Nach der Bluttat von Winnenden
Können Bullying und Mobbing zu Ueberreaktionen von Jugendlichen führen?
Heute wurde in verschiedene Medien die Frage gestellt, ob der unauffällige Täter nicht ein Mobbingopfer gewesen sei, denn seine Freunde sagten, er sei von den Mädchen nicht akzeptiert worden und die Lehrer hätten ihn meist ignoriert. Der Amokläufer sei auch oft gehänselt worden.
Ob es zutrifft, dass Amok Tim gemobbt wurde, ist noch nicht erwiesen. Dennoch lohnt es sich für Eltern, Erziehende und Behörden, das Zeitproblem Bullying, Mobbing und Cybermobbing einmal mehr unter die Lupe zu nehmen.
Mobbing unter Schülern
Als Mobbing unter Schülern zählen alle böswilligen Handlungen, die kein anderes Ziel haben, als eine Mitschülerin oder einen Mitschüler fertig zu machen. Dazu gehören.
* als DIREKTES Mobbing: Hänseln, Drohen, Abwerten, Beschimpfen, Herabsetzen, Blossstellen, Schikanieren
* als INDIREKTES Mobbing: Ausgrenzen, Ruf schädigen, "Kaltstellen" durch das Vorenthalten von Informationen und Beschädigen von Eigentum der gemobbten Person usw.
Verbreitet ist in Schulen das BULLYING*
Hier geht es unter Jugendlichen praktizierte physische Gewalt, mit der bestimmte Opfer durch ihnen körperlich überlegene Mitschüler gezielt gequält werden.
Auswirkungen von Mobbing und Bullying
Beim Mobbing suchen die Opfer das "Problem" meist zuerst bei sich selbst. Leider oft über über längere Zeit.
Selten informiert ein Schüler oder eine Schülerin einen Lehrer oder erzählt den Eltern, was tagtäglich passiert.
Die Folgen wirken sich auf die gesamte Persönlichkeit aus:
- Verlust des Selbstvertrauens
- Negative Auswirkungen auf die Leistungen
- Schlafstörungen und Konzentrationsprobleme
- Durch die wahrgenommene Isolierung und Einsamkeit entwickeln sich depressive Tendenzen und Passivität.
- Die Lernmotivation nimmt ab. führt zu Lernunlust und unter Umständen zur Schulvermeidung.
Die häufigsten Auswirkungen (Beobachtungen aus der Praxis)
* Physische Schädigungen (Verletzungen)
* Psychische Schädigungen (z. B. Zerstörung des Selbstbewusstseins)
* Psychosomatische Reaktionen (z. B. Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen, Albträume, Schlafstörungen)
* Sonstige Reaktionen (z. B. Unkonzentriertheit, Leistungsrückgang, Fehltage durch "Krankheitstage" oder Schwänzen, Rückzug aus sozialen Bezügen, Ängste, Depressionen, bis zu Suizidversuchen bzw. vollzogenem Suizid)
Mögliche Anzeichen von Bullying oder Mobbing:
* Der Jugendliche will nicht mehr zur Schule gehen
* Er will zur Schule gefahren werden.
* Die schulische Leistung lässt deutlich nach.
* Das betroffene Kind verliert angeblich Geld (das Geld wird von den Tätern erpresst).
* Sie können oder wollen keine schlüssige Erklärung für ihr Verhalten geben.
* Das Kind beginnt zu stottern.
* Es zieht sich zurück.
* oder hat Alpträume.
< * Es begeht einen Selbstmordversuch.
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*Bullying
Policy on Bullying
Definition aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Begriff Bullying (engl. für „tyrannisieren“) wird unterschiedlich interpretiert.
* Bullying wird insbesondere in Großbritannien und Irland als Synonym für „Mobbing“ verwendet.
* Bullying steht auch für ein weniger subtiles Verhalten als Mobbing, wobei körperliche Gewalt oder deren Androhung eine prominentere Rolle spielt als beim Mobbing, das eher psychologisch als physisch betrieben wird. Einige deutschsprachige Autoren verwenden deshalb den Begriff „Bullying“ für Mobbing unter Kindern und Jugendlichen in der Schule in bewusster Abgrenzung zum Mobbingbegriff.
