Freitag, 1. März 2024

Wiederholungen beeinflussen


 


Wiederholung, eine wirkungsvolle Strategie
________
von Marcus Knill*

SRG-Verwaltungsratpräsident Jean-Michel Cina benutzte in einem  Interview (Tagi vom 1.März) den Trick der Wiederholung. Obschon er mit verschiedenen Themen konfrontiert wurde, verstand er es, bei der Halbierungsinitiative und dem Gegenvorschlag des Bundesrates mit konkreten Zahlen und Beispielen seine Kernbotschaft zu wiederholen
„Mit den geplanten Reduktionen könnten wir unseren heutigen Auftrag nicht mehr erfüllen.“:
- „Wenn wir mit dem Geld, das uns der Bundesrat zur Verfügung stellt, den Leistungsauftrag nicht mehr erfüllen können, müssen wir das klar sagen.“ 
- „Wir haben den Auftrag, in allen Sprachregionen gleichwertige Angebote zu bieten.“ 
- „Wir haben das Angebot an die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer angepasst. Und an den Leistungsauftrag, den uns der Bundesrat gegeben hat.“
- „Auch unser Onlineangebot gehört zum Leistungsauftrag.“

 
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Wiederholung ist nicht nur eine Strategie; sie ist das Fundament, wie wir wissen. Allgegenwärtig bei Ohrwürmern, die nicht mehr aus dem Kopf gehen, bis zu den grundlegenden Ueberzeugungen, die wir haben.
Folgende Zitate beleuchten den Einfluss der Wiederholung:

Nicht Abwechslung, nur Wiederholung schafft Verständnis.
La Roche

Ich stellte nur fest, dass in der Politik das Wiederholen dessen, was alle Menschen denken, offenbar kein Zeichen von Mittelmäßigkeit, sondern von Überlegenheit ist.
Marcel Proust


Wird etwas nur einmal reproduziert,  fehlt die Verankerung
H. Lemmermann

Die Repetition, ist die Mutter der Weisheit
lat. Sprichwort


Es gibt nur eine Redefigur, die Wiederholung
Napoleon

Bei der Werbung, in der Politik, bei Beeinflussungestechniken oder bei der Manipulation, aber auch bei Kommunikations- oder Lernprozessen ist Wiederholung entscheidend.
Die Wiederholung ist  eines der stärksten rhetorischen Mittel.
Sie ruft in Erinnerung, verankert, vertieft. Die wiederholte Kernaussage steigert die Aufmerksamkeit und reduziert Missverständnisse.
Wiederholungen machen eine Botschaft einfach, glaubwürdig und eindringlich und senken den Aufwand beim Zuhören, Lesen und Verstehen.

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Politik

Effektive politische Botschaften zeichnen sich durch Wiederholung aus. Sie wird zwar an verschiedene Zielgruppen angepasst, ihr Kern bleibt jedoch derselbe. Die Diskurse der SP über Umverteilung und der SVP-Fokus auf Einwanderung sind gute Beispiele, wie eine Partei dieselbe Kernbotschaft in verschiedenen Variationen situationsgerecht zu wiederholen versteht. 
Die meisten Parteien haben zu viele Botschaften.
 



Beeinflussen

So wie Bilder,  Stimme und  Charisma einer Person beim Ueberzeugen eine grosse Rolle spielen, zählt  Wiederholen  zu den wichtigen Bausteinen von Beeinflussungsprozessen.
Oft genug wiederholt, können auch unbegründete Behauptungen als „Wahrheiten“ wahrgenommen werden.

Manipulation (FakeNews)

Bei der Manipulation hilft die Wiederholung,  zu täuschen oder Informationen falsch darzustellen.
Fakes können zu Fakten mutieren, wenn unser Gehirn Wiederholungen als Wahrheit interpretiert.
 
