Leuenberger überrascht und provoziert immer wieder - auch als Pensionär.
aus NZZ:
Genosse Moritz Leuenberger ist gegen Denkverbote
beim Rentenalter.
Moritz Leuenberger war ein spezieller Bundesrat.
Unvergessen seine
vieldeutige Theatralik, seine rhetorische Raffinesse, seine abgrundtiefe
Mimik. Er wusste zu brillieren. Und zu provozieren. So geschehen am
Ende seines Präsidialjahrs 2006, als er den Bau neuer Atomkraftwerke
ebenso wenig ausschloss wie eine Erhöhung des Rentenalters.
Mit solchen Verlautbarungen verärgerte Genosse Moritz zuallererst
seine Genossinnen und Genossen.
Der damalige SP-Präsident Hans-Jürg Fehr
konstatierte Ende 2006 pikiert, er würde sich von Leuenberger
schon etwas mehr Rücksichtnahme gegenüber der eigenen Partei wünschen.
Die Juso lamentierten, die SP habe «das unwahrscheinliche Glück, über
einen Bundesrat zu verfügen, der ihr in entscheidenden politischen
Auseinandersetzungen in den Rücken fällt».
Dass die SP eine Erhöhung des Rentenalters weiterhin tabuisieren
will, kratzt den aufmüpfigen Moritz Leuenberger
nicht. Im «Tages-Anzeiger» hat der bald 66-jährige Pensionär ein
Zwiegespräch mit seinem Sohn Manuel Löwensberg genutzt, um die Genossen
von neuem zu provozieren.
Auf die Frage, ob sein Sohn in 30 Jahren noch eine Altersversicherung
haben werde, antwortete Leuenberger: «Selbstverständlich, da habe ich
keine Zweifel. Aber in der Altersversicherung muss sich in Europa etwas
ändern, auch wenn jetzt François Hollande das Pensionsalter gesenkt
hat.» Ob er Hollandes Massnahme denn unsinnig finde? Leuenberger: «Er
hat es im Wahlkampf versprochen. Bei uns wollen die Gewerkschaften ja
auch nichts ändern. Viele wollen aber länger arbeiten, und wir werden ja
alle älter. Das müssen wir angehen und ändern.»
Moritz Leuenberger sei Dank! Endlich wagt es wieder einmal einer, die
um die Altersvorsorge rankenden Probleme offen anzusprechen.
Offenkundig braucht es dazu einen pensionierten Vordenker. Im Bundeshaus
steht die aktive Generation der sozialpolitischen Akteure nämlich vor
diesem Problemhaufen wie das Kaninchen vor der Schlange.
Ich könnte jetzt mäkeln, Tagi-Chefredaktor Res Strehle habe nicht
wirklich gemerkt, dass ihm Moritz Leuenberger ein Bömbelchen ins
Interview geschmuggelt hat. Das ist aber sekundär. Wichtiger wäre, dass
der kluge AHV-Steilpass von links auf dem Bundesplatz aufgegriffen wird.
Kommentar: Auch uns hat BR Leuenberger immer wieder überrascht.
LINKS:
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27. Aug. 2010 ... Moritz Leuenberger war ein Mann der Kontraste. Den einen war er zu forsch, den anderen zu zaghaft, doch wurde seine Kompetenz von keiner ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/10/08_27/index.html
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20. Apr. 2007 ... Moritz Leuenberger will den Schweizer Zoll ohne Pass überqueren und erhält den Bescheid, er müsse beweisen, wer er sei. Roger Federer ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/07/04_20/index.html
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14. Sept. 2003 ... Als erster Schweizer erhält Bundesrat Moritz Leuenberger den Cicero-Preis für die beste politische Rede des Jahres im deutschsprachigen ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/Aktuell_Sep_14_2003.html
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20. Juni 2004 ... Selbst Bundesrat Moritz Leuenberger bewies 2001, dass es sich Luft zu verschaffen wusste. Im Kontrast zu seiner sonst so feinsinnigen Art, ...
www.rhetorik.ch/Aktuell/Aktuell_Jun_20_2004.html
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15. Febr. 2008 ... Nach "Blick online" soll TV-Moderator Roman Kilchsperger Bundesrat Moritz Leuenberger als "schwulsten Hetero-Promi" bezeichnet.
www.rhetorik.ch/Aktuell/08/02_15/index.html
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10. Okt. 2004 ... Wer mit Worten arbeitet, muss die Macht verantworten. Moritz Leuenberger. "Um einen Stein zu zertrümmern, braucht man einen Hammer, ...
www.rhetorik.ch/Fenster/Fenster.html
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27. Aug. 2010 ... und Verhalten von Moritz Leuenberger eingehender zu reflektieren. ... Sicherlich einzigartig: der zurücktretende Bundesrat Moritz Leuenberger.
www.rhetorik.ch/Aktuell/10/08_27/08_10.pdf