* Siehe auch Cyberbullyin
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Aus Stangels Arbeitblättern:
Der Begriff "Bully" bezeichnet im Hockey, insbesondere im Eishockey, das Ins-Spiel-Bringen des Balls bzw. des Pucks durch den Schiedsrichter zu Beginn des Spiels, bei Wiederbeginn nach unvorhergesehenen Unterbrechungen oder nach unterschiedlicher Entscheidung der Schiedsrichter. Im Umgangssprachlichen daher eine Bezeichnung für "Einwurf", wobei immer zwei Spieler einander gegenüberstehen und um den Spielball bzw. den Puck kämpfen.
Eine Studie von Mechthild Schäfer an Münchener Lehrern bestätigt, dass Bullying von Lehrerseite durchwegs unterschätzt wird. Andererseits bestätigen die Ergebnisse der Studie in durchaus überraschendem Umfang reflektiertes Wissen über die Aggression im Klassenkontext und sie unterstützen Befunde, die die Abhängigkeit der Lehrereinstellungen vom Schulklima belegen. Etwa die Hälfte der Befragten schätzt ca. 7% der Schüler als regelmässige Opfer, ungefähr ein Drittel ca. 15% der Schüler als Opfer ein, wobei die Schätzwerte - entgegen den in Schülerbefragungen gefundenen Werten - für die Grundschule keinesfalls höher sind. Dieser Lehrereinschätzung stehen einheitliche Berichte von Schülern über ca. 15% Viktimisierung in der weiterführende Schule und ca. 25% in Grundschulen gegenüber (Olweus 1995, Schäfer 1996, Schulz & Wolke 1995, Whitney & Smith 1993). Dass sich Mitschüler eher mit den "Bullies" als den Opfern solidarisieren, kann mit dem Phänomen des Gruppenzwanges erklärt werden, was für Opfer häufig Mittäterschaft bedeutet.
Bullying-Intervention und auch -Prävention sind nicht geeignet, Aggression im Klassenkontext gänzlich zu verhindern, können aber den aggressiveren Kindern den Boden für einen klasseninternen Statusgewinn durch aggressive Strategien entziehen. Damit kann zwar nicht gewährleistet werden, dass die Kinder, die leicht zu Opfern werden, vollständig und problemlos in der Klasse integriert werden, doch kann erreicht werden, dass die Mehrheit der Schüler, die äussern, dass sie Bullying in ihrer Klasse nicht wollen (Schäfer 1996a), Unterstützung erhält, die z.B. auf gemeinsam erarbeiteten Regelwerken über das soziale Miteinander und klarer Benennung von Grenzen in diesem Miteinander (und der resultierenden Sanktionen) aufbaut und durch eine bewusste Aufmerksamkeit aller an Schule Beteiligten (Schüler, Lehrer, Eltern usw.) mitgetragen wird. Eine solche grundsätzliche Auseinandersetzung über akzeptable Formen des sozialen Miteinanders und deren ständige Aktualisierung im tägliche Miteinander ermöglicht Kindern zu begreifen, dass ein Grundrecht auf körperliche und seelische Unversehrtheit faire Chancen für jedes Kind bedeuten und wie das systematische Schikanieren oder bewusste Ausgrenzen bestimmter Kinder eindeutig gegen die Chancengleichheit verstösst.
Ungefähr dreiviertel der Lehrer favorisieren in der Studie von Schäfer (o.J.) im Fall von Bullying mit möglichst vielen Beteiligten zu sprechen, erst in zweiter Präferenz die Eltern zu benachrichtigen und selten Verweise oder Strafarbeiten als Reaktion einzusetzen. Dabei ziehen ungefähr zwei Drittel der Lehrer vor, erst mit Opfer bzw. Täter, dann mit ihnen gemeinsam und auch mit der Klasse zu sprechen, während ein Drittel - die Einzelgespräche vermeidend - mit Opfer und Täter gemeinsam sprechen und oft zusätzlich die Diskussion in der Klasse anregen.
Unter dem Aspekt effektiver Interventionen erfüllen die verschiedenen Kommunikationsansätze verschiedene Funktionen:
* Gespräche mit dem Täter sollten sehr bald nach dem Bullying-Ereignis stattfinden und das eindeutige Ziel haben, Bullying zu stoppen und die unmissverständliche Botschaft enthalten "Wir akzeptieren keine Gewalt in unserer Klasse/Schule und werden dafür sorgen, dass sie aufhört!" (nach Olweus 1995).
