Matthias Ackeret - von vielen unterschätzt
Ein gutes Portrait
Das Ackeret-Prinzip
Es wird gespottet, er sei Blochers Stichwortgeber, dabei ist Matthias Ackeret der vielleicht unterschätzteste Journalist der Schweiz. Und eine Kunstfigur aus einer Zeit, die gerade verblasst.
Matthias Ackeret ist seine eigene Karikatur. Die silbrige Mähne, die schwarzen Brauen, das flattrige Hemd, das permanent raus will aus dem Hosenbund. Er zelebriert das. «Meine Welt ist schwarz-weiss», sagt er und lacht. Alle mögen Ackeret, von Christoph Blocher über Martin Walser bis zu Jean Ziegler. Er ist sowas wie der gemeinsame Nenner. Er hat sich immer ein schrilles Leben gewünscht – und es auch bekommen. Sein Adressbuch liest sich wie ein Inhaltsverzeichnis der Schweizer Illustrierten, doch der Luftibus ist seit Jahren auch ein ernsthafter Unternehmer. Jetzt geht er gegen die 60 zu und hat seinen fünften Roman veröffentlicht. Zeit, sich dem Unfassbaren anzunähern; in einer Rückschau – rasend wie seine Reportagen.
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Seinen ersten Artikel schrieb Matthias Ackeret für die Schaffhauser AZ.
Im Dezember 1981 platzte die Ballonhalle der Kantonsschule und begrub
um ein Haar ein paar Handballer. Matthias war Kantischüler und somit als
erster vor Ort. Das «Vor-Ort-sein» sollte ihn prägen. Wenn irgendwo
etwas los war, ging er hin. Nach Berlin etwa, als 1989 die Mauer fiel,
1995 nach Hong-kong bei der Übergabe an China. Er war bei Trumps
Wahlfeier, ohne angemeldet zu sein. Er ging einfach zu Trumps Hotel in
New York, bestellte etwas zu trinken und ging nicht mehr hinaus. Die
übrige Journaille sass währenddessen mit abgesägten Hosen in Washington.
Erstaunlich oft klappt, was Ackeret sich vornimmt.
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Da
ist etwa die Geschichte mit Gorbatschow. Als der sowjetische
Generalsekretär auf Staatsbesuch in Bern war, musste Ackeret natürlich
hin. Sein Kumpel, Bundesrat Adolf Ogi, machte es möglich. Beim
Staatsempfang stellte sich Ackeret geschickt neben Gorbatschow und
veranlasste, dass man ihn dabei fotografiert. Kurze Zeit später wurde er
als Bundeshauskorrespondent zum Sender S Plus des Schweizer Fernsehens geholt. Man meinte da, Ackeret sei «ein Freund von Gorbatschow».
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Am
besten illustriert seine Methode aber vielleicht die Episode mit dem
Schriftsteller Martin Walser. Zusammen mit seinem Freund Manfred
Klemann, den er bei Radio Munot kennengelernt hatte, jettete
Ackeret 1996 drei Wochen lang durch die Welt. Das Ziel: in jeder Stadt
eine Frau. Schliesslich war es vor allem ein «Riesenstress». Ackeret
beschloss, dem Dichterfürsten Martin Walser, den er verehrte, jeden Tag
eine Postkarte zu schicken; aus Kaptstadt, Sydney, Peking, Bora Bora.
«Lieber Martin, Las Vegas macht verrückt. Die ganze Welt als Duplikat –
nur perfekter und stilvoller als das Original. Alles vorhanden – nur der
Bodensee fehlt. Liebe Grüsse an die Familie, Siegfried und Roy
(Matthias und Manfred)» Schliesslich erschien das Buch «Die ganze Welt
ist Ballermann – Karten an Martin Walser». Doch statt diesen komischen
Ackeret zu verklagen, der mit seinem Namen ungefragt Schabernack treibt,
vermarktete Walser das Buch. Später sagte er in der Presse: «Unter den
Erfahrungen, die man als Autor macht, waren diese Postkarten
einzigartig.» Walser wurde vom Idol zum Freund.
