Mittwoch, 4. Juni 2008

Journalistisch nicht korrekt

Im blick online gelesen:

Blocher soll gehen!

Wer dies liest, geht davon aus, dass Spuhler von Blocher verlangt, dass er zurücktreten soll (BLOCHER SOLL GEHEN!).

Im Text blick - online steht:

Der Thurgauer Vorzeige-Manager ist nicht irgendwer. Der Boss und Besitzer der Firma Stadler Rail ist ein Schwergewicht in der SVP. Was er seinen Parteifreunden sagt, hat Gewicht. Und jetzt hat er einen guten Rat für Blocher: Zieh Dich bitte zurück! Spuhler wörtlich: «Ich wünsche ihm, dass er den Zeitpunkt nicht verpasst, sich zurückzuziehen. Sonst kann er zur Hypothek für die Partei werden», sagt Spuhler heute im Interview des Zürcher «Tages-Anzeigers».

Denn seit seiner Abwahl habe Blocher nichts mehr auf die Reihe gekriegt, so Spuhler:

  • Spuhler: «Der ganze Clinch mit Frau Widmer-Schlumpf hat der Partei nicht gut getan.» Blocher, der schlechte Verlierer.
  • Die «Arena»-Sendung neulich zur Einbürgerungs-Initiative hätte ein Sieg in einem Heimspiel sein müssen. Stattdessen holte seine grosse Gegnerin Eveline Widmer-Schlumpf die Punkte. Blocher, der schlechte Debattierer
  • Die Ohrfeige des Stimmvolks für die SVP wegen der Einbürgerungs-Initiative. Blocher, der schlechte Politiker.

  • Schlimmer gehts kaum noch! Blocher ist nur noch peinlich für die Partei. Sagt ein SVP-Promi Peter Spuhler Das hätte sich nur vor einem Jahr niemand träumen lassen!
  • Kommentar: Dieser Titel suggeriert eindeutig, dass Spuhler will, dass Blocher sosfort zurücktritt.

    Dies ist eine unzulässige Wiedergabe einer Aussage! Denn soeben habe ich Spuler im Radio gehört und er betonte explizit: Blocher habe viel geleistet. Er habe die Partei zum Erfolg geführt. Er habe lediglich gesagt, dass Blocher den Abgang planen und nicht verpassen dürfe. Dass er jetzt gehen müsse, habe er nie gesagt. Wahrscheinlich beruft sich der Blickschreiber auf das heutige Interview im Tagesanzeiger. Spuhler sagte dort tatsächlich nichts von einem sofortigen Abgang. Er mahnte lediglich, die Partei müsse den Jungen eine Chance geben und Blocher sollte seinen Abgang rechtzeitig planen. Damit zeigen wir dem Journalisten, der Spuhlers Aussage willkürlich verändert hatte, die gelbe Karte. Denn: Aussagen dürfen nicht - je nach Gusto oder Wunschdenken - manipuliert werden. Interpretationen dürfen nicht als Fakten verkauft werden. Weshalb nur die glebe Karte für den Journalsiten und nicht die rote Karte? Weil immerhin im Text Spuhlers Zitat richtig wiedergegeben wird.

    Der Tagi- online informiert im Gegensatz zu blick-online korrekt. Dort steht:

    Peter Spuhler wünscht Christoph Blocher, dass er den Zeitpunkt nicht verpasst, sich zurückzuziehen.

    NACHTRAG:

    Was in der Luft liegt:

    Dass Christoph Blochers Akzeptanz nachlässt, ist offensichtlich. Ich vermute, dass Christoph Blochers Persönlichkeitsstruktur ihm selbst im Wege steht. Nach der Abwahl folgte ein sturer, verbitterter, unnachgiebiger Kurs, der nun auch in den eigenen Reihen nicht mehr goutiert wird.

    Das Verhalten des sonderbaren Bruders "Gerhard" unterstreicht die missionarische Seite der Gebrüder Blocher. Christoph hätte sich von Gerhard unmissverständlich distanzieren müssen.

    Christoph Blocher könnte demnächst zur Hypothek der Partei werden. Dann stellt sich doch noch die Frage, ob er nicht - schneller als vorgesehen - das Feld räumen sollte.

    Der letzte Sonntag war der grösste Misserfolg des selbstherrlichen Politikers.