* Schon existierende Klassen- oder Schulregeln gegen Gewalt bieten einen guten Hintergrund für das Verstehen des Schülers und erleichtern ein wirkungsvolles Vorgehen des Lehrers, ohne dass dieser Gefahr läuft, dem "Bully" durch zusätzliche Aufmerksamkeit einen weiteren Statusgewinn zu ermöglichen.
* Gespräche mit dem Opfer enthalten die Verantwortung, die Situation für das Opfer tatsächlich zu verändern und zu verbessern. Das oft beobachtete Bemühen von Seiten des Opfers, seine Situation zu verbergen (oft aus Angst und unter Bedrohung), darf weder von Eltern noch von Lehrern unterstützt werden.
* Gespräche und Diskussionen mit der Klasse sind zur Beseitigung einer aktuellen Bullyingsituation ein ausgezeichnetes Mittel, um sicherzustellen, dass die gewünschten Verhaltensänderungen tatsächlich eintreten und von Dauer sind. Dieses ist wiederum vereinfacht, wenn unter Mitwirkung der Klasse schon Regularien geschaffen sind, die das Miteinander positiv definieren, aber auch Maßnahmen enthalten, die dann konsequent Anwendung finden, wenn aggressives oder regelbrechendes Verhalten gezeigt wird.
Tatsächlich - so Olweus (1995) - ist oft grosse Erleichterung feststellbar, wenn Bullying endlich ans Tageslicht kommt. Die Verantwortung, die Erwachsene dadurch - wenn eben möglich mit Einwilligung des drangsalierten Kindes - übernehmen ist aber erheblich, denn ein halbherziges Abhandeln des Problems macht die Situation des Kindes in der Klasse häufig noch schlimmer. Letzteres gilt ganz besonders für Gespräche mit Opfer und Täter. Eine Lehrkraft, die hier eingreift, muss sich der expliziten Aufgabe bewusst sein, den Schutz des Opfers zu gewährleisten, bis die Bullyingsituation gelöst ist. Bezüglich von Strafen ist dabei besonders zu beachten, dass diese für den Täter unangenehm sein sollten, aber als eindeutiges Signal gegen unerwünschtes Verhalten und nicht aversiv gegen die Person gerichtet sind
Was bewirkten bei der Bluttat der Konsum dieser Killerspiele, die beim Täter gefunden wurden?
Obwohl das Game nach 5 Jahren technisch veraltet wirkt, ist «Counter-Strike – Source» immer noch eines der beliebtesten Spiele weltweit.
Amokläufer Tim Kretschmer hatte in den vergangenen Monaten viel Zeit mit Killerspielen verbracht. «Das kann ich bestätigen», sagte der Polizeisprecher Klaus Hinderer. «Wir haben bei ihm unter anderem das Spiel Counter-Strike gefunden.»
Spiegel:
Auf dem Bildschirm wollte er einen Waffenhändler töten: Nach Informationen des SPIEGEL hat der Amokläufer von Winnenden, Tim K., noch am Abend vor der Tat das Computerspiel "Far Cry 2" gespielt. Auch soll der 17-Jährige in der Schule über Amokläufe diskutiert haben.
Quelle Blick
Oder förderte die Verwöhnung des Jungen die Orientierungslosigkeit?
(Luxusverwahrlosung?)
REUTERS; Getty Images
AP
DDP
Gepflegter Vorgarten, Porsche, properes Haus: Jörg und Ute K. führten ein schwäbisches Vorzeigeleben, der Amoklauf ihres Sohnes zertrümmerte das Idyll.
Wenn ein Experte für Amoktaten findet, Eltern sollten immer ein offenes Ohr haben für die Kinder (das sei das WICHTIGSTE!), so tönt dies gut. Doch müssten die Eltern auch da sein. Was tun, wenn die Eltern keine Zeit mehr haben für ihre Kinder und die Betreuung an verschiedene Instanzen delegiert werden?
Profil der Amokläufer
„Männliche, isolierte
Versager“