Lernprozesse

 Wiederholung ist entscheidend fürs Lernen. Es fördert das Verständnis. Wir lernen besser, wenn derselbe Stoff auf verschiedenen Kanälen eingeprägt wird. Wer während des Lesens den Inhalt gedanklich wiederholt, speichert ihn schneller. Bewährt hat sich auch, den Inhalt mit Bildern, mit Stichworten, einer Mindmap zusammenfassen. Die derzeitige Schulmisere verdanken wir weitgehend dem Zeitmangel der Lehrkräfte fürs wiederholen, vertiefen.
Jeder Sportler, jede Musikerin weiss, wie wichtig Wiederholungen von Abläufen sind.
Talent allein genügt nicht. Ohne Wiederholung  kommt niemand an die Spitze. 
Marco Odermatt wiederholte tausendfach die gleichen Schwünge.
Aber wer Fehler wiederholt, zementiert sie auch. Ich erinnere an jene Pädagogen, die Kinder so schreiben liessen, wie sie wollten. Sie glaubten, die wiederholte falsche Orthographie könnten die Kinder später problemlos  korrigieren. Die Rechnung ging nicht auf.

Auch Journalisten wiederholen

Ein Journalist wiederholt   nach einer Veranstaltung  mit seinem publizierten Artikel über den Anlass (Inhalt wird gekürzt zusammengefasst). Dann im Lead. (Der Journalist wiederholt den Inhalt mit wenigen Worten  in den Kopfzeilen). Auch der  Titel ist  eine Zusammenfassung  der ganzen Veranstaltung (mit ungefähr  sechs Worten). 

Branding 

Beim Branding geht es um die Wiedererkennung.  Logos, Slogans und Farben stellen sicher, dass Marken unvergesslich bleiben.

Nur durch ständige Präsenz, durch fortwährende Wiederholung eines Firmen- oder Markennamens, eines Labels oder Logos lässt sich der Bekanntheitsgrad steigern.


Schlager - Evergreens 

Jeder Ohrwurm schafft den Durchbruch dank  Wiederholung der eingängigen Sequenz.  (z.B. Helen Fischer: Atemlos)
Stimmungsmacher bei Fasching-Partys leben von wiederholend,  anspruchslosen Refrains.

Motivation

Auch im Bereich der Motivation wird die Wiederholung genutzt. Sätze wie  „Ich schaffe es“  mögen in den Ohren vieler Menschen banal klingen. Wenn sie jedoch  zu Glaubenssätzen werden, wirken sie im positivem Sinn so stark  wie „Ich kann das sowieso nicht“. Wiederholte Glaubenssätze beeinflussen, was wir tun und wie wir es tun.

Ein Glaubenssatz ist ein Denkmuster, das sich über den Verlauf mehrerer Jahre entwickelt und verinnerlicht. Mit der Zeit verankert sich das Muster im Unterbewusstsein  und beeinflusst unser Denken und Handeln. In der Regel übernehmen wir Glaubenssätze bereits aus unserer Kindheit  ins Erwachsenenleben.

 

Erkenntnis des Wiederholungseffektes (Quelle:  WirtschaftsWoche):

Wir glauben einer Aussage,  je öfter wir sie hören.

Wie mächtig  Wiederholungen auch in Konferenzen sein können, zeigt eine Studie der US-Psychologin Kimberlee Weaver  Quintessenz: Wer am lautesten brüllt und oft genug dasselbe erzählt, bekommt am Ende recht.

Demnach reichen schon drei Personen, um die Meinung einer Gruppe zu repräsentieren, solange diese einmütig und unabhängig voneinander immer wieder dieselbe Meinung kundtun. Weaver stellte sogar fest, dass eine einzelne Person bereits 90 Prozent dieses Effekts erreicht, wenn sie nur dreimal dieselbe Meinung (vorzugsweise die eigene) wiederholt!

 
Fazit: Wiederholung ist ein grundlegender Aspekt der Kommunikation. Eine kluge Anwendung kann unser Verständnis vertiefen, Wahrnehmungen formen und zum Handeln motivieren. Wiederholung ist ein Verbündeter, um nachhaltige Effekte  zu erzielen. 

 

Mittwoch, 28. Februar 2024

Aus Froitzheims Wortpresse

 

Raus mit der Wahrheit

Der Sinn von Rhetorik-Kursen und Executive Coaching besteht nicht darin, glaubwürdiger lügen zu lernen, sondern unbequeme Tatsachen zu vermitteln, ohne sich Vertrauen zu verscherzen. Der Bedarf an Nachhilfe ist erheblich.

