Sonntag, 9. September 2007

Eva Herman stolpert selbstverschuldet -

und verliert den Job

Gefeuert wird Eva Herman im NDR wegen umstrittener Äusserungen zur Nazi-Zeit Die Moderatorin und Buchautorin ist jetzt ihren Job los: Der Norddeutsche Rundfunk hat sich per sofort von ihr getrennt. Der Grund: Ihre unbedachten Äusserungen zur Familienpolitik in der Nazi-Zeit. Herman hatte Teilnehmern bei der Vorstellung ihres neuen Buches am Donnerstag in Berlin erklärt, im Dritten Reich sei «vieles sehr schlecht gewesen, zum Beispiel Adolf Hitler». Einiges sei aber auch gut gewesen, «zum Beispiel die Wertschätzung der Mutter». Mit dieser unbedachten Aeusserung hat Eva Herman allen Müttern geschadet, die sich voll und ganz den Kindern widmen. Wer seine eigenen Meinung mit der Haltung des grössten Verbrechers stützt, ist mehr als dumm.

«Frau Hermans schriftstellerische Tätigkeit ist aus unserer Sicht nicht länger vereinbar mit ihrer Rolle als Fernsehmoderatorin und Talk-Gastgeberin», erklärte der NDR Programmdirektor Fernsehen, Volker Herres, in Hamburg. Die frühere «Tagesschau»-Sprecherin arbeitet seit fast 20 Jahren für den Sender.

Der NDR erklärte, Herman habe im Gespräch ihre in der «Bild am Sonntag» zitierte Erklärung bestätigt, wonach «Werte wie Familie, Kinder und das Mutterdasein, die auch im Dritten Reich gefördert wurden, anschliessend durch die 68er abgeschafft wurden».

«Frau Herman steht es frei, ihren 'Mutterkreuzzug' fortzusetzen, aber mit der Rolle einer NDR-Fernsehmoderatorin ist dies nicht länger zu vereinbaren», erklärte Herres. Ihre Äusserungen wirkten polarisiernd. «Das Ergebnis spürt unsere Redaktion: Gäste sagen ihren Auftritt bei 'Herman und Tietjen' ab oder stehen von vornherein nicht zur Verfügung.»

Kommentar:

Eva Herman hat sich mit ihrem unbedachten Verhalten selbst abgeschossen und allen Müttern, die ihre Kinder zu Hause betreuen, einen Bärendienst erwiesen. Frauen die in heutigen Familienpolitik ohnehin stets zu kurz kommen (weil sie finanziell von keiner Partei, kaum einem Politiker unterstützt werden). Der NDR musste Eva Hermann entlassen. Es geht nicht an, dass eine Mitarbeiterin an einem Gewaltverbrecher etwas gut findet. Ich gehe davon aus, dass sie ihr zweites Buch durch diesen Skandal geschadet hat (Skandale sind sonst verkaufsfördernd). Reputationsmässig hat Eva Hermann durch diese rhetorischen Fehlleistung enorm viel verloren. Die Gegnerinnen der Herman These "das Kind benötigt in erste Linie die Mutter" haben heute noch mehr Aufwind bekommen und all jene Mütter, die sich voll und ganz der Erziehungsaufgabe widmen, werden es noch schwerer haben, künftig ebenfalls von den Zuwendungen etwas zu erhalten (Krippenplätze usw.) Unsere Devise in der Beratung lautet seit Jahren: "Denken vor dem Reden". Das gilt auch beim Schreiben. Eva Herman hat sich mit ihrer unbedachten Bemerkung über Hitlers Familienpolitik nicht nur selbst das Bein gestellt. Für alle, die gegen die Femdbetreuung eintragen, war dies kontraproduktiv. Die entsprechenden Medienberichte sind vorprogrammiert.

Dieser bedenkliche Fall veranschaulicht uns einmal mehr: Leute die Erfolg haben, verlieren allzu gern im Höhenrausch die Uebersicht. Eva Herman als eine Frau, die selbst immer berufstätig war und mehrmals geheiratet hat, sollte den andern Frauen nicht sagen, was eine gute Familie ist und raten, die Mutter solle zu Hause bleiben. Die Glaubwürdigkeit kann sich niemand erwerben, der Wasser predigt, selbst aber Wein trinkt.

Nachtrag:

Eva Herman ist fassungslos.

