Jugendliche werden immer dicker!
Mit Inseraten und Plakaten, aber auch mit Aktionen soll innerhalb von vier Jahren der Trend zu immer mehr übergewichtigen Kindern und Jugendlichen gestoppt werden. «Die Schweiz wird immer dicker», lautet die Überschrift einer Anfang Jahr gestarteten Inserate- und Plakatkampagne der Gesundheitsförderung Schweiz. Bereits heute bringe jedes fünfte Kind zu viele Kilos auf die wage, rief Stiftung am Donnerstag einer Medienkonferenz in Erinnerung. Der Anteil an Übergewichtigen unter Schweizer Kindern in den letzten 20 Jahren habe sich verdreifacht.
Die Forderung, in der Schule täglich eine Turnstunde einzubauen und bei Jugendlichen an den gesunden Menschenverstand zu appellieren, genügt allein nicht.
Die Gewohnheit, Zucker und Fett den Früchten und dem Gemüse vorzuziehen, ist tief verankert. Gewohnheiten könnten jeodch mit entsprechenden gesunden Verpflegungsangeboten an Tagesschulen und am Esstisch zu Hause sofort gesteuert werden. (Mit dem Verzicht auf Dickmacher!) Im Alltag wird leider den Bedürfnissen der Kinder nach Fast food zu rasch nachgegeben. Dies ist verständlich. Köche und Eltern machen sich sich bei Kindern mit Cola, Schnitzeln und Pommes beliebt. Wer will nicht beliebt sein? Niemand liebt Zwänge.
Schulbehörden, Lehrkräfte oder Eltern wagen es nicht mehr, die Kinder Kind zu Fuss oder mit dem Fahrrad zur Schule zu schicken oder ein Mofaverbot einzuführen. Begründung: Der Heimweg gehört nicht mehr in den Kompetenzbereich der Schule. Die Eltern müssten somit selbst etwas tun. Die Eltern sind aber tagsüber meist nicht mehr da. Beide Elternteile arbeiten.
Nach unserem Dafürhalten geht es leider nicht mehr ohne eine externe Steuerung des Verhaltens. Wenn gewisse Eltern die Versuch unterlaufen, Kindern am Mittagstisch eine richtige Kost aufzutischen und sich sogar gegen ein Mofaverbot stark machen, ist dies bedenklich. In England bot beispielsweise Olvier - der bekannte Fernsehkoch - in Mensas nur noch gesunde Kost an. Es gab Mütter, die brachten ihren unzufriedenen Kindern mit Autos über Mittag den unverzichtbaren Hamburger ins Schulhaus.
Doch hat sich gezeigt: Bei den meisten Jugendlichen dauerte es nach der Umstellung nur einige Wochen, bis sich das Essempfinden positiv verändert hatte. Deshalb gilt es diese "Durststecke" zu überwinden. Bei allen Verönderungen geht es nicht nur um Motivation. Es benötigt auch Druck und gewisse Spielregeln, mitunter Zwangsmassmahmen. Jugendliche gewöhnen sich rasch an den Fett und Zuckerkonsum (es kommt zu einem suchtähnlichen Phänomen). Freiwillig stellt ein Kind die anerworbenen schlechten Essgewohnheit kaum um.
Zum Bewegungsmangel eine kleine Rechnung:
Ein Kind, das zu Fuss oder mit dem Fahrrad zur Schule geht, hat - ohne zusätzliche sportliche Betätigung - täglich bereits 4 mal 10 Min (40 Minuten) Bewegung. Dies entspricht einer Turnstunde! In der Woche sind dies bereits 180 Minuten oder drei Stunden (ein halber Tag)!
Der freie Nachmittag wurde in dieser Rechnung mitberücksichtigt. In zehn Wochen bedeutet dies insgesamt dreissig Stunden gesundes Intervalltraining. Dies lässt sich sehen.
Erziehende sind sich kaum bewusst, dass der Tagesablauf eines bequemen Jugendlichen wie folgt aussieht:
Nachts: Liegen
Morgenessen: Sitzend
Schulweg: Auf dem Mofa sitzend
Schule: Sitzend
Heimweg: Auf dem Mofa sitzend
Im Wohnblock: Im Lift stehend
Nachtessen, Hausaufgaben, vor dem Computer oder Fernseher: Sitzend
Nachts: Wieder liegend
Der Kreislauf der Bewegungslosigkeit beginnt von Neuem!
Erkenntnis:
Wir könnten sofort auf kostspielige Massnahmen verzichten, wenn wir das Problem "dicke Jugendliche" mit einfachsten Mitteln sofort selbst an die Hand nehmen:
1. Mit der unverzüglichen Aenderung der Essgewohnheiten
2. Indem wir uns dort bewegen, wo es kaum Aufwand braucht: Gehen statt fahren!
Dazu könnten Eltern, Lehrkräfte, Behörden und vor allem die Betroffenen sehr viel beitragen.