Für den Bundespräsidenten war das Doppeljubiläum an der Eberhard-Karls-Universität eine willkommene Gelegenheit, ein paar unwillkommene Wahrheiten loszuwerden. Zum Stichwort »500 Jahre Rhetorik in Tübingen, 30 Jahre Seminar für Allgemeine Rhetorik« fielen dem Staatsoberhaupt nämlich vor allem Defizite ein. Defizite, die seiner Ansicht nach weniger eklatant wären, würde die „älteste Kommunikationswissenschaft der Welt“ an hiesigen Hochschulen noch so gepflegt wie in England oder Frankreich. „Einerseits beschreiben wir uns selbst als Kommunikationsgesellschaft, andererseits sind immer weniger Menschen in der Lage, verständlich zu kommunizieren“, befand Roman Herzog – und verriet den Festgästen, für ihn sei es manchmal „geradezu eine Strafe“, deutschen Wissenschaftlern, Experten und Politikern bei ihren öffentlichen Äußerungen zuzuhören.

 

„Überzeugen“ ist das Schlüsselwort. Sinn der Übungen sei nicht, Adressaten wider besseres Wissen zu überreden, sagen seriöse Rhetoriklehrer unisono. Doch wie jeder Einkäufer woanders die Trennlinie zieht zwischen Verkaufsgenies, die fähig wären, den Inuit Klimanlagen für ihre Iglus aufzuschwatzen, und vertrauenswürdigen Kundenberatern, so streiten sich auch die Gelehrten, welche rhetorischen Mittel, welche Techniken der Persuasion in der Außen- und Innenkommunikation von Unternehmen erlaubt sind – und welche ethisch inakzeptabel.

Immerhin: Zur platten (Not-)Lüge bekennt sich niemand, „Ehrlichkeit“ ist die Standardantwort auf die Frage nach der wichtigsten Tugend professioneller Kommunikatoren. Allerdings war derjenige, der einst sagte, dass alle Kreter lügen, selber Kreter. Was stimmt? Im allgemeinen hielten sich die Kollegen an den alten Grundsatz „Never lie to the press“, sagt Horst Avenarius, Präsident des Deutschen Rates für Public Relations. „Aber manchmal weichen sie einer Ant- wort aus, manchmal sagen sie nicht die ganze Wahrheit – aber wer tut das schon? – bisweilen desinformieren sie auch.“ Insbesondere für Sprecher der Regierungsparteien und Ministerien sei es wohl „zur Zeit sehr schwer“, ehrlich zu sagen, was Sache ist. Diese Ansicht teilt wohl auch Altmeister Wolf Schneider, der unlängst in der Süddeutschen Zeitung ätzte: „Wähler werden nun einmal lieber angelogen als mit einer bitteren Wahrheit konfrontiert.“

Diese Erkenntnis taugt gleichwohl nicht als Freibrief, mit Rhetorik-Tricks die Öffentlichkeit zu täuschen, denn damit riskiert man seine Glaubwürdigkeit. Für Roman Herzog bildet sie „das wichtigste Kapital des Redners überhaupt“. Wer sie verliert, wird – wie Ulrich Lissek von der Deutschen Telekom den PR-Forschern der Uni Hohenheim sagte – „berufsunfähig“.

„Alles, was man sagt, sollte wahr sein“, lautet die Maxime der Pragmatiker, „aber man sollte nicht immer alles sagen, was wahr ist.“ Allein schon Letzteres kann eine rhetorische – und mimische – Herausforderung sein. Ein Pokerface liegt nicht jedem. Dass es dem Menschen instinktiv peinlich ist, Fehler zuzugeben, macht die Aufgabe nicht gerade leichter. Ein archaischer Impuls drängt uns zur Schmerzvermeidung – Spott tut weh. Typisch, was unlängst der Pressesprecher eines deutschen Berufsverbandes mitteilte: „In unsere Pressemitteilung hat sich leider ein Schreibfehler eingeschlichen.“ Er schrieb nicht: „Wir haben uns verschrieben.“ Oder gar: „Ich habe mich verschrieben.“ Eine rhetorische Figur verleiht dem öffentlich dokumentierten Fehler ein Eigenleben – so entstand einst das nichttotzukriegende Druckfehlerteufelchen.

