Fall Mörgeli bleibt Medienthema und wird noch nicht ad acta gelegt
Die Sonntagspresse beschäftigt sich heute intensiv mit der Entlassung des polarsierenden Professors.
Eine Aktennotiz soll belegen, dass Mörgeli vor allem als unliebsame Person das Feld räumen musste. Das würde den bisherigen Verlautbarungen der Universität Zürich widersprechen.
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TV-Auftritt wurde in Mörgelis Akte vermerkt
Neue Details rund um die Entlassung Christoph Mörgelis zeigen, dass
möglicherweise nicht nur schlechte Beurteilungen entscheidend waren.
Davon zeugen 100 Seiten Konzepte und eine brisante Aktennotiz.
Am 21. September kündigt die Universität Zürich Christoph Mörgeli per 31. März 2013 und stellt ihn per sofort frei. Rektor Andreas Fischer
erläutert an einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz, das
Vertrauensverhältnis sei unwiederbringlich zerstört. Noch während der PK
kündigt Mörgelis Anwalt Valentin Landmann an, gegen den Entscheid zu
rekurrieren.
Am
erläutert an einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz, das
Vertrauensverhältnis sei unwiederbringlich zerstört. Noch während der PK
kündigt Mörgelis Anwalt Valentin Landmann an, gegen den Entscheid zu
rekurrieren.
Parodie
auf Schäfchen-Plakat: Kaum war die Entlassung von Christoph Mörgeli am
21. September beschlossen, geisterte diese Satire durchs Internet.
Urheber der Karikatur: die Werbeagentur «Feinheit», die auch
gelegentlich Auftrage für die Uni Zürich übernimmt.
:
Dienstag, 11. September 2012, markiert den Beginn der öffentlichen
Diskussion zur «Causa Mörgeli». Der «Tages-Anzeiger» berichtet über die
schweren Vorwürfen gegen den Titularprofessor unter dem süffisanten
Titel «Leichen im Keller des Professors».
Das : Seine Vorlesung «Medizinische Museologie» fand mangels Interessenten noch nie statt.
gelingt dem Zürcher Blocher-Vertrauten die Wahl in den Nationalrat (Bild).
ist er im Vorstand der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften (SGGMN) aktiv.
Im
. Er zögert zuerst, ob er den Job annehmen soll - offenbar weiss
Condrau, dass die Personalie Mörgeli und der schlechte Zustand des
Museums Zündstoff bergen.
Ohne dass die Öffentlichkeit davon erfährt, kommt es mit den Vorwürfen betreffend Museum (Bild) und nie gehaltener Vorlesung.
Im (Bild) erst am 19. September in der «Rundschau».
Im (Bild) erst am 19. September in der «Rundschau».
Mörgelis
wissenschaftlichen Leistungsausweis: Er sei weder in der Fachliteratur
noch in den aktuellen Debatten präsent. Mörgeli spricht von
«Brotkorbterror» seiner «linken» Kollegen, die SVP von einer
«Schmutzkampagne».
Ebenfalls
am (Bild): «Der Mörgeli muss zurücktreten! Und die Knochen abstauben
gehen in Zürich!» Die beiden Streithähne müssen darauf bei SVP-Doyen
Blocher antraben. Bortoluzzi sagt, er habe nur einen Witz gemacht.
Am
(links) bekannt, an einem Burnout zu leiden. Daraufhin entbrennt eine
Debatte, ob Parlamentarier neben ihrem Mandat, das einer 50- bis
70-Prozent-Stelle entspricht, noch seriös ihren eigentlichen Beruf
ausüben können.
Ebenfalls
am : Er bezeichnet den Bericht als fehlerhaft und verleumderisch und
fordert die Uni auf, ein Disziplinarverfahren gegen Condrau wegen
Persönlichkeitsverletzung einzuleiten. Doch die Uni winkt ab.
Auf
«Tele Züri» erklärt Mörgeli, er überlege sich, selber Condrau zu
verklagen. Gegenüber 20 Minuten Online spricht er von einem (Bild) über
die Arbeitszeit getroffen habe. Buschor dementiert.
Dann
verstummt Mörgeli vorübergehend. Am . Gleichtags schreibt «Der
Sonntag»: Die Entscheidung sei gefallen, der Professor werde wegen
seinen Mobbingvorwürfen gegen den Vorgesetzten Condrau im Lauf der Woche
fristlos entlassen, verkündet das Blatt. Die Uni widerspricht.
Die «SonntagsZeitung» macht publik, dass Berufskollegen das ehemalige Vorstandsmitglied Mörgeli .
Am .
Am
engagiert hat. Der frühere Milieu-Anwalt vertritt auch Mörgelis
Parteikollegen Hermann Lei, der in der Affäre Hildebrand eine zentrale
Rolle gespielt hat.
Am
Sie verweist darauf, dass Mörgeli schon im November 2011 von den
Vorwürfen gegen ihn ins Bild gesetzt worden sei. Die Zürcher
Bildungsdirektorin sagt, dass Mörgeli nach dem Ablauf der Gnadenfrist am
21. September seinen Job verlieren werde, wenn die Beurteilung seiner
Leistungen negativ sei. Mörgeli widerspricht und ...
Mörgeli bekommt am bekommt, wenn die Mitarbeiterbeurteilung am 21. zu seinen Ungunsten ausfällt.
