Eventuell kommt es zu keinen Rücktritten im Bundesrat
Würden Schmid und Merz demnächst ihren Rücktritt bekannt geben, wäre das keine Überraschung. Weil Schmid im Parlament keinen politischen Rückhalt mehr hat und Merz nach der schweren Herzoperation gesundheitlich angeschlagen ist. Im wirklichen Leben sind aber Überraschungen nie ausgeschlossen. Nicht mal beim Bundesrat! Beide könnten ja auch bleiben, weil es so schön ist. Zum Rücktritt zwingen kann sie eh keiner. Damit bliebe wieder einmal alles beim Alten im Bundesratszimmer «Zur Abendruh». Der lustige Pascal Grosse Staatsmänner bleiben lange im Amt – es sei denn, sie werden gemeuchelt. Couchepin (66) ist ein Staatsmann und misst über eins neunzig. Seit Blocher nicht mehr mit von der Partie ist, macht ihm das Regieren und Dirigieren mehr Spass als je zuvor. Der bockige Sämi Für ihn ist das Bundesratszimmer das optimale Reduit. In Deckung zu gehen hat Schmid (61) nach acht Jahren VBS gelernt. Gemeinhin gilt er als Berner Mutz. Er hat aber auch was von einem störrischen Esel: Je fester man draufhaut, desto bockiger tut er. Umso mehr, als der ausgemusterte Bundesrats-Veteran Christoph Blocher (demnächst 68) es auf seinen Kommandoposten abgesehen hat. Der zähe Hans-Ruedi Der Volksmund weiss: Was mich nicht umbringt, macht mich stark. Merz (65) hat seinen Kollaps besser verkraftet, als selbst Optimisten hoffen durften. Seine Zähigkeit könnte ihn bewegen, auch noch das bevorstehende Präsidialjahr in Angriff zu nehmen. Im November wird er 66. Da fängt das Bundesrats-Leben erst richtig an. Die eigenwillige Micheline Bei Calmy-Rey (63) weiss niemand, was sie im Schilde führt. Als Sozi ist sie zwar gegen ein höheres Rentenalter. Aber bis sie das selbst erreicht, kann sie noch viel anstellen. Warum nicht mal das VBS übernehmen? Den nötigen Kommandoton soll sie ja haben. Zwei Jahre würden ihr reichen, um die ganze Armee auf Trab zu bringen. Der fröstelnde Moritz Ein wirklicher Intellektueller wie unser Infrastrukturminister darf in unserer kalten Welt nicht warm haben. Sonst würde er sich darin ja wohlfühlen. Leuenberger (62) sucht lieber in weisen Schriften Antworten auf die ewigen Fragen. Und vergisst darob die Zeit. Bereits seit 13 Jahren. Die ehrgeizige Doris Erst 45, drückt Leuthard den Regierungs-Altersschnitt gewaltig. Ein paar jüngere fesche Kollegen wüsste sie zu schätzen. Zumal ihr die Altherren Sämi und Hans-Ruedi noch immer den Weg zum Präsidium versperren. Hätten die doch endlich ein Einsehen. Die fleissige Eveline Sie schafft und schafft und schafft. Widmer-Schlumpf (52) baut nicht nur Blochers Pendenzenberg ab, sondern erledigt gleich noch Hans-Ruedis Job. Die Notfall-Schwester in der Regierung Abendruh. Nur zu dumm, dass sie bei den nächsten Wahlen selbst arg in die Bredouille kommen wird.
Kommentar: Diese ironische Prognose könnte gar nicht so daneben liegen. Dennoch kann die derzeitige Konstellation für manche Ueberraschung sorgen.