Bei wirklich relevanten Sachverhalten greifen simple Ablenkungsmethoden ohnehin nicht. Zwar rät uns auch dann der Instinkt, den Kopf einzuziehen, sobald uns bewusst wird, dass wir etwas tun oder getan haben, das jemand gegen uns verwenden könnte. Sich wegzuducken, kann sich aber kein Kommunikationsprofi und kein Manager leisten. Dass trotz dieses Wissens viele Führungspersönlichkeiten im entscheidenden Moment versagen, führt der Schweizer Kommunikationsberater Marcus Knill zurück auf schlichte „Angst, die Wahrheit zu sagen“. Wenn jemand nicht gelernt habe, mit schlechten Nachrichten umzugehen, dann werde eben „beschönigt, ausgewichen, oft sogar gelogen“. Folgt man Knill, dem Experten für Krisenkommunikation, so leidet die Reputation von Firmen und Personen stärker unter unprofessioneller Kommunikation als unter den negativen Fakten. Statt sich „mit Airbag-Rhetorik zu polstern“, sollten Manager wie auch Politiker auf eine kritische Frage lieber „eine kurze, konkrete, überzeugende Antwort geben“.

Das will trainiert sein – und da bietet der Markt nicht nur Kompetentes und ethisch Korrektes. Wachtel moniert, dass längst nicht jeder, der sich Coach nenne, über eine fundierte Ausbildung verfüge. „Manager zahlen Tausende von Franken, um lügen zu lernen“, empört sich Knill, „die haben Trainer, die sind Theaterregisseure.“ Der Schweizer sieht die PR-Verantwortlichen in der Pflicht, als „Hofnarren“ ihren Chefs den Spiegel hinzuhalten und sie in der Simulation üben zu lassen, wie man souverän mit kritischen Fragen umgeht: „Tausendmal, bis die Antwort überzeugt, aber nicht gelogen ist.“

Einig sind sich beide Experten, dass ein Firmenvorstand sich die Zeit nehmen muss, an sich zu arbeiten. Der Generation der DAX-30-Vorstände, die seit 2003 ans Ruder gekommen sind, sei dies bewusst, so Wachtel. Sie seien aufgeschlossen für das – in angelsächsischen Ländern längst akzeptierte – Konzept des „Corporate Speaking“. Dazu gehören für den Coach mit dem Spezialgebiet Finanzmarkt-Kommunikation sechs Schritte:

– Die eigene Rolle klären,

– festlegen, was der Auftritt bewirken soll,

– Stichwortmodule erarbeiten (anstelle des klassischen Vorlesetextes),

– das eigentliche Coaching,

– die passende Kleidung wählen (samt Fototermin),

– abschließend die Wirkungskontrolle.

Bei allen Trainingsmaßnahmen – sei das Ziel nun Krisenkommunikation, die Verkündung schwerwiegender Managemententscheidungen oder das Überzeugen von Investoren – geht es letztlich darum, sich das Vertrauen der Stakeholder zu erhalten, wozu immer eine gute Portion Offenheit gehört. „Die Reputation wird nur gefährdet, wenn man keine Argumente nennen kann und daher die öffentliche Auseinandersetzung scheut“, ist die Erfahrung von Horst Avenarius. „Mit Gegenwind aus Politik und Medien umzugehen, dafür wird ein Vorstand bezahlt.“

Misslich ist es, wenn jemand zwar gute Argumente hat, aber sein Lampenfieber nicht in den Griff bekommt. Damit erfüllt er zwar das beliebte Trainingsziel, „authentisch“ zu sein, schadet aber dem Aktienkurs seiner Firma, weil er den Eindruck erweckt, überfordert zu sein. „Es kommt nicht darauf an, wie einer ist“, warnt deshalb Stefan Wachtel, „sondern wie er wirkt.“ Was im Umkehrschluss ein wenig zynisch klingen mag, weil es als Plädoyer fürs Schauspielern missverstanden werden könnte. Davon wiederum rät Marcus Knill ganz entschieden ab: „Ein Mensch muss echt sein. Wenn einer falsch spielt, wenn das, was er sagt, nicht übereinstimmt mit dem Wie, das merkt sogar ein Hund.“

Aus „Profile“, dem Kundenmagazin von Observer Argus Media (heute Cision);

Sonntag, 18. Februar 2024

Aus 20 Min

Armeefinanzen-WirrwarrAmherd kritisiert die Medien – nun soll sie vor der GPK antraben

Zuerst wurde von Finanzlöchern in der Armee berichtet, dann sprach der Armeechef von einem «Liquiditätsengpass». Jetzt soll doch alles nur halb so schlimm sein, sagt Viola Amherd. Das sorgt für Kritik.