    Nach Polit-Kenner Iwan Rickenbacher folgt demnächst die Nagelprobe für Blochers Ueberleben- bei der Personenfreizügigkeitsfrage.

    Ich vermute, dass lle Fakten Christoph Blocher demnächst zwingen werden, das Feld zu räumen.

    Dies ist auch dann der Fall, wenn die SVP Chrisoph Blocher die Spaltung, und damit die Schwächung der Partei verdanken darf.

    Dann werden wir - schneller als erwartet - den letzten Auftritt in Tele-Blocher erleben.

    NACHTRAG:

    Parteifreunde Blochers attestierten mir nach meiner ARENA Analyse im Sonntagsblick, Blocher habe nicht nur in der Arena fahriger und älter gewirkt. Auch an Sitzungen wirke er viel müder als früher und ergreife zu jedem Geschäft das Wort. Die Voten seien dann auch nch viel zu lang. Dieses uferlose Reden nerve. Er wiederhole zu viel und verheddere sich, suche zu oft nach Worten und Namen. Laut Tagesanzeiger vom 5. Juni soll ein SVP Mitglied sogar gesagt haben (Den Namen war nicht zu erfahren):

    "Manchmal wird Blocher richtig kindisch. Ich hoffe, es kommt nicht so heraus, wie bei seinem Bruder!"

    Meine These:

    Christoph Blocher kann nicht Nummer Zwei sein.

    In der Partei steht heute Toni Brunner vor ihm.

    Im Bundesrat hat Blocher keine Nummer mehr.

    Dennoch reisst er alles an sich und vergisst, dass er jetzt dem Generalsekretariat nicht mehr drein reden sollte.

    Das ALPHATIER Blocher kann einfach nicht ins zweite Glied zurücktreten.

    Das ist das Hauptproblem. Damit müsste man auch noch das Spannungsfeld Brunner-Blocher genauer ausleuchten. Aber dies später.

    Nachtrag: Beitrag espace.ch bestätigt meine Analyse:

    6. Juni:

    Nach der Schlappe an der Urne vom Wochenende bröckelt der Mythos Christoph Blocher immer stärker.

    Anfang Woche wandten sich verschiedene liberale Berner SVP-Politikern von der SVP Schweiz angewidert ab und damit auch von Blochers massgeblich mitgeprägtem Umgang mit den eigenen Leuten. Den zweiten Nadelstich setzte der Thurgauer SVP-Nationalrat Peter Spuhler am Mittwoch. Blocher könnte für die Partei zur Hypothek werden, sagte Spuhler in einem Zeitungsinterview. Der Aargauer Nationalrat Luzi Stamm bestätigte, dass parteiintern die Ablösung Blochers diskutiert werde.

    Neues Ungemach

    Und nun beginnen auch im Dossier Personenfreizügigkeit SVP-Parlamentarier den Vorgaben Blochers den Rücken zu kehren. Dieser will die Ausweitung der Personenfreizügigkeit auf Rumänien und Bulgarien vom Steuerstreit mit der EU abhängig machen. Gelinge dies nicht, was absehbar ist, müsse die SVP das Referendum ergreifen. Spuhler geisselte schon im Januar dieses Vorgehen als gefährlich. Der Thurgauer bestätigte gestern auf Anfrage, dass er die Ausdehnung unterstützen werde. Und es werden immer mehr, welche dem Wirtschaftsflügel der SVP Folge leisten wollen. «Gerade nach der Niederlage bei der Einbürgerungsinitiative mehren sich die Stimmen, die einen solch schwierig zu gewinnenden Abstimmungskampf in Frage stellen», betont der Luzerner Nationalrat Felix Müri auf Anfrage. Er schätzt, dass diese Gruppe 10 bis 15 eidgenössische Parlamentarier umfasst.

    Zwiespältiger Eindruck

    Blocher mache immer öfters einen fahrigen Eindruck, wissen verschiedene SVP-Politiker hinter vorgehaltener Hand zu berichten. Auch von missverständlichen Telefonaten des Zürchers erzählen SVP-Parlamentarier. Dieser zwiespältige Eindruck des alt Bundesrates deckt sich ebenfalls mit den Beobachtungen von seinen zahlreichen Auftritten zur Einbürgerungsinitiative und seinen wenig geglückten Voten bei der «Arena»-Sendung.

