Mittwoch, 29. Oktober 2014

Das jüngste Jahrbuch für Medienqualität kommt zum Schluss:


Es geht abwärts










 

Dr. Doom hat wieder gesprochen. Das Zürcher Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft zieht in seinem neuen Jahrbuch erneut eine negative Bilanz zum Schweizer Medienstandort.
Die SVP prägt weiterhin die Schweizer Medienarena. Ihr Name wird von den Redaktionen am meisten genannt. 37% beträgt ihr Anteil an der Resonanz der Parteien in der Berichterstattung mit Schweizer Bezug während des vergangenen Jahres. Die SP kommt auf 20%, die FDP auf 16%, die CVP auf 13%, die GPS auf 7%, die BDP auf 4% und die GLP auf 2%.
Diese Ergebnisse nennt das Jahrbuch «Qualität der Medien» , welches das Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft (Fög, Universität Zürich) am Montag zum fünften Mal veröffentlicht hat.

Die Forscher, deren Wirken vor allem über die Person von Professor Kurt Imhof öffentlich wahrgenommen wird, ermittelten die Daten aufgrund der Auswertung der Front- und Einstiegsseiten von 29 gedruckten und digitalen Medien in der Deutschschweiz und der Romandie.

Quelle Tagi-online

KOMMENTAR:

Die Erkenntnis ist nicht neu:
Wenn es eine Partei versteht, Aufmerksamkeit zu erregen, ist sie in den Medien präsenter - vor allem in den Boulevardmedien. In den Online-ausgaben der Abonnementszeitungen eindeutig weniger.
Daraus leiten die Zürcher Forscher ab:
Die «ungleichen Resonanzchancen» zwingen die Parteien zu «Initiativen als medienwirksamen Aktionsformen und zur medienadäquaten Zuspitzung ihrer Programmatik». Diese Erkenntnis stellen die Forscher in Zusammenhang mit dem Trend zur Boulevardisierung des Medienangebots, was wiederum eine Wechselwirkung erzeugt: «Die Boulevardisierung der Medien befördert die Boulevardisierung der Politik.»
Aus meiner Sicht hat der Trend zur
- Vereinfachung der Sprache
- zur Emotionalisierung
auch etwas Positives: Die Sprache wird verständlicher, bildhafter.
Hinsichtlich Qualität sehen jedoch die Forscher eindeutig eine Abwärtsspirale.

Ich zitiere den TAGI:
Andere Analysen kommen laut Blick – aus teilweise anderen Blickwinkeln – zu ähnlichen Ergebnissen, jüngst jene der Eidgenössischen Medienkommission und dieser Tage jene der Denkfabrik Avenir Suisse . Allerdings klingen die Resultate der Zürcher Forscher in den Ohren einiger Zeitgenossen schriller als jene anderer Untersuchungen. Da das Jahrbuch den Qualitätsbegriff wesentlich anhand der Kriterien Einordnung, Vertiefung, Vielfalt und politischer, wirtschaftlicher oder kultureller Relevanz definiert, kommt es unweigerlich zu einer Rangordnung, welche zahlreiche Angehörige und Lobbyisten der Medienbranche aus psychologisch naheliegenden Gründen kränkt.
Die Forscher sprechen, was inzwischen politisch recht unkorrekt ist, schnörkellos von qualitätsniedrigen Medien, welche sie im Segment des Boulevard und der Gratistitel verorten. Diese Titel vermochten sich nach der Berechnung des Jahrbuchs seit 2010 deutlich auszubreiten. In der Deutschschweiz wuchs ihre Reichweite von 38% auf 66% – die Zahlen berücksichtigen dabei alle Mediengattungen, also Presse, News-Sites sowie Radio- und Fernsehstationen. Verluste verzeichnen hingegen die Titel mit mittlerer Qualität; deren Reichweite sank von 44% auf 27%. Einen deutlichen Rückgang müssen ferner die Titel mit hoher Qualität hinnehmen; deren Reichweite ging von 32% auf 23% zurück.