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Verteidigungsministerin Viola Amherd gab am Mittwoch bekannt, dass die Armee nicht zahlungsunfähig sei. Sie kritisierte die Berichterstattung der Medien.

Verteidigungsministerin Viola Amherd gab am Mittwoch bekannt, dass die Armee nicht zahlungsunfähig sei. Sie kritisierte die Berichterstattung der Medien.

20min/Stefan Lanz
Zuvor hatte Armeechef Thomas Süssli von einem «Liquiditätsengpass» und verschobenen Zahlungen gesprochen.

Zuvor hatte Armeechef Thomas Süssli von einem «Liquiditätsengpass» und verschobenen Zahlungen gesprochen.

20min/Matthias Spicher
Die teils widersprüchlichen Aussagen hinterlassen offene Fragen. Kommunikationsexperte Marcus Knill sieht Amherd in der Verantwortung.

Die teils widersprüchlichen Aussagen hinterlassen offene Fragen. Kommunikationsexperte Marcus Knill sieht Amherd in der Verantwortung.

knill.com

Darum gehts

  • Teils widersprüchliche Informationen zu der finanziellen Situation der Armee sorgen für Unsicherheit.

  • Experte Marcus Knill kritisiert die Kommunikation vonseiten der Verteidigungsministerin Viola Amherd.

  • Auch Parlamentarierinnen und Parlamentarier fordern jetzt Antworten zu offenen Fragen.

Nach der Medienkonferenz von Verteidigungsministerin Viola Amherd am Mittwoch zur Finanzlage der Armee bleiben für Politiker zentrale Fragen offen. Denn für viele wurde seitens VBS widersprüchlich informiert.

Hintergrund der Kritik: Nachdem die Armee wegen der «angespannten finanziellen Situation» zwei geplante Grossanlässe hatte absagen müssen, folgten Berichte über Beträge in Milliardenhöhe, die der Armee zur Begleichung von offenen Rechnungen fehlen würden. Anstatt selbst Rede und Antwort zu stehen, schob Verteidigungsministerin Viola Amherd den Armeechef Thomas Süssli vor.

Amherd: «Die Armee ist nicht zahlungsunfähig»

In einer Medienkonferenz Anfang Februar dementierte dieser ein «Finanzloch». Alle Rechnungen könnten bezahlt werden, aufgrund eines «Liquiditätsengpasses» allerdings nicht fristgerecht. 1,4 Milliarden müssten per Verhandlungen mit Lieferanten in späteren Jahren beglichen werden.


«Die Armee ist nicht zahlungsunfähig», stellte Amherd dann am Mittwoch klar. Zudem gebe es keine Gespräche mit Lieferanten bezüglich verschobener Zahlungen, so Rüstungschef Urs Loher.«Es ist Amherds Aufgabe, unmissverständlich zu informieren»

Die teils gegensätzlichen Aussagen liessen die Medienschaffenden mit vielen offenen Fragen zurück. Für den Kommunikationsberater Marcus Knill ist klar: «Das VBS unter der Leitung von Viola Amherd hat missverständlich kommuniziert.»

 

Amherd erklärt die Missverständnisse damit, dass nicht jeder das Gleiche unter Begriffen wie «Liquiditätsengpass» oder «Verhandlungen» verstehe. Und: Sie kritisierte die Berichterstattung der Medien heftig.

«Wenn ein Begriff oder eine Aussage anders als gewollt interpretiert wird, ist der Sender schuld», so Knill. Es sei Amherds Aufgabe, die Informationen klar, einfach und unmissverständlich auf den Punkt zu bringen.

«Leider gibt es Politiker, die Fehler nicht eingestehen wollen»

Und: Kommunikation sei Chefinnensache. «Jetzt die Medien mit Vorwürfen zu bewerfen, ist völlig falsch. Das sind reine Selbstschutzbehauptungen. Bei solch einem Verhalten merkt jeder Laie, dass da etwas faul ist.»

GPK soll die Verantwortlichen einladen

Klarheit fordern auch Politikerinnen und Politiker. Für das Bundesparlament präsentiere sich aktuell eine undurchsichtige Beschaffungssituation, sagt etwa FDP-Nationalrat Matthias Jauslin, der in der Subkommission VBS der GPK Einsitz hält.

«Die widersprüchlichen Auslegungen führen zur Frage, was bei der Armee gerade schiefläuft. Es wäre wichtig, dass die zuständige Sachkommission und die GPK die Verantwortlichen einladen», fordert er. Diese müssten den Sachverhalt klar darlegen.

