Es war doch keine Uebung zur Teambildung!
Wieder einmal versagte der Pressesprecher der Armee beim Schlauchbootunfall. Kurz nach dem Vorfall vermutete er, es habe sich um eine Teambildungsübung gehandelt. Die Armeespitze übernahm diese Vermutung. In der Krisenkommunikation gilt jedoch der Grundsatz: Keine Vermutungen!
Irres Glück für Yves M.: Wie knapp, aber glücklich ausgerechnet Kompagniekommandant Yves M. mit dem Leben davonkam, der die Rambo-Übung befohlen hatte, zeigt der drastische Bericht der Militärjustiz ebenfalls: Demnach sass M. im hinteren Boot, fiel ins Wasser, als dieses kenterte. Gerade noch rechtzeitig zogen ihn die Leute im ersten Boot an Bord, dann kenterte auch dieses. Doch M. schaffte es irgendwie, ans rettende Ufer zu gelangen.
Die Vorbereitung der Übung war schlampig: Der Kompaniekommandant habe sich nach eigener Aussage im Internet über den Fluss informiert, sagte der militärische Untersuchungsrichter Michael Leutwyler. Wahrscheinlich habe er keine Flusskarten, Bücher oder ortskundige Personen konsultiert.
Die Fahrt wurde als «Kaderanlass» verstanden mit dem Zweck, «Erlebnisse zu schaffen», sagte Leutwyler.
War die Teilnahme freiwillig?
Noch unklar ist, ob die Übung für die Teilnehmenden freiwillig war. Das gilt auch für die Frage, ob vorgesetzte Stellen von der Übung gewusst haben oder hätten wissen müssen.
Der Unfallhergang konnte hingegen aufgrund der Einvernahmen geklärt werden, wie der militärische Untersuchungsrichter Michael Leutwyler sagte. So bestiegen die Armeeangehörigen die Kander an einer breiten und ruhigen Stelle bei Heustrich/Emdthal BE.
Das erste Boot überfuhr die erste Schwelle unfallfrei. Das nachfolgende Boot drohte bereits an dieser Stelle zu kentern. Alle fünf Besatzungsmitglieder fielen in den Fluss, einer ertrank in den Wassermassen, zwei konnten sich retten, einer wird noch vermisst. Den Kompagniekommandanten trieb es weiter flussabwärts.
Das vorausfahrende Boot blieb bei dem nächsten Niveauübergang quer zur Fliessrichtung stecken. Bei einem weiteren Niveauübergang blieb dieses Boot aber erneut stecken, und zwar quer zur Fliessrichtung. Die nun sechs Passagiere fielen ins Wasser. Drei von ihnen konnten sich retten, dreien gelang dies nicht.
Die Verunfallten trugen militärische Schwimmwesten, einen Tarnanzug, Kampfstiefel und den Ordonanzhelm. Weitere Ausrüstungsgegenstände wie Rucksäcke oder Waffen trugen sie nicht auf sich. (SDA)
Einmal mehr bestätigt der jüngste Bericht. Wer in Krisensituationen Vermutungen als Tatsachen kolportiert, muss unter Umständen später zurückkrebsen und verliert dann an Glaubwürdigkeit.