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Es
gibt viele, die Geschichten erlebt haben wie Martin Walser. Egon Krenz,
den zweiten Mann in der DDR hinter Erich Honecker, fuhr Ackeret in
seinem klapprigen Seat nach Schaffhausen und zeigte ihm die Gegend. Mit
dem deutschen Kanzler Gerhard Schröder fuhr er stundenlang Pedalo auf
dem Zürichsee. Es scheint, als wandle Ackeret unablässig durch die
Promiwelt und öffne allerorts die Herzen.
Anruf bei Jean Ziegler. Dieser sagt, Ackeret sei weitaus der vifste Journalist gewesen, dem er damals, in den 90ern bei Tele Züri,
begegnet sei. Er habe die tiefgründigsten Fragen gestellt, es sprudle
förmlich aus ihm heraus, aber er sei auch stets gut vorbereitet. Und er
habe die Gabe, die Menschen gern zu haben. «Diese intuitive, warmherzige
Art gibt ihm den Zugang zu den Leuten. Ich bin fasziniert von diesem
Matthias, gopferdeckel!» Man kann viele Leute zu Matthias Ackeret
befragen, oft klingt es ähnlich, ein Reigen positiver Adjektive:
neugierig, fleissig, generös, kultiviert, belesen, hilfsbereit,
zuvorkommend, uneitel. Manche sagen auch «eitel» – und meinen es ebenso
positiv.
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Mitte Juli 2021, ein Montagvormittag in Zürich-Wiedikon. Matthias Ackeret ist allein im Büro von persönlich, dem Verlag, der das gleichnamige Fachmagazin für Werbung und Kommunikation herausgibt. 2014 kaufte er persönlich
für 1,2 Millionen Franken, nachdem er bereits seit Jahren Chefredaktor
und Geschäftsführer war. Die acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind
gerade im Homeoffice, was Ackeret offenbar gar nicht so ungelegen kommt.
Der Chef führt eine lose Leine, ist das Gegenteil von autoritär. Dafür
stehen überall Kisten, Bücher, Ordner und Bilder herum. Ackeret tigert
durch die Räume, erzählt Geschichten. Fast jede handelt von einem Promi.
Jede hat eine Pointe. Der Kauf des Verlags sei der wichtigste Entscheid
seines Lebens gewesen, sagt er. Ackeret wurde erwachsen. Plötzlich
musste er Löhne zahlen. Dass er unternehmerisch denken kann, wusste er
indes schon lange.
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Der
erste Slogan, den Matthias Ackeret entwarf, prangte über der Tür eines
Bordells in Singen: «Ihre Träume, unsere Bühne». Es muss in den 1980ern
gewesen sein, als Freund Klemann die Idee hatte für ein Magazin im
grenznahen Deutschland, vollgepappt mit Inseraten, das in Schaffhausen
verteilt werden sollte. Jungspund Ackeret wurde Chefredaktor und
Anzeigenverkäufer in Personalunion. Mit seinem Köfferchen klapperte er
alle Apotheken und Nachtclubs in Singen und Gottmadingen ab – und
textete auch mal selber einen Slogan, wenn ein Unternehmen noch keinen
besass. «Seither weiss ich, was ein Verkäufer können muss», sagt er.