Herman zu BILD: „Ich habe mich mehrfach ausdrücklich vom ‚Dritten Reich‘ distanziert. Man muss meine Äußerung im Gesamtkontext betrachten. Es geht nicht um Hitlers Werte, sondern um menschliche Grundwerte, die im ‚Dritten Reich‘ missbraucht und später abgeschafft wurden. Wer mich kennt und das Buch liest, weiß, dass ich links- und rechtsextreme Parteien aus tiefster Überzeugung ablehne. Es ist ein Halbsatz, der zu diesem Missverständnis geführt hat.“

Ein Holocaust-Überlebende zu BILD: „Das ist das Schlimmste, was ich seit Langem gehört habe. Frau Herman sollte wissen: Das Charakteristische am Dritten Reich war nicht die Behandlung der Mütter, denn die sollten nur Kanonenfutter produzieren. Das Charakteristische waren die Gaskammern.“

Eva Herman als Medienfrau muss wissen, dass auch Halbsätze wichtig sind.

In den Medien gilt: Gesagt ist gesagt!

Das war nicht nur ein Ausrutscher. Der unbedachte Vergleich war kein Missverständnis, sondern schlicht und einfach dumm und unverständlich!

Nachlese Eva Herman (10.9.07):

Nach dem Rauswurf wirkte Eva Herman (nach BILD) gelassen, im Gespräch bisweilen kämpferisch. Keine Reue? Keine Einsicht?

Sie sprach von den vielen „wildfremden Menschen“, die ihr geschrieben haben. „Über 1000 E-Mails habe ich bekommen“, sagt sie. „95 Prozent davon Zustimmung.“

Auf die Frage: Wie geht es Ihnen?

„Natürlich bin ich traurig, dass mich einige Leute in eine Ecke stellen, in die ich nicht gehöre. Aber zum Glück gibt es viele Freunde und Kollegen, die mir beistehen und Mut zusprechen.“

Wie hat ihr Mann reagiert?

„Er ist an meiner Seite. Er steht zu mir – stark wie ein Baum.“

Und die Familie?

„Wir sind eine Familie, die immer zusammenhält. Meine Familie nimmt mich in den Arm.“

Bereut Eva Herman ihre Äusserung über die Werte der Familie in der Nazi-Zeit? Sie überlegt einen Augenblick, dann sagte sie:

„Es tut mir leid, wenn meine Äusserungen Anlass zu Missverständnissen gegeben haben. Wenn ich damit die Gefühle von Menschen – insbesondere Opfern der Nazi-Diktatur oder ihren Angehörigen – verletzt haben sollte, dann möchte ich mich dafür entschuldigen.“

und fügt bei:

„Jeder, der mich kennt, weiss, dass ich das genaue Gegenteil eines Nazis bin. Jeder, der mich kennt, weiss auch, dass für mich Werte zählen wie Liebe, Respekt und Würde. Und dass ich nichts mehr ablehne als Gewalt, Intoleranz und Ungerechtigkeit. Und das ist in meinen Büchern nachzulesen. Auf jeder Seite.“

Dann erzählt Eva Herman von ihrem Engagement gegen Rechtsradikale. Für die Aktion „Laut gegen Nazis“ habe sie vor zwei Jahren eine CD mit Texten von Erich Kästner eingelesen. Und sie habe einen Taxifahrer bei der Polizei angezeigt, der mit Nazi-Sprüchen ihre jüdische Freundin verunglimpft hatte.

Heute sollte Eva Herman bei Johannes B. Kerner in dessen ZDF-Talkshow auftreten und über ihr Buch sprechen. „Der Termin war schon seit Wochen vereinbart“, sagt sie.

Gestern Abend entschied das ZDF, Eva Herman wegen ihrer umstrittenen Äusserungen aus der Talkshow auszuladen. ZDF-Sprecher Walter Kehr :

„Aufgrund der aktuellen Ereignisse haben wir uns in Abstimmung mit der Kerner-Redaktion gegen einen Auftritt von Eva Herman entschieden.“

Johannes B. Kerner: „Wir als Redaktion akzeptieren die Entscheidung des ZDF.“

Kommentar:

Die Entschuldigung folgt zu spät. Nur paar unbedachte Worte konnten so viel Geschirr zerschlagen. Eva Herman darf heute die Geschichte nicht als Missverständnis abtun. Als Medienfrau musste sie wissen, was ein kurzer Satz auslösen kann. Herman wurde beim Wort genommen, denn sie hat die Formulierung gewählt!

Thesen, die das unsensible Verhalten einer sonst so intelligenten Frau erklären könnte:

Eva Herman glaubte, sie sei mutig mit ihren Thesen. Sie wurde möglicherweise übermütig - nachher selbstherrlich und sogar grössenwahnsinnig.

In ihrer Verblendung sah sie nicht mehr ein, dass Hitler die Mütter als Gebärmaschinen sah, die Kanonenfutter zu produzieren hatten.

Herman wurde zur geistigen Geisterfahrerin. Das zeigt sich in der mangelnden Selbstkritikfähigkeit. Sie verteidigte trotz Empörung die Hitleraussage nach wie vor.

Nach dieser Sturheit hat sich Eva Herman endgültig demontiert.