Amherd muss Teilnahme an Sicherheitskonferenz absagen

Die Finanzen der Armee zu durchblicken, sei «relativ kompliziert», gesteht auch Sarah Wyss, SP-Nationalrätin und Präsidentin der Finanzkommission. «Momentan ist vieles unklar», sagt sie gegenüber SRF. Man werde die Thematik in der Finanzkommission diskutieren.

Bereits am Freitag soll sich Viola Amherd dort erklären müssen. Eigentlich hätte sie dann an der Münchner Sicherheitskonferenz teilnehmen sollen. Da sie nun «durch Sitzungen verhindert» ist, verzichtet sie auf die Teilnahme, wie der «Blick» berichtet.

Die Konfusion, die entstanden sei, habe nicht gerade Vertrauen geschaffen, so Jauslin. Der normale Bürger werde sich fragen: «Wie gross ist die Bedrohung und kann die Armee uns überhaupt schützen?»

Soll die Armee mehr Geld erhalten?

 

Donnerstag, 8. Februar 2024

Es wird immer peinlicher

US-PräsidentJoe Biden verwechselt Angela Merkel mit Helmut Kohl

Der amtierende US-Präsident Joe Biden hat sich zum dritten Mal innert einer Woche verhaspelt. 

Aus 20 Min
An einer Spenden-Veranstaltung sprach Joe Biden über eine Begegnung mit dem deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl während des G7-Gipfels 2021. Doch der war da schon vier Jahre tot.

An einer Spenden-Veranstaltung sprach Joe Biden über eine Begegnung mit dem deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl während des G7-Gipfels 2021. Doch der war da schon vier Jahre tot.

 
 

Darum gehts

  • Joe Biden verwechselte an einer Spenden-Veranstaltung Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem längst verstorbenen Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl.

  • Dem US-Präsidenten passierten in den vergangenen Wochen immer wieder solche Versprecher. 

Erst vor zwei Tagen verwechselte US-Präsident Joe Biden während einer Wahlkampfveranstaltung in Las Vegas den französischen Präsidenten Emmanuel Macron mit dem bereits verstorbenen Präsidenten François Mitterrand – und bezeichnete ihn dann als Staatschef Deutschlands.


Nun ist dem 81-Jährigen ein weiterer Fauxpas mit Verbindung zur deutschen Regierung passiert. Wie mehrere deutsche Medien schreiben, sei dies bei einer Spenden-Veranstaltung in New York passiert. Dort habe er eine Anekdote über seine erste internationale Reise als Präsident erzählt. Diese fand 2021 zum G7-Gipfel in Grossbritannien statt.

Helmut Kohl statt Angela Merkel

Die «Bild»-Zeitung zitiert seine Aussagen: «Helmut Kohl sagte: ‹Joe, was würdest du denken, wenn du morgen dein Telefon und die Zeitung in die Hand nehmen würdest und in der London Times siehst, dass tausend Leute das Parlament stürmen, die Türen zerstören und währenddessen zwei Polizisten töten … und versuchen, die Wahl des Premierministers zu stoppen?›»

Doch Helmut Kohl kann es nicht gewesen sein. Er war von 1982 bis 1998 deutscher Bundeskanzler und verstarb im Jahr 2017. Er meinte wohl die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel. 

Aus watson:

US-Präsident Joe Biden hat nach der Veröffentlichung des Ermittlungsberichts in der Affäre um Geheimdokumente darauf gepocht, dass sein Gedächtnis «in Ordnung» sei. Bei einem kurzfristig anberaumten Pressestatement am Donnerstagabend sagte der 81-Jährige während seiner Ansprache sichtlich aufgebracht:

«Ich meine, ich bin ein älterer Mann, und ich weiss, was zum Teufel ich tue. Ich bin Präsident und ich habe dieses Land wieder auf die Beine gebracht.»

Dies, nachdem ihn anwesenden Medienvertreter, die ihn unter anderem kritisch zu seinem Alter, seiner geistigen Verfassung und Eignung für das Präsidentenamt befragten.

Und dann der Fauxpas...