    Hillary hat Mühe mit den Tatsachen- sie peilt den Vize-Posten an

    Ich zitiere espace.ch:

    Hillary Rodham Clinton weiss, dass ihr Rivale Barack Obama die Demokraten in die US-Präsidentenwahl führen wird. Gründe für das Straucheln der Favoritin.

    Das Dementi kam innerhalb von zehn Minuten. Kaum hatte die grösste amerikanische Nachrichtenagentur gestern gemeldet, Hillary Rodham Clinton werde in der Nacht auf heute in New York ihre Niederlage eingestehen, bombardierten ihre engsten Berater die TV-Sender mit Anrufen. Tenor: Alles erstunken und erlogen. Allerdings, gab Wahlkampfchef Terry McAuliffe zu, werde sie Konkurrent Barack Obama wohl gratulieren, sobald der die absolute Mehrheit aller Delegierten erreicht. Das jedoch war nach den letzten beiden Vorwahlen in South Dakota und Montana nur noch eine Frage von Stunden.

    Clinton fällt es schwer, zuzugeben, dass sie verloren hat – weil sie sonst ihre letzte Verhandlungsmasse verlieren würde.

    Es gilt, die Scherben aufzuräumen, die ein langer, historischer und für sie am Ende enttäuschender Wahlkampf hinterlassen hat. Da wären zum einen die Schulden, die sie anhäufte, insgesamt sollen es 40 Millionen Dollar sein. Mindestens elf davon zahlte sie aus eigener Tasche. Zudem stellt sich die Frage, was aus ihr nun wird. Eine führende Kraft im Senat, so wie dies Ted Kennedy nach seiner gescheiterten Präsidentschaftskandidatur im Jahr 1980 wurde? Gouverneurin von New York, ihrem neuen Heimatstaat? Gesundheitsministerin im Kabinett von Präsident Obama? Oder doch Vize-Präsidentin?

    Und natürlich, ob und wie sie ihre Anhänger dazu bewegen wird, im November für ihren Parteikollegen zu stimmen. Ohne ein klares Wort von ihr wird er gegen den Republikaner John McCain verlieren.

    Aufräumen hinter der Kulisse

    Es spricht also einiges dafür, die Illusion ein bisschen länger aufrechtzuerhalten, sie sei noch nicht am Ende. Hinter den Kulissen allerdings wird aufgeräumt. Ihre Helfer treten den Heimweg an, die Wahlkampfleitung bittet um Einreichung der Ausgabenbelege bis Ende der Woche.

    Wenn sich der Staub gelegt hat, wird Clinton sich vielleicht fragen, was schief ging.

    Warum sie den Traum nicht erreichte, an dessen Verwirklichung sie in den vergangenen zehn Jahren gearbeitet hatte. Und das gegen einen Senator, der noch nicht einmal seine erste Amtszeit in Washington beendet hat.

    Falsche Strategie

    Da war zum Beispiel der Irrglaube der Unverletzlichkeit. «Sie ist nicht aufzuhalten», frohlockte John Catsimatidis, ein zentrales Mitglied von Clintons Finanzteam, im Februar 2007, «sie hat eine gut geölte Wahlkampfmaschine.» Gut geölt vielleicht, aber aus dem 20. Jahrhundert. Während Clinton sich darauf verliess, dass sie über die Netzwerke des Partei-Establishments ausreichend Geld einsammeln und genug Freiwillige vor Ort rekrutieren würde, erkannte Obama die Zeichen der Zeit. Er nutzte das Internet als Kommunikationsplattform und nie versiegende Geldmaschine. Für Clinton gaben wenige Spender viel, Obama zielte darauf, dass viele ein wenig Geld geben. Und dann noch ein wenig mehr.

    Millionen gesammelt

    Von Januar 2007 bis Ende April 2008 hatte die Senatorin 215 Millionen Dollar gesammelt, so viel, wie 1988 im gesamten Vorwahlkampf beider Grossparteien zusammenkam. Obama allerdings brachte es gemäss dem Center for Responsive Politics innerhalb des gleichen Zeitraums auf 264 Millionen Dollar – und seine 1,5 Millionen Spender haben das staatlich vorgeschriebene Limit von 2300 Dollar pro Person während der Vorwahlen noch lange nicht erreicht.

