Schnee bis in die Niederungen
Viele Berater konzentrieren sich auf das “Wie” des Kommunizierens
und schleifen an der Präsentationsform der Klienten. Andere trainieren
vor allem das “Was, das Argumentieren und das Botschaftenmanagement und
sind überzeugt, der Inhalt sei alles. Im Alltag entscheiden bei
Kommunikationsprozessen nicht nur das “Wie” und das “Was” sondern auch
das “Wer” eine Rolle: die Persönlichkeit und der Ruf einer Person haben
einen grossen Einfluss.
Ein Artikel aus Tagesanzeiger in einer “Rhetorik” Serie macht den
Eindruck dass die bodenständige Schweizer Rhetorik ausgedient habe und
Céderic Wermuth dadurch gepunktet habe, weil er den Gegner in Rage
bringen konnte. Ein zitierter PR Berater meint, die Verpackung sei
alles. Wermuth wird gelobt, weil er auf die Argumente nicht eingegangen
ist, weil er vor allem mit dem Moderator, anstatt mit dem Gegner geredet
habe. Wermuth habe gepunktet, weil er den Gegner mit spöttischen
Einwürfen abgekanzelt habe.
Wir sind anderer Meinung. Ein guter Rhetoriker überzeugt den Adressaten.
Wer stur seine Behauptungen herunterleiert, nicht zuhört und das
Gegenüber nur provoziert und abkanzelt, ist nicht glaubwürdig. Ein guter
Kommunikator kann seine Argumente verständlich und glaubwürdig
darlegen.
Effekthascherei kann zwar kurzfristig beeindrucken, wird aber auch
von Laien erkannt. Tricks, Kniffs -mit theaterzentriertes Verhalten kann
nur vorübergehend Punkte holen.
Im Alltag erlebt man, dass jene Personen überzeugen, die selbst von
der Sache überzeugt sind. Wermuth eine Paradebeispiel einer
Persönlichkeit, die nicht überzeugt. Er hat zwar die Fähigkeit das
Gegenüber fertig zu machen, die Ausstrahlung, die Wirkung und
Glaubwürdigkeit ist aber dahin.
Zuhören können und auf die Argumente des Gegenübers einzugehen ist
keine Schwäche. Schlagfertigkeit hat nichts mit Schlagen oder mit
“Fertigmachen” zu tun. Bei echten Dialogen geht es weder um Duelle noch
um Egomanie.
Laut der nicht repäsentativen Umfrage im Tagi wurde mit rund einem
Viertel der Stimmen Christoph Blocher zum besten Rhetoriker der Schweiz
erkoren, eine Wahl, die nicht überrascht. Blocher punktet mit einer
bodenständigen Rhetorik, die Sachverhalte schlüssig vereinfacht, die
Zuhörer emotional berührt und mitreissen kann. Wermuth schaffte es auf
Platz drei. Die Auswahl der Kandidaten, die Wahl der Filmsequenzen und
die Präsentationsordnung haben sicher das Resultat der Wahl beeinflusst:
Wermuth zum Beispiel wird bei einer Videosequenz gezeigt, die ihn bei
der Destabilisierung von Köppel zeigt und Wermuth wurde im Tagesanzeiger
mit mehreren Artikeln vorher gewürdigt.