Während der US-Präsident in der Rede die Zweifel an seiner geistigen Verfassung zerstreuen wollte, hatte er einen seltsamen Aussetzer:

«Wie Sie wissen, wollte der Präsident von Mexiko, Al-Sisi, zunächst nicht den Grenzübergang öffnen, um humanitäre Hilfe hereinzulassen.»

Biden meinte an dieser Stelle offensichtlich den ägyptischen Präsidenten und bezog sich auf den Grenzübergang Rafah, über den Hilfsgüter in den Gazastreifen gelangen. Mit seiner Äusserung im Zusammenhang mit Israels Vorgehen im Gazastreifen reagierte der 81-Jährige auf die Frage einer anwesenden Journalistin.

Biden ist der älteste US-Präsident aller Zeiten. Ihm passieren in aller Regelmässigkeit Versprecher sowie andere Aussetzer und Fehltritte. Er verwechselt immer wieder die Namen und Nationalitäten ausländischer Staats- und Regierungschefs.

Erst am Mittwoch sorgte er mit einem peinlichen Versprecher für Aufsehen, als er beim Schildern einer Anekdote die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem verstorbenen Ex-Regierungschef Helmut Kohl (beide CDU) verwechselte. Wenige Tage zuvor hatte er bei einer Wahlkampfveranstaltung den französischen Präsidenten Emmanuel Macron mit einem seiner Vorgänger, François Mitterrand, verwechselt.



Der Bericht zu den Geheimdokumenten – und die Frage nach Bidens Gedächtnis

Doch wie kam es zu diesen Fragen der Journalisten? Sonderermittler Robert Hur hatte einige Stunden zuvor seinen Bericht in der Affäre um den Umgang Bidens mit Geheimdokumenten veröffentlicht. Darin heisst es, dass keine Anklage gegen Biden erhoben werde, dieser aber absichtlich als Privatmann Verschlusssachen aufbewahrt habe.

Der Bericht des Sonderermittlers bezieht dabei Stellung zu Bidens geistiger Verfassung. An einer Stelle heisst es, Biden habe sich nicht erinnern können, wann sein Sohn Beau gestorben sei. Biden schimpfte über den Sonderermittler:

«Wie zur Hölle kann er es wagen, das aufzubringen.»

Als die Frage nach seinem Sohn in den Befragungen aufgekommen sei, habe er sich gedacht, das gehe den Sonderermittler nichts an, so der Demokrat weiter. (yam/sda/dpa)

Kommentar: Diese Peinlichkeiten könnten Biden die Kandidatur  kosten.


 

 

Mittwoch, 7. Februar 2024

Unglaubwürdig

Ruth Dreifuss schiesst scharf gegen AHV-Einmischung von Ogi & Co.

 

 

 

 

 

 

 

Altbundesrätin Ruth Dreifuss kritisiert den gemeinsamen Auftritt der bürgerlichen Altbundesräte gegen die 13. AHV-Rente. Selbst setzt sie sich indes für ein Ja zur Initiative ein. (Aus 20 Min)

KOMMENTAR:

Wer von den Alt- Bundesräten hat sich nach der Pensionierung immer wieder aktiv ins politische Geschehen öffentlich eingebracht? Das ist Alt-Bundesrätin Ruth Dreifuss, die jetzt die bürgerlichen Kollegen scharf kritisiert, weil  diese sich gegen die 13. AHVRente aktiv einsetzen.

Man kann die Meinung vertreten, dass Alt-Bundesräte auch Menschen sind und frei entscheiden dürfen, wie und wo sie sich engagieren wollen. 70% der 20 Minuten Leser finden aber, wenn jemand ein Amt verlasse, solle er sich aus der Tagespolitik zurückziehen. Auch ich vertrete diese Meinung.

Schlimm ist es jedoch, wenn jemand Wasser predigt und Wein trinkt.

Ruth Dreifuss sollte das Zitat aus der Bergpredigt übers Bett hängen:

  „Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? “ (Matthäus 7,3)

 

Montag, 5. Februar 2024

Kommunikations-Chaos

 

BLOG (Persönlich.com)

So kam es zum Kommunikations-Chaos

Marcus Knill

Anstatt transparent zu kommunizieren, geht Armeechef Thomas Süssli in den Selbstverteidigungsmodus. Die 1,4 Milliarden, welche der Armee fehlen, sind für ihn kein Finanzloch mehr, sondern lediglich ein «Liquiditätsengpass». Nach dem überraschenden Angriff der Russen auf ukrainisches Territorium wurde in der Schweiz erkannt, dass die Armee seit Jahren vernachlässigt wurde. Sie wurde nach und nach demontiert. Niemand glaubte mehr an einen Krieg. Es wurden schlagartig neue Kredite gesprochen.
Plötzlich hiess es, die Armee habe zu wenig Mittel. Sie falle in ein Finanzloch. Dann war an einer Medienkonferenz zu hören, dass es gar kein Finanzloch gebe. Der Mangel an Finanzen sei nur vorübergehend, weil die finanzielle Aufstockung verschoben worden sei.