    Clinton leistete sich weitere haarsträubende Fehler:

    Sie unterschätzte die Bedeutung der Parteiversammlungen in Staaten wie Utah oder Wyoming, bei denen Obama mit relativ wenig Aufwand viele Delegierte einsammelte. Clinton dagegen gewann die Vorwahlen in grossen Bundesstaaten wie Kalifornien und New York, aber wenn es an das Verteilen der Delegiertenstimmen ging, machte sie kaum Boden gut.

    So richtig haben Hillary und ihr Mann Bill Clinton wohl auch die neue Medienwelt nicht verstanden. Früher durfte man sich im Wahlkampf in einem Kaff in der Provinz einen Spruch erlauben, der vielleicht nicht zu 100 Prozent auf der Wahrheit beruhte. Heute laufen solche Verdrehungen Stunden später auf der Internet-Plattform Youtube in der Endlosschleife und werden dankbar von den hungrigen TV-Nachrichtensendern aufgegriffen.

    Lange Suche nach der Botschaft

    Schliesslich fand Hillary Clinton ihre Botschaft viel zu spät. Zuerst wollte sie eine Agentin des Wechsels sein, doch «Change» verkörperte Obama überzeugender. Dann wollte sie mit ihrer Erfahrung punkten. Doch das klang nach jenem alten Parteikader, das dem Kriegsherrn George W. Bush die Steigbügel gehalten hatte. Nun bietet sie dem Land Lösungen an und kann damit ihre Stärken ausspielen: Faktenwissen und ein ausgeklügeltes politisches Programm. Ihre starken Momente hatte Hillary Clinton immer dann, wenn sie das von ihren Beratern entworfene Korsett durchbrach und für einen Moment wie ein Mensch wirkte.

    Vor einem Jahr lag sie mit 20 Prozentpunkten vor Obama, nun wird sie die Segel streichen. Dabei lassen sich ironischerweise überzeugende Argumente dafür finden, dass sie gegen den Republikaner John McCain im November die besseren Chancen hätte.

    Doch die Parteifunktionäre (und damit die Super-Delegierten) haben sich von ihr abgewendet. Es bliebe ihr nur ein schmutziger Grabenkampf oder die Hoffnung, dass Obama irgendwie von der Bildfläche verschwindet.

    Soweit wird selbst die eiserne Hillary nicht gehen, meint der demokratische Stratege John Anzalone:

    «Sie weiss, dass sie nur eine Zukunft haben kann, wenn sie Obama unterstützt. Nicht, wenn sie seine Chancen zerstört.»

    Kommentar: Hillary bleibt sich treu. Sie kann nicht über den Schatten springen. Sie ist krankhaft ehrgeizig, verbissen, uneinsichtig und starrköpfig. Trotz der Niederlage, gibt sie sich wie eine Siegerin. Fürs weisse Haus hat sie alles geopfert. Jetzt geht es darum das Maximum herauszuholen. Sie hofft, Vizepräsidentin zu werden. Obama ist auf Hillary angewiesen- das weiss sie.

    Ohne ein klares Wort von ihr wird er gegen den Republikaner John McCain verlieren.

    Obama muss sich deshalb mit der eiseren Lady zwangsläufig auseinandersetzen. Er kann sie nicht vor den Kopf stossen. Das weiss Hillary und wird diese Situation ausschlachten, obwohl die Oeffentlichkeit die Verbissenheit bis ans bittere Ende nicht versteht.

    Der Nachtrag bestätigt unsere These:

    Clinton pokert um Posten und Macht

    REUTERS

    Noch weigert sich Hillary Clinton, ihre Niederlage im US-Vorwahlkampf offiziell anzuerkennen, denn sie will sich eine Machtposition im Dunstkreis Barack Obamas sichern - womöglich sogar die Vizepräsidentschaft. Der Sieger könnte am Ende keine andere Wahl haben.

    Hillary versteht es zu pokern. Sie weiss genau, Obama ist auf ihre Unterstützung angewiesen. Diese Situation wird sie weidlich ausnützen.

    <

    Obamas Dilemma: Er braucht Hillarys Unterstützung anderseits wäre seine These "Change" unglaubwürdig, wenn er eine Politikern der letzten Generation - die im weissen Haus gelebt hatte und das hergebrachte Bild verkörpert - zu sich an die Spitze nimmt.