Sonntag, 25. März 2012

SVP: «Lehrer sollen eine Lehre machen»

Quelle SR DRS

Für die SVP sind die Pädagogischen Hochschulen in der Schweiz überflüssig. Die Partei verlangt, dass Lehrkräfte künftig «praxisorientiert» ausgebildet werden. Sie sollen eine Lehre machen, statt an die Hochschule zu gehen.



Die SVP fordert die Abschaffung 
der Hochschulen für Lehrpersonen. (Keystone Archiv)


Die SVP hat an ihrem Sonderparteitag in Ebnat-Kappel bildungspolitische Forderungen verabschiedet. Als Alternative zur Ausbildung an der Pädagogischen Hochschule schlägt die Volkspartei eine «Lehrer-Lehre» vor.
«Wir brauchen keine Hors-Sol-Lehrer, sondern solche, die den Alltag und die Berufswelt kennen», sagte Bundesrat Ueli Maurer vor den rund 300 anwesenden SVP-Mitgliedern und Gästen. Die Akademisierung der Lehrer-Ausbildung müsse gestoppt werden, verlangte der sechsfache Vater.


Lehre statt Hochschule


Die Pädagogischen Hochschulen (PH) seien gescheitert, sagte Sarah Bösch, Mitglied der SVP-Bildungskommission. Weder könnten die Hochschulen den Nachwuchs gewährleisten, noch tauge die Ausbildung für die tägliche Arbeit der Lehrer im Klassenzimmer, sagte der Zürcher alt Nationalrat Ulrich Schlüer.
Als Alternative zu den PH schlägt die SVP eine «Lehrer-Lehre» vor. Diese soll vor allem im Schulhaus stattfinden und die angehenden Lehrkräfte von einem Kollegium berufserfahrener Lehrpersonen begleitet werden. Den künftigen Lehrkräften müsse die Fähigkeit vermittelt werden, bei den Schülern Begeisterung zu wecken für den Schulstoff.
Zur «Lehrer-Lehre» sollen nach den Vorstellungen der SVP nicht nur Maturanden zugelassen werden, sondern auch Quereinsteiger. Diese sollen eine Aufnahmeprüfung bestehen und allenfalls ihr Grundwissen während der Ausbildung nachträglich erlernen.


Praxis statt theoretisches Wissen


Durch die neue, praxisorientierte Lehrer-Ausbildung würden die Pädagogischen Hochschulen überflüssig, sagte Bösch weiter. Für das theoretische Wissen könnten Kurse an bestehenden Hochschulen eingerichtet werden - analog zur Gewerbeschule für andere Berufszweige.
Die Schülerinnen und Schüler müssten auf das Leben vorbereitet werden. Der Unterricht müsse auf die Bedürfnisse und die Anforderungen der Wirtschaft eingehen und nicht den Vorgaben der pädagogischen Bildungstechnokraten in Verwaltung und Erziehungsdirektorenkonferenz entsprechen, sagte SVP-Nationalrat Thomas de Courten.




Schweiz soll duales Bildungssystem stärken




Für SVP-Parteipräsident Toni Brunner ist die EU schuld an der zunehmenden Akademisierung der Ausbildung in der Schweiz. Die Schweiz werde in vergleichenden Studien als rückständig dargestellt, weil sie eine tiefe Maturaquote von 26 Prozent habe. In Italien liege die Quote bei 80 Prozent, in Finnland bei 95 Prozent.
Grund für diese tiefe Quote sei das duale Bildungssystem. «Von diesem Erfolgsmodell dürfen wir nicht weiter abweichen», sagte der Parteichef. Die Schweiz brauche keine höhere Maturaquote, sondern müsse zurück zur praktischen Ausbildung. «Eine Hebamme braucht keine Matura, um Kindern auf die Welt zu helfen», sagte Brunner. (bat, sda)



Kommentar : In der Regel ist es so: Wenn die SP eine gute Idee hat, wird dies von Bürgerlichen oft nur deshalb abgelehnt, weil es aus der Küche der Sozialdemokraten kommt. Wenn nun die SVP einen guten Gedanken hat, wird  dieser oft nur deshalb abgelehnt, weil der Vorstoss von der  Blocher-Partei kommt.

Die Forderung der SVP nach vermehrter Praxis bei der Lehrerbildung ist begrüssenswert und auf Grund meiner Erfahrungen richtig. Die bildungspolitische Forderung der SVP wird erstaunlich positiv aufgenommen. Ich habe Einblick in die pädagogischen Hochschulen und darf sagen: Die Fachhochschulen haben im Bereich Praxisbezug bereits viel getan und die Lehrpläne geändert. Doch immer noch zu wenig. Persönlich vertrete ich bei dieser Thematik die "Sowohl - Also"-Haltung.  Angehende Lehrkräfte müssen  nebst der praktischen Lehre auch noch die theoretischen Navigationsinstrumente mitbekommen, damit sie die Schulpraxis besser meistern können. Der Verzicht auf eine Maturität finde ich somit falsch. Ich begrüsse jedoch die Verlagerung des Gewichtes auf  vermehrte angewandte Ausbildung. Obwohl die Thematik Lehrerbildung von der SVP in diesem Zeitpunkt bewusst gewählt wurde - vielleicht, um vom eigenen SVP Malaise abzulenken - hat dieser Gedankenanstoss durchaus etwas Gutes. Bei der offensichtlichen Akademisierung und der Bürokratisierung  darf noch mehr Gegensteuer gehalten werden.