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Eigentlich kann Ackeret vor allem eine Sache besonders gut: unterhalten. Noch bevor in der AZ der Artikel über die Ballonhalle erschien, gründete er mit drei Schulfreunden den Piratensender Tutti Frutti. Lange Zeit hatte in der Schweiz Rundfunködnis geherrscht, es gab nur zwei Sender pro Sprachregion, DRS 1 und DRS2, Altherrenradio. Bis Roger Schawinski 1979 auf dem 2948 Meter hohen Pizzo Groppera einen Sender installierte. Das illegale Radio 24 war geboren. Schawinski wurde zum Popstar. Und zum ersten Idol von Ackeret. Wenig später ging Tutti Frutti
on air. Vom Cholfirst aus sendeten die Buben Rock und Pop über den
Rhein nach Schaffhausen. Der Sender lief mit einer Autobatterie, doch
die damaligen Post-, Telefon- und Telegrafenbetriebe (PTT) kannten keine
Gnade und machten mit Peilsendern Jagd auf die Radiopiraten, es kam
sogar zu einer Hausdurchsuchung. Idol Schawinski aber sollte, wie Martin
Walser, zum Freund werden.
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Als Reporter etablierte sich Ackeret bei Tele Züri.
Schawinski suchte 1994 Leute für den ersten privaten Fernsehsender der
Schweiz, und über eine späte Empfehlung und ein Interview mit Christoph
Blocher, das Ackeret für Tele D in Diessenhofen geführt hatte, rutschte er ins Team. Seine erste Geschichte bei Tele Züri
handelte davon, dass die Bank Sigi Michel aus seinem Haus in
Feuerthalen habe werfen wollen. «Ich habe eine Woche über den Fall
berichtet, der Trompetensigi hat eine Woche lang geweint und zur Attacke
geblasen.» Schliesslich habe die Bank einen Rückzieher gemacht, Sigi
wohne heute noch in dem Haus.
Mit seiner direkten, etwas
ungelenken aber selbstironischen Art wurde Ackeret in Zürich schnell zur
Reporter-Legende. «Ich kannte jeden Parlamentarier und jedes Bordell»,
sagt er. Der Job als Videojournalist war perfekt. Immer unterwegs, meist
allein. Weit über 1000 Beiträge hat er gefilmt. Bei der Abmoderation
seiner Beiträge stand er jeweils im 45-Grad-Winkel zur Kamera – sein
Markenzeichen. Kolleginnen und Kollegen belächelten ihn stets ein wenig.
Man neigt allgemein dazu, Ackeret zu unterschätzen. Er selber sagt:
«Lieber werde ich unterschätzt als überschätzt.»
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Natürlich will er kein Wort dieses Textes gegenlesen. Die Methode Ackeret funktioniert so: Man legt die eigene Schwäche gnadenlos offen – und wird dadurch unangreifbar. Eine höchst effektive Methode, wenn man seinen eigenen Weg gehen will. Wer in alten Radiosendungen hört, wie Schawinski Ackeret unsanft angeht, sich lustig macht darüber, wie dieser den mächtigen alten Männern nachhechle, kann sich schon fragen, ob das tatsächlich eine Freundschaft ist. Doch wenn Ackeret etwas nicht ist, dann nachtragend.
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Eigentlich
ist er zu harmoniebedürftig für einen Journalisten. Wer die Nähe der
Promis sucht, darf sie nicht ernsthaft in Frage stellen. Ackeret
kritisiert nicht, er bildet ab. Selbst sagt er, ihn interessierten die
Machtstrukturen, weil er selber nicht ellbögeln könne. Seine Motivation
ist simpel: «Ich wurde Journalist, weil man da am meisten erlebt.» Wenn
Ackeret irgendwo dabei sein kann, ist er glücklich. Seine Nahrung ist
die Strahlkraft der anderen.
Dass er im öffentlichen Diskurs
endgültig zum Speichellecker wurde, verdankt Ackeret einem weiteren
Idol: Christoph Blocher. Es war der ehemalige Verleger der Schaffhauser Nachrichten, Norbert Neininger, der die Idee hatte: den Blocher interviewen, immer wieder, Woche für Woche. Als Vorbild diente das Wort der Woche,
das der Schaffhauser Stadtpräsident Walther Bringolf regelmässig ans
Volk gerichtet hatte. Heute sagt Ackeret: «Nobbi Neininger hatte ein
Händchen. Teleblocher wurde 2008 zur Mutter aller
Internetsendungen.» Dass Matthias Ackeret die Sendung moderiert, war
folgerichtig. Er hatte gerade Das Blocher-Prinzip geschrieben,
einen Führungsratgeber, entstanden aus vielen Gesprächen mit Blocher
selbst. Es ist Ackerets bis heute erfolgreichstes Buch, 40 000 Mal
verkauft, gerade ist die 9. Auflage erschienen.