Nach
Ansicht des Arbeitsrechtlers ist eine Entlassung Mörgelis am Freitag,
21. September, theoretisch dennoch möglich. Die Universität Zürich müsse
sich nicht zwingend an die sechsmonatige Frist halten. Das
Personalgesetz des Kantons sehe vor, dass auf eine Bewährungsfrist von
sechs Monaten in gewissen Fällen verzichtet werden kann. «Von einer
Bewährungsfrist kann ausnahmsweise abgesehen werden, wenn feststeht,
dass sie ihren Zweck nicht erfüllen kann», so das Personalgesetz.
In
der Sonntagspresse ist die causa Mörgeli grosses Thema.
Gleich mehrere
jetzt bekannt gewordene Details zeigen, dass auch andere Gründe als
schlechte Leistungen zur Entlassung geführt haben könnten. So habe die
Universität Zürich Christoph Mörgelis
Kündigung beschlossen, bevor dessen direkt vorgesetzter Chef eine
entscheidende Leistungsbeurteilung fertig gestellt hat. Dies zeigten
Dokumente, die der «SonntagsZeitung» vorliegen. Aus diesen gehe hervor,
dass die Universitätsleitung bereits «Anfang Woche» beschlossen hatte,
Mörgeli zu entlassen.
Darum muss der Museumsdirektor gehen
«Causa Mörgeli»: Rektor spricht zu den MedienChristoph Mörgeli per sofort freigestelltChristoph Mörgeli
Das ist nicht unerheblich, denn offenbar erhielt Mörgeli
Zusatzaufgaben, mit denen er seine schlechte Mitarbeiterbeurteilung
ausgleichen sollte. Offenbar bemüht, seine ungenügenden Noten deutlich
aufzubessern, lieferte er angeblich zwischen Februar und September über
hundert Seiten an seinen Vorgesetzten Flurin Condrau ab – konkret waren
es vier Konzepte. Ausserdem hatte er Weiterbildungen zu besuchen. Doch
zu einer Besprechung der Konzepte und der sonstigen Zusatzaufgaben kam
es nicht mehr. Bereits am Montag oder Dienstag vergangener Woche wurde
beschlossen, das Kündigungsverfahren einzuleiten.
Auch eine politische Komponente
Ein
weiteres bemerkenswertes Detail liefert der «SonntagsBlick». Er zitiert
eine Aktennotiz über ein Mitarbeitergespräch des SVP-Nationalrats mit
seinem Vorgesetzten Flurin Condrau. Diese zeigt, dass auch Mörgelis
Auftritt bei der TV-Talkshow Schawinski ein Thema war: «Aussagen ‹zu
viele Deutsche in der Schweiz› hält FC (Flurin Condrau, Anmerkung Red.)
für sehr ungünstig. FC schätzt seine deutschen, österreichischen,
russischen, englischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und musste diese
im Anschluss an die TV-Ausstrahlung beruhigen», zitiert die Zeitung aus
der brisanten Notiz.
Die Statements Mörgelis seien konträr zur
Linie des Fachbereichs: «Die Institutsstrategie von FC besteht in einer
sehr gezielten und bewussten Internationalisierung». Mörgelis Auftritt
sei, so Condrau, daher «eindeutig institutsschädigend».
Zusammenarbeit mit Person Mörgeli schwierig
Mörgeli
schiesst zurück: «Die Universität soll eine SVP-freie Zone werden. Man
will mich weghaben, weil ich Werte vertrete, die an der Uni
grossmehrheitlich abgelehnt werden: Nein zum schleichenden EU-Beitritt,
zum Asylmissbrauch und zur unkontrollierten Zuwanderung.»
Dem
widerspricht Professor Philipp Sarasin, Vorsteher des Historischen
Seminars: Es gehe nicht um die Partei Mörgelis. «Aber wenn jemand
permanent Leute angreift, und sich einem solchen Mass exponiert und
Politik macht, ist eine Zusammenarbeit schwierig», so Sarasin gegenüber
«NZZ am Sonntag». Uni-Rektor Andreas Fischer stösst im Interview mit der
Zeitung ins selbe Horn und räumt ein, dass «gewisse Leute wohl Probleme
mit ihm hatten».
Derweil bläst die SVP zum Angriff auf
Hochschulen: «Bisher haben wir die Universitäten zu wenig angeschaut.
Das wird sich ändern», kündigt SVP-Vize und Strategiechef
Christoph Blocher
im Interview mit der SonntagsZeitung an. Und er wird noch expliziter:
«Die geisteswissenschaftlichen Fakultäten sind heute links
unterwandert.» Jetzt werde seine Partei ein besonderes Augenmerk auf die
Hochschulen werfen.
Mörgeli-Karikatur stammt von Werbeagentur der Uni
Kaum
war Christoph Mörgeli am Freitagmorgen entlassen, kursierte im Internet
eine Satire auf das berühmte SVP-Schäfchenplakat. Der Text dazu: «Kein
Steuergeld für Uni-Abzocker. Schein-Professoren raus!» Urheber der
Karikatur: die Werbeagentur «Feinheit», die auch die Initiative «Schutz
vor dem Passivrauchen» betreut. Ihr grafischer Seitenhieb wäre auch
nicht weiter problematisch, würde die Agentur nicht auch für die Uni
Zürich Aufträge realisieren.
Kommentar: Falls mit diesen neunen Akten belegt werden könnte, dass Mörgeli vor allem als unliebsame Person freigestellt worden ist, würde der Fall Mörgeli noch brisanter und er wäre noch lange nicht vom Tisch. Die Medien haben neues Futter bekommen. Das Thema kann weitergekocht werden.