zum Thema Europarat.






«Polit-Deutsch wird vom Volk nicht verstanden»

Blocher sagte, seine Partei müsse wieder einfacher reden: «Heute wird immer mehr Polit-Deutsch gesprochen. Die Leute verstehen nicht mehr, was die Politiker in Bern sagen wollen. Auch die SVP muss hier aufpassen.» Es gelte, sich vermehrt anzustrengen, für alle verständlich zu sprechen.

Der Kommunikationsexperte Marcus Knill pflichtet Blocher bei: «Ich habe den Eindruck, dass die SVP die populäre Sprache wieder finden muss.» Knill, der zahlreiche Politiker aus allen Parteien berät, sagt, eine strassengängige Sprache zu besitzen, sei für einen Politiker unabdingbar. Die grosse sprachliche Kunst sei es, zu vereinfachen, ohne zu verfälschen. Nur wenn sich jemand für ein breites Publikum verständlich ausdrücken könne, sei er in der Lage, politischen Einfluss auszuüben. «Am besten ist es, abstrakte Sachverhalte mit Beispielen zu veranschaulichen.» Blocher selber habe das beherrscht, so Knill.

Verständliche Sprache kann Knochenarbeit sein

Laut dem Kommunikationsexperten ist es besonders wichtig, sich stets bewusst zu sein, zu welchem Publikum man spreche und die Sprache entsprechend anzupassen. «Es gibt auch die Kommunikationsregel: Wenn der Empfänger etwas falsch versteht, ist der Sender schuld.» Gerade beim EU-Rahmenabkommen stelle das eine Schwierigkeit dar. Die komplexe Vorlage in 30 Sekunden für alle verständlich zu erklären, sei Knochenarbeit. Aber: «Es hilft, die Botschaften zuerst einem Probepublikum vorzusetzen und zu analysieren, was verstanden wird», rät Knill.
«Ausrede für die Wahlverluste»
Regula Rytz, Parteipräsidentin der Grünen, hält die Argumentation von Christoph Blocher für eine Ausrede. Die SVP habe die Wahlverluste nicht deshalb eingefahren, weil sie sich zu kompliziert ausdrücke, sondern weil sie keine Lösungen für aktuelle politische und gesellschaftliche Herausforderungen habe. «Ich denke, die Leute beurteilen politische Akteure weniger danach, wie sie etwas sagen, sondern danach, wie glaubwürdig das Gesagte ist.»