Als Teleblocher
zum ersten Mal on air ging, war Blocher Bundesrat. Und jetzt hatte er
eine eigene Sendung, in der er aus dem Nähkästchen plauderte, keine
abgesprochenen Fragen, kein Pressesprecher, kein Schnitt. Es war ein
Skandal. Es war ein Coup. Und irgendwie wurde damit auch ein wenig
Donald Trump vorweggenommen. Jedenfalls wurde die Fernsehsendung zur
meistzitierten der Schweiz. Der Bundesrat selber tagte drei Mal zum
Thema Teleblocher. Und über Martin Ackeret wurde Spott
ausgegossen. Der Chefredaktor des Schweizer Fernsehens Ueli Haldimann
schimpfte ihn ein «Blocher-Groupie», die NZZ fühlte sich an
DDR-Fernsehen erinnert. Der Grund: Ackeret befragte Blocher nicht
kritisch, er liess ihn schwafeln. Stundenlang, tagelang, wochenlang. Er
tut es heute noch, in der Hoffnung auf ein weiteres Skandälchen, obwohl
Blocher längst nicht mehr die Relevanz von damals hat und die
Einschaltquoten stetig sinken. Jeden Freitagmorgen um 7 Uhr gibt es
Kaffee in Herrliberg, danach 20 Minuten Aufnahme – seit 723 Wochen.
Ackeret erhält pro Sendung 500 Franken. Zu seinen Kritikern sagt er:
«Ich habe alle relevanten Fragen gestellt.» Und ja, könnte es die
Sendung so lange geben, wenn Ackeret Blocher löchern würde?
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Ackeret
und Blocher, die Verbindung erschliesst sich auch aus den Biografien.
Ackeret ist wie Blocher in Uhwiesen aufgewachsen. Ackerets Vater war der
Dorflehrer, Blochers Vater der Dorfpfarrer. Ackeret wuchs laut eigenen
Angaben in einer «rechtschaffenen Familie ohne Probleme» auf, wurde
Jurist, doktorierte sogar, um seinen Vater zufriedenzustellen, obwohl er
nie als Jurist arbeiten wollte. Später sollte er sagen, vielleicht habe
er auch doktoriert, um zu beweisen, dass er es schon drauf habe. Man
kann nicht permanent über sich selber lachen.
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Heute
sagt er, seine grosse Stärke sei, dass er die Dinge zu Ende bringe. Das
gilt auch für die Bücher, die er nachts schreibt, weil er, der
Getriebene, ohnehin nicht schlafen kann. Ackeret ist kein Perfektionist,
er schreibt schnell, folgt dem Pareto-Prinzip: In 20 Prozent der Arbeit
erreicht man 80 Prozent der Leistung. Seine Bücher lesen sich
entsprechend: schnell, süffig, mitunter kalauerig, intellektuellen
Tiefgang sucht man vergebens.
Über seinen Roman Elvis
sagte er einst: «Du nimmst zwei extreme Typen, dann hast du eine
Geschichte.» Die Typen in diesem Fall: Elvis Presley und Adolf Hitler.