Namensänderungen müssen gut bedacht werden

Aus 20 Min:

Von DRS zu SRF - Ausser Spesen nix gewesen?

Adieu DRS, bienvenue SRF. Der neue Name soll den Konsumenten die Orientierung erleichtern, heisst es beim Schweizer Radio und Fernsehen. Experten schütteln ob dem Buchstabenwirrwar den Kopf.

Der staatliche Medienkonzern SRG lässt seine Top-Brands sterben: Aus den Radiosendern DRS wird künftig Radio SRF. Auch die Bezeichnung SF der staatlichen Fernsehsender der Deutschschweiz verschwindet Ende Jahr zugunsten von SRF 1, zwei und info. Dazu kommen einheitliche Logos.
«Das neue Branding steht für das SRF-Gesamtangebot aus einer Hand. Es verankert die Dachmarke SRF in allen Kanälen», erklärt SRF-Mediensprecherin Andrea Hemmi. Das sei besonders für die multimediale Welt wichtig, wo zu viele unterschiedliche Marken die Auffindbarkeit erschweren.


Ähnlichkeit mit BBC


Dabei zeigt sich das SRF äusserst ambitioniert. Wird doch bereits gemunkelt, die SRG habe punkto der neuen Farben und Logos bei niemand geringerem als der britischen Rundfunkanstalt BBC abgekupfert, was Hemmi allerdings vehement verneint. Wie auch immer: Die Ähnlichkeit dürfte der Schweizer Konkurrenz ohnehin nur wenig bringen.


Markenexperte und Inhaber der Firma Brandlead, Nik Stucky, schüttelt nur den Kopf. «Drei Buchstaben machen keinen Namen, der in den Köpfen haften bleibt. SRF ist etwas anderes als die milliardenschweren und weltbekannten Abkürzungen IBM, BMW, UBS oder auch BBC», sagt er. Von einer echten Dachmarke, bei der Konsumenten eine klare Vorstellung vom Produkt und dessen Image haben, könne deshalb bei der neuen Buchstabenkombi keine Rede sein. Entsprechend sei unklar, wie die Marke SRF Emotionen wecken soll.


Im Gegenteil: Gut möglich, dass sich die SRG mit der Namensvereinheitlichung in der Deutschschweiz einiges verscherzt. Zählten doch die Marken SF1, SF zwei und DRS1 sowie DRS3 laut der Marketingfirma Young and Rubicam zu den 250 stärksten Marken der Schweiz (von 1100 erfassten Brands). «Insbesondere SF zwei hat sich über die Jahre gut entwickelt und ist mittlerweile die stärkste der fünf Marken», sagt Young and Rubicam-Experte Urs Krucker. Auch er kritisiert die bei SRF fehlende bekannte Dachmarke.





Immerhin müssen die Gebührenzahler ob der neuen Logos nicht über Gebühr leiden. «Bei Unternehmen, die einen Markenwechsel mit einem Gongschlag machen und so Mehrwert schaffen wollen, muss man mit Kosten in ein bis zweistelliger Millionenhöhe rechnen», so Stucky. Bei der SRG sei das aber nicht der Fall: «Das Rebranding der sechs Radiologos kostete – von der Markenpositionierung über die Namensentwicklung bis hin zum Logodesign – ohne unsere eigene Löhne knapp 70 000 Franken», so SRF-Sprecherin Hemmi.


Kommentar: Gegen eine Vereinheitlichungen eines Logos ist nichts einzuwenden. Dass es sehr lange geht, bis der Buchstabenwechsel von der Bevölkerung übernommen wird, ist nichts Neues. Das hat sich beim Wechsel von EMD zu VBS oder bei der Buchstabensuche und dem darauf folgendem Buchstabenwirrwarr DBP oder BDP gezeigt. Der Wechsel nach der Neugründung wollte nicht in die Köpfe hinein.  Ich war jüngst an einer Veranstaltung der  SRG und habe gemerkt, dass das  neue Brand SRF  Fragen aufwirft. Heisst es nun künftig: Radio SRF 1, Radio SRF 2, Radio SRF news und Fernsehen SRF 1,  Fernsehen SRF 2 und Fernsehen SRF info? Wissen Sie es? Wenn sich eine Marke gut entwickelt hat, ist es fragwürdig, ein Brand leichtfertig zu wechseln.  Radio DRS 1 war eine gute Marke und allen geläufig. SF1 und SF2 ebenfalls. Meine Prognose: Die drei Buchstaben SRF werden stark gewöhnungsbedürftig sein. Es wäre nicht verwunderlich, wenn dieser Zungenbrecher in einigen Jahren wieder von einem neuen Gremium  korrigiert würde.