Christoph
Mörgeli fährt schweres Geschütz gegen das Schweizer Fernsehen SRF und
seinen ehemaligen Arbeitgeber auf. Einerseits reicht er gegen drei
Beiträge der Sendungen «10vor10» und «Rundschau» Beschwerde ein,
andererseits erklärte er am Donnerstagmorgen an einer Medienkonferenz,
dass seit Februar 2010 am Medizinhistorischen Institut «intensives
Mobbing» gegen ihn betrieben worden sei. Er sei am Arbeitsplatz
ausgegrenzt und in seinen Kompetenzen beschnitten worden. Seine Arbeit
sei ständig kritisiert worden, darüberhinaus habe er einen kleineren
Arbeitsraum beziehen müssen. In einem an der Medienkonferenz
verbreiteten, 20-seitigen Dokument listet er zahlreiche Beispiele auf.
Mörgeli wurde bekanntlich am am 21. September 2012 als Kurator des
Medizinhistorischen Museums der Universität Zürich mit sofortiger
Wirkung entlassen, nachdem happige Kritik an seiner Arbeit als
Museumsleiter und als Dozent laut geworden war.
Die
Fernsehsendungen würden den publizistischen Leitlinien des SRF
verstossen, unter anderem, weil Mörgeli vor der Ausstrahlung nicht mit
den Vorwürfen konfrontiert worden sei und die gewählten Formulierungen
seine Glaubwürdigkeit verletzten. Mörgeli bezieht sich dabei auf einen
Beitrag der «Rundschau», die ihm vorgeworfen hatte, er habe
Billig-Dissertationen akzeptiert. Die «Weltwoche» schreibt in ihrer
aktuellen Ausgabe, die «Rundschau» habe falsch informiert. Insbesondere
sei die Dissertation des anonymen Kronzeugen aus der Fernsehsendung nie
eingereicht worden; der Mann besitze gar keinen Doktortitel. Der
ausfindig gemachte Kronzeuge hat der «Weltwoche» gegenüber allerdings
ausdrücklich dementiert, je mit Journalisten zu tun gehabt zu haben.
Eine zweite anonyme Zeugin der «Rundschau» ist laut dem Bericht der
«Weltwoche» in der Fernsehsendung falsch zitiert worden. Sie habe
keineswegs, wie dort behauptet, lediglich Texte aus dem Bulgarischen auf
Deutsch übersetzt und damit keine wissenschaftliche Arbeit geleistet,
sondern ihre Dissertation zuerst auf Bulgarisch geschrieben und dann
übersetzt.
Die «Rundschau» konterte diese Behauptungen umgehend in
einem Communiqué: Beim von der «Weltwoche» genannten Zahnmediziner
handle es sich nicht um den «Rundschau»-Zeugen. Die Fernsehmitarbeiter
hätten mit diesem Zahnmediziner nie Kontakt gehabt. Die zweite Zeugin
sei korrekt zitiert worden. Die «Rundschau» hält in der Mitteilung an
ihrer Berichterstattung fest und schreibt, sie werde am Quellenschutz
festhalten, während die «Weltwoche» versuche, die Quelle offenzulegen.
Aus TAGI-online:
Mörgeli: «Die ‹Rundschau› lügt»
Der angeschossene SVP-Nationalrat Christoph
Mörgeli reicht Beschwerde gegen die SRF-Sendung Rundschau ein. Sie habe
gegen die internen Publizistischen Leitlinien verstossen.
Tagesanzeiger.ch/Newsnet berichtet laufend.
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Nimmt heute Stellung vor den
Medien zu den Vorwürfen, mehrere unter seiner Ägide entstandene
Doktorarbeiten genügen den üblichen Vorgaben nicht: Christoph Mörgeli am
Donnerstag im Prime-Tower. (11. April 2013)
Bild: Jan Derrer
Vor der Medienkonferenz, die um 10. 30 Uhr angefangen hat, herrschte gespenstische Ruhe, als
Christoph Mörgeli den
Konferenzraum des Clouds im Zürcher Prime Tower betrat. Als er 25
Minuten vor dem Termin Platz nahm, sagte niemand ein Wort – obwohl über
ein Dutzend Journalisten im Raum waren.
In seinem Handout kündigt
Mörgeli an, Beschwerde gegen die SRF-Sendung «Rundschau» einzureichen.
Er listet 76 Vergehen der Sendung auf. Unter anderem wirft er dem
verantwortlichen Journalisten der «Rundschau» vor, voreingenommen zu
sein. Dieser habe schon bei der« linksextremen» Wochenzeitung WOZ
publiziert. Das zeige seine Gesinnung, schreibt Mörgeli. So sei es dem
«Rundschau»-Redaktoren nur darum gegangen, einen andersdenkenden
Politiker zu diskreditieren.
«Politische Aussagen kritisiert»
Mörgeli
holt in seinem Votum sehr weit aus und fängt 1987 an, als er am
Medizinhistorischen Museum angestellt wurde. Dann berichtet Mörgeli, wie
sein Vorgesetzter Flurin Condrau ihm ab 2011 immer wieder und auch
schriftlich politische Aussagen vorhielt, die er etwa in der «Arena»
oder bei «Schawinski» gemacht habe. Das belaste das Institut für
Medizingeschichte. Oder Condrau habe sich beschwert, dass im Drucker des
Instituts ein Manuskript für eine Rede für Christoph Blocher gelegen
habe.