 Das neue Jahrbuch bekräftigt die bereits in den vergangenen Jahren gestellte Diagnose. Danach kann die SVP ihre Anliegen auf den medialen Bühnen am besten durchsetzen. Entsprechend ihrer starken Medienpräsenz beeinflusst sie auch die Themenauswahl der Redaktionen. Ein Grossteil der innenpolitischen Themen mit hoher Resonanz dreht sich demnach um die SVP. Die beistehende Grafik zeigt, mit welchen Themen die einzelnen Parteien im vergangenen Jahr am besten punkteten. Die ersten drei Plätze belegt die SVP mit der Familieninitiative, der Steueraffäre Schweiz/USA und der Masseneinwanderungsinitiative. Weil die Werbegelder von den Informationsmedien hin zu den Unterhaltungsangeboten abwandern, zerfällt die «alte Ehe von Publizistik und Werbung», womit der Brennstoff für jene Plattformen knapper wird, welche Hintergrundinformationen herstellen wollen. Die von der Branche selber geförderte Gratiskultur verstärkt den Trend: Verlierer dieses Strukturwandels sind «eindeutig diejenigen Medientypen und -titel, die einen demokratierelevanten publizistischen Anspruch haben», heisst es weiter im Jahrbuch. Und: «Wir werden generell weniger mit relevanten Themen und einordnenden Berichten zu Politik, Wirtschaft und Kultur informiert.» Gleichzeitig erkennen die Forscher im Langzeitvergleich eine deutliche Abnahme der Themenvielfalt. Was heisst: Die Redaktionen greifen verstärkt dieselben Themen auf
 Andere Analysen kommen – aus teilweise anderen Blickwinkeln – zu ähnlichen Ergebnissen, jüngst jene der Eidgenössischen Medienkommission und dieser Tage jene der Denkfabrik Avenir Suisse . Allerdings klingen die Resultate der Zürcher Forscher in den Ohren einiger Zeitgenossen schriller als jene anderer Untersuchungen. Da das Jahrbuch den Qualitätsbegriff wesentlich anhand der Kriterien Einordnung, Vertiefung, Vielfalt und politischer, wirtschaftlicher oder kultureller Relevanz definiert, kommt es unweigerlich zu einer Rangordnung, welche zahlreiche Angehörige und Lobbyisten der Medienbranche aus psychologisch naheliegenden Gründen kränkt.Die Forscher sprechen, was inzwischen politisch recht unkorrekt ist, schnörkellos von qualitätsniedrigen Medien, welche sie im Segment des Boulevard und der Gratistitel verorten. Diese Titel vermochten sich nach der Berechnung des Jahrbuchs seit 2010 deutlich auszubreiten. In der Deutschschweiz wuchs ihre Reichweite von 38% auf 66% – die Zahlen berücksichtigen dabei alle Mediengattungen, also Presse, News-Sites sowie Radio- und Fernsehstationen. Verluste verzeichnen hingegen die Titel mit mittlerer Qualität; deren Reichweite sank von 44% auf 27%. Einen deutlichen Rückgang müssen ferner die Titel mit hoher Qualität hinnehmen; deren Reichweite ging von 32% auf 23% zurück.

Eine knackige Quintessenz

Die Gewichtsverschiebungen haben zur Folge, dass die Finanzkraft der qualitätsorientierten Anbieter sinkt. Den Verfallsprozess fasst das Jahrbuch in einem knackigen Satz zusammen: «Unten leidet die Qualität, weil sie nicht gepflegt werden muss – oben leidet sie, weil sie zunehmend weniger erbracht werden kann.»
Eine solche Aussage schmerzt unweigerlich die Betroffenen in den Betriebsstätten, die ihre Arbeit unter wachsendem Effizienz- und Quotendruck verrichten. Und sie provoziert, weil in der Debatte der demokratiepolitisch geprägte Qualitätsbegriff des Jahrbuchs schnell mit dem Begriff handwerklicher Qualität gleichgeschaltet wird. Selbstverständlich kann man auch einen Boulevardtitel handwerklich gut gestalten; man kann zweifellos griffige, farbige und dennoch sachlich treffende Artikel auf kleiner Fläche verfassen. Aber derlei Leistungen zählen im Jahrbuch nicht; sie werden gar nicht registriert, weil es nur in einer Gesamtoptik den Ausstoss bzw. das Unterbleiben von Hintergrundinformationen zuhanden der politisch interessierten Öffentlichkeit misst und bewertet.

Politische Absicht

Eine Provokation stellt das Jahrbuch ferner dar, weil es eine politische Absicht impliziert. Es hält fest, dass der Qualitätsverlust, der Niedergang der journalistischen, auf Fachkompetenz beruhenden Berufskultur sowie die zunehmende Ausrichtung der Medienproduktion auf die Maximierung von Reichweiten zu einem gesellschaftlichen Problem geworden sei, das alle Nutzer betreffe. Dies mache «medienpolitische Massnahmen im Auftrag des Allgemeinnutzens nötig». Das heisst letztlich: Der Staat soll den Medien vermehrt unter die Arme greifen.
Diese SP-nahe Optik bringt den Verband Schweizer Medien auf die Palme, der seit der Veröffentlichung des ersten Jahrbuchs eine Politik der Nulltoleranz verfolgt und bei jeder Gelegenheit auf den Fög-Protagonisten Kurt Imhof schiesst; gleichzeitig praktiziert der Verband gegenüber seinem prominentesten Kritiker konsequent Gesprächsverweigerung. Offensichtlich schätzt man die Arbeit des Zürcher Forschungsinstituts als ziemlich wirkungsmächtig ein.
Düsteres Bild der Medienlandschaft
Medienlandschaft SchweizGratistitel, Unterhaltung und Infotainment dominieren.

Solche Bilder können mehr Angste auslösen als Worte!

Ebola-Verdachtsfall 

EBOLA darf sicherlich nicht bagatellisert werden. 
Anderseits ist Angst immer ein schlechter Ratgeber.
Solche Bilder wecken zwangsläufig Aengste.