Der Gesundheitszustand der Kandidatin wird thematisiert
Quelle SRF
Schwankende Clinton wird gestützt
Nach Angaben der Ärztin hatte Clinton die 9/11-Gedenkveranstaltung
verlassen, weil sie «überhitzt und dehydriert» gewesen sei. Danach sei
ihr aber Flüssigkeit zugeführt worden, «und sie erholt sich gut».
Im
Fernsehen waren dann Bilder zu sehen, die zeigten, dass Clinton
schwankte und beim Einsteigen in ein Fahrzeug gestützt werden musste.
Danach hielt sie sich zunächst in der New Yorker Wohnung ihrer Tochter
Chelsea auf und kehrte dann in ihr eigenes Haus im mondänen Vorort
Chappaqua zurück.
In der Mitteilung der Ärztin heisst es
Medienberichten zufolge, Allergien hätten bei der Kandidatin
hartnäckigen Husten verursacht. Bei einer Nachuntersuchung sei dann
Lungenentzündung festgestellt worden. Clinton werde mit Antibiotika
behandelt. Ihr sei zudem geraten worden, «sich auszuruhen und ihre
Terminplanung zu ändern».
Wasser auf Trumps Mühlen
Clintons Krankheit dürfte auch Wasser auf die Mühlen ihres
republikanischen Rivalen Donald Trump sein: Der 70-Jährige hatte
wiederholt angedeutet, dass Clinton auch aus gesundheitlichen Gründen
ungeeignet sei, die Präsidentschaft zu übernehmen – ohne dies aber in
irgendeiner Form zu belegen.
Clintons Gesundheitszustand war in
den vergangenen Jahren mehrfach ein Thema. Im Dezember 2012 erlitt sie
eine Gehirnerschütterung und wenig später ein Blutgerinnsel im Kopf. Ihr
Arzt hat in einem im Juli veröffentlichten Brief Clintons
Gesundheitszustand als «exzellent» beschrieben und erklärt, sie sei fit,
um die Aufgaben einer Präsidentin zu erfüllen.
Zu zurückhaltende Kommunikation?
Der Demokratin macht im Wahlkampf auch der Vorwurf zu schaffen,
dass sie verschwiegen und nicht vertrauenswürdig sei – Kritiker könnten
sich angesichts der späten Information über die bereits am Freitag
diagnostizierte Lungenentzündung darin bestätigt fühlen. Insgesamt liegt
Clinton in Umfragen zwar vor Trump, aber ihr Vorsprung ist in den
vergangenen Wochen geschrumpft.
BLICK schreibt:
Kommt nun die Wende im Wahlkampf um das Weisse Haus?
Nicht
mehr der Mail-Skandal, nicht mehr die Clinton-Stiftung –
ihre Gesundheit bietet Clintons Gegnern nun die grosse Angriffsfläche.
Und ihre Ehrlichkeit darüber.
Zwei Fragen werden die nächsten acht
Wochen bis zum Wahltag dominieren: Ist Clinton fit genug, um den
härtesten Job der Welt zu machen? Und wie ehrlich redet sie über ihre
Gesundheit?
Enge
Mitarbeiter Clintons seien nicht über die Lungenentzündung im Bild
gewesen, berichtet die «New York Times». Sie seien erst gestern Abend
per Mail informiert worden.
Ist sie wieder fit für die TV-Debatte?
Hillary
habe sich ausgeruht und erhole sich prächtig, sagte Ärztin Bardack. Sie
habe die Lungenentzündung bereits am Freitag diagnostiziert, nachdem
Clinton stark gehustet habe. Welche Form der akuten oder chronische
Entzündung des Lungengewebes sie habe, sagte die Ärztin nicht.
Eine erste Hustenattacke erlitt Clinton am Montag.
Damals witzelte sie, an einer Trump-Allergie zu leiden.
Nun sagt
die Kandidatin eine für heute Montag geplante Reise nach Kalifornien
ab. Clinton dürfte sich länger ausruhen wollen. Denn spätestens am 26.
September muss sie wieder topfit sein, dann findet die erste TV-Debatte
statt.
Muss sie absagen oder erleidet sie am TV einen
Schwächeanfall, wäre sie bei der Wahl wohl chancenlos. Bei den
TV-Debatten erst machen sich die meisten Amerikaner ein Bild der
Kandidaten.
Es ist mittlerweile wohl zu spät für die Demokraten,
Clinton zu ersetzen. In zwanzig der 50 US-Bundesstaaten mussten die
offiziellen Kandidaten bis Ende August gemeldet werden. Bis Ende
September kommen zwanzig weitere Staaten hinzu. Allerdings, glauben
Juristen, könnte man vor Gericht eine Änderung dieser Regel erzwingen.
Blutgerinnsel im Hirn
Seit
Monaten versuchen die Republikaner den Gesundheitszustand von Clinton
zu thematisieren. Immer wieder sprachen sie über ihre Hirnerschütterung
von 2012. Damals fiel sie in Ohnmacht – wegen eines Blutgerinnsels im
Hirn.
Bis anhin weigerte sich Clinton, ihre Gesundheitsdaten
öffentlich zu machen. Das wird sie nun tun müssen. Sonst bleiben
Gerüchte, sie verheimliche etwas.
Trump schweigt
Still
verhält sich der Republikaner Trump. Mit keinem Wort hat er bisher die
gesundheitliche Schwäche Clintons erwähnt. Was taktisch klug ist. Trump
weiss: die Bilder der hinkenden Widersacherin sprechen für sich.
KOMMENTAR: Der Berater Clintons müsste in dieser Situation offen und transparent informieren.
Wenn sich vor den Wahlen bestätigt, dass Fakten beschönigt oder negiert worden sind, wäre dies
folgenschwer. Die Gerüchte, Clinton verheimliche etwas, sind brandgefährlich.