Es gibt immer viel Brimborium in Ackerets Romanen. Der grosse Martin
Walser adelte ihn mit dem Begriff «Plotvirtuose», die Schweizer Illustrierte nannte eines seiner Bücher «Prosecco in Buchstaben», der Spiegel nannte Elvis
einen «schwungvollen Kleinstthriller». Die Romane strotzen vor
Grand-Hotels, Promis, Po-Models und Ex-Missen, in die sich die
Protagonisten zuverlässig verknallen. Die Protagonisten sind meist: der
spiessbürgerliche Zürcher Anwalt Beat Pestalozzi (Ackeret selbst) und
Marcel du Chèvre, mondäner Lebemann, Lüstling, abehalfterter
Boulevardjournalist, heimliches Vorbild von Pestalozzi – als Vorlage
dient Ackerets Freund Helmut-Maria Glogger.
Glogger revanchierte sich einst im Sonntagsblick:
Ackeret sei ein «Bücher- und Bilder-Messi, dessen Küche so jungfräulich
ist wie sein Kühlschrank leer». Er sei «unfähig, ein Spiegelei zu
braten», dafür verliebe er sich grundsätzlich «in die schönsten, aber
auch schwierigsten Damen im Grossraum Zürich». Es wäre falsch, zu
glauben, der harmoniebedürftige Ackeret scheue sich davor, sich an
anderen zu reiben. Er scheint genau zu wissen, dass Reibung Inspiration
bedeutet.
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Die Welt, in der Ackeret lebt, wo man wohlproportionierten Frauen nachgeifert und sich in der Kronenhalle bei zu teurem Zürigschnetzeltem besäuft, erlischt gerade. Und er scheint es zu bedauern. Sein neuer Roman, SMS an Augusto Venzini, beginnt folgendermassen:
Gischt spritzt Augusto Venzini ins Gesicht. Auf seinen Lippen spürt er Salz. Mit der ihm eigenen Geschmeidigkeit leckt er dieses weg. Fast schon pornografisch, denkt Augusto, schämt sich aber sogleich dafür. In MeToo-Zeiten sind solche Gedanken tabu, das Hirn in einem Korsett. Sogar in Italien.
Das Buch ist eigentlich ein Geburtstagsgeschenk
an seinen Freund, den jetzt 71-jährigen Starfotografen Alberto Venzago.
Im Roman erhält dieser eine SMS, die ihn auffordert, nach Venedig zu
reisen. Dort wird es blutig. Im Zentrum des Romans steht die Frage: «Wie
viel Liebe kann ein Mann ertragen, um in der Jetztzeit zu überleben?»
Wer
so schreibt, kommt ums Chauvinisten-Etikett kaum herum. Doch Ackeret
zelebriert zwar das Singleleben, gibt sich darin aber auch immer als
tragische Figur. Später, beim Mittagessen nach der Führung durch die persönlich-Redaktion, sagt er, seine Beziehungen seien wohl jeweils an seinem Drang nach Unabhängigkeit zerbrochen.
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Die
Pizza Margarita reisst er mit dem Messer mehr, als dass er sie
schneidet. Schampar ungelenk für einen, der nach Möglichkeit in der Kronenhalle verkehrt. Doch es ist ihm egal. Ackeret biedert sich nicht an, auch nicht, wenn er schmeichelt. «Die Jahre bei der AZ werden die besten deines Berufslebens sein», prophezeit er, der selbst nie eine klassische Karriere einschlug und sich mit persönlich
in einer Nische etablierte. Vielleicht war er zu harmoniebedürftig für
eine Führungsposition in einem grossen Medienhaus, vielleicht zu
freiheitsliebend. Er selbst sagt, er sei immer froh gewesen, wenn der
Kelch an ihm vorbeigegangen sei. Die ehemaligen Kollegen, die Karriere
gemacht hätten bei SRF, die seien heute frustriert, weil sie
nicht mehr wüssten, wo es noch hingehen soll. Wie kokett das ist? Schwer
zu sagen. Vielleicht ist es wahr und unwahr zugleich. «Man darf sich
nicht zu ernst nehmen», sagt er zum Abschied. «Man ist ja immer auch
Teil der Inszenierung.»