Dann rollt er den Fall auf, der zu seiner Entlassung bei der
Universität Zürich führte. Der «Tages-Anzeiger» hatte im September 2012
aus einem internen Bericht zitiert, der Mörgeli belastete und Mörgelis
Leistungen als ungenügend taxierte. Dann seien Schlagzeilen wie etwa
«Der Professor mit den verstaubten Knochen» gekommen. «Das ist Rufmord»,
sagte Mörgeli. Dabei sei besagter Raum mit den Knochen gar nicht unter
seiner Obhut gewesen. Doch: «Das bringen Sie nie mehr aus der Welt. Das
tut weh.»
Der Fall «Rundschau»
Dann kommt Mörgeli auf
die «Rundschau» von letzter Woche zu sprechen. Er schildert ein
Mail-Ping-Pong mit der Redaktion, in dem es darum ging, ob Mörgeli
vorgängig die Namen der ihn anklagenden Dissertanten und der
Westschweizer Professorin, die ihn kritisierte, erhält. Die Redaktion
lehnte ab und nannte den Namen der Professorin dann doch noch:
«Insistieren nützt also etwas», folgert Mörgeli.
68 Fehlaussagen
wirft Mörgeli der «Rundschau» vor. Und dass keine Gegenmeinung im
Bericht vorkam, er auf dem «heissen Stuhl» «in eine Blackbox geführt»
worden sei und ihm die Hauptvorwürfe nicht vorgängig bekannt gemacht
wurden. «Man wollte mich einem grossen Zeitdruck ausetzen», so Mörgeli.
«Auch Rufmord gegen bulgarische Dissertantin»
Er
verteidigt die Arbeit einer bulgarischen Dissertantin, die keineswegs
nur eine Transkription gemacht habe, wie von der Sendung behauptet. Wenn
die «Rundschau» an der Darstellung im Fall der Bulgarin gänzlich
festhalte, sei dies ein Skandal. «Da wird gelogen.» Auch diese Frau sei
Opfer von Rufmord, so Mörgeli.
Ausgangslage: Vorwurf der Billig-Dissertationen
Nachdem
ihm die «Rundschau» Ende März vorgeworfen hatte, aufgrund wenig
aufwändiger Dissertationen Doktortitel zu ermöglichen, will er sich nun
gegen diese Vorwürfe wehren.
Die«Weltwoche» will den Kronzeugen
im Fall Mörgeli bereits ausfindig gemacht haben, wie sie in der Ausgabe
von heute schreibt. Das Blatt habe mit dem Falschen gesprochen, kontert
hingegen die «Rundschau». Es steht Aussage gegen Aussage: Die Weltwoche,
in der Mörgeli wöchentlich als Kolumnist auftritt, beschuldigt die
Rundschau, der Kronzeuge sei nicht Arzt, sondern Zahnarzt – und habe
keinen Doktortitel. Am schwersten wiege jedoch, dass seine Dissertation
nicht angenommen wurde, er also den Doktortitel gar nicht besitzt.
Widersprüchliche Aussagen
Die
«Rundschau» winkt ab und teilt mit, ihr Informant sei ein anderer und
habe sehr wohl den Doktortitel von Mörgeli erhalten – hauptsächlich für
eine Transkription. Den in der «Weltwoche» beschriebenen Zahnarzt habe
die «Rundschau» nie kontaktiert. Der Weltwoche-Autor Alex Baur streitet
ab, dass es sich um eine Falschmeldung handelt. Er sei sich sicher, mit
dem Richtigen gesprochen zu haben.
Die «Weltwoche» schreibt
allerdings, der Zahnarzt habe bestritten, je Kontakt mit Journalisten
gehabt zu haben. Baur sagt, jemand habe die im Fernsehen gezeigte
Schattensilhouette erkannt. Zudem habe er «mehrere Indizien und
Quellen». Näher darauf eingehen wollte er gegenüber dem Tages-Anzeiger
nicht.
Nun liegt es an SVP-Nationalrat Mörgeli, Klarheit in der
Affäre zu schaffen. Offen ist, ob er Beweise liefert. Dies ist nötig, um
das Aussage-gegen-Aussage-Spiel zu beenden.
(Tagesanzeiger.ch/Newsnet)
20 min- online:
Nächste
Runde im Streit um die Doktorarbeiten: SVP-Nationalrat Christoph
Mörgeli wirft der «Rundschau» vor, gegen die publizistischen Leitlinien
verstossen zu haben.
SRF schlägt zurück. Der Fall wird immer
diffuser
blick:
Jetzt spricht der ominöse Zahnarzt
«Rundschau» und «Weltwoche» beschuldigen sich
in der Affäre Mörgeli
gegenseitig. SonntagsBlick fand den Mann, der es wissen muss.
Er sei
nicht der Informant des TV-Magazins, kritisiert den Beitrag aber harsch.
play
Der unkenntlich gemachte Kronzeuge belastete Mörgeli in der «Rundschau» schwer. (Screenshot SRF)Tagi:
Der von der «Weltwoche» als Kronzeuge
der «Rundschau» genannte
Zahnarzt hat offenbar nie bestätigt, in der Sendung
aufgetreten zu sein.
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