Zu einem Medienwirbel kam es vor allem, weil die Verteidigungsministerin Viola Amherd und der Armeechef Thomas Süssli die Aussenwirkung der finanziellen Lage komplett unterschätzt haben. Mit dem Ergebnis, dass der Sturm nicht ausgestanden ist. Die Kritik flacht nicht ab. Im Gegenteil. Wenn so viele Kommunikationsfehler passieren, liegt die Verantwortung auf den oberen Stufen. Kommunikation ist Chefsache. Das Schlimmste ist, dass der Rückhalt der
Verantwortlichen in der Bevölkerung schwindet.

Gravierend ist vor allem, wenn Parlamentarier erst über die Presse erfahren haben, was Sache ist. Auch nach den bewilligten Einsätzen der Luftwaffe an Grossveranstaltungen stoppte der Armeechef die Einsätze überraschend mit der Begründung, der Armee fehlten die Finanzen. Hernach folgten viele Fragen. Die Armeespitze kommunizierte dann einmal mehr reaktiv. In den Führungsgrundsätzen wäre ersichtlich, dass die Kommunikation geführt werden sollte. Aber eben: Geschrieben ist noch nicht getan.

Die Medien und Parlamentarier beanstanden nachträglich die gegensätzlichen Aussagen. Anhang Beispiel Blick:

 

Parlamentarier kritisieren die Kommunikation von Verteidigungsministerin Viola Amherd und Armeechef Thomas Süssli über die Liquiditätsprobleme des Militärs. Während Süssli vom faktischen Aus fürs Heer spricht, hatte Amherd das Parlament vor Kurzem noch beruhigt.



Mittwoch, 24. Januar 2024

Ein vorbildlicher ebgagierter Redner

Unter den protestierenden Bauern entdeckte ich einen guten Redner, der mich überzeugte.

Es ist Anthony Lee

 

 

Auch Matthias Pöhm war von ihm begeistert.
Der Kommunikationstrainer lobte den Redner mit folgenden Worten: Lee steht auf der Bühne in seinem Bauern Outfit und redet einfallsreichen, kurzgetakteten Klartext. Mir geht es nicht um den Inhalt, mir geht es darum, wie er das macht. Er redet frei, er macht herrliche Wortspiele, schöne Übertreibungen:

"Man sagt uns: ihr müsst mit dem brasilianischen Bauern konkurrieren. Aber die haben Umwelt Standards, wie bei uns in den 70ern. Stellt euch vor, man würde hier den Chinesen Autos importieren lassen mit der Vorgabe: Bremsen, brauchen wir nicht, da reicht ein Anker. Da würde VW auch nicht sagen: ja geht okay!"

Oder ein anderer Stelle sagt er: 

"in den Medien wird nicht über alles berichtet. Ich sage nicht wir haben eine Lügenpresse, ich sage: Wir haben eine Lückenpresse."

Pöhm hat die Rede gut beobachtet. Ich teile seine Analyse.

 
Hier seine Rede

Mich überzeugte der Redner, weil Stimme, Botschaft mit der Stimmung übereinstimmte.

Er spielte kein Theater. Er sprach keine antrainierten Worte eines Berates.

Lee war echt wütend. Vor allem voll  und ganz präsent.

Emotionale Argumentation wirkt immer mehr als flache abstrakte Kopfformulierung.

Er sprach Aus DRUCK stark. ohne Druck keine Eindruck!

Das Engagemeint war nicht gespielt.

Nur wenn ein Redner innerlich brenntm dann er im Publikum ein Feuer entfachen.

Gekonnt sind die rhetorische Frage die er selbst beantwortet.

Die Sprachebene entprach den Adressaten. Desahlb wurde er so gut verstanden.

 

Wahrlich ein gutes Beispiel, auch für Profis.