Rhetorische Frage oder Aussage?
Micheline Calmy-Rey fühlt sich mit der Frage, ob man nicht auch mit dem Terroristenführer einen Dialog führen solle, missverstanden und greift den Journalisten an, der ihre Frage publiziert hatte.
Ich zitiere NZZ- online:
Calmy-Rey straft ausländische Journalisten ab
Erzürnt über Interpretation ihrer «rhetorischen Frage» zu bin Ladin
Aussenministerin Micheline Calmy-Rey hat in Paris offiziell wegen eines Journalisten der Agentur AFP interveniert, der ihre Gedankenspiele über einen Dialog mit Usama bin Ladin falsch verstanden habe. ...Calmy-Rey: Rhetorische Dialog-Frage?
Wenn die Schweizer Aussenministerin laut denkt
Verwirrung nach Calmy-Reys Eröffnungsrede zur Botschafterkonferenz
Die Schweiz wolle Usama bin Ladin treffen, heisst es auf einzelnen internationalen Nachrichtenseiten. Und: die Schweiz sei das erste demokratische Land, das sich mit einem Terroristenführer an den Tisch setzen wolle. Selbst eine grössere Schweizer Tageszeitung glaubte, ein Treffen zwischen Calmy-Rey und bin Ladin stehe kurz bevor.
Viel zu reden gibt derzeit nicht die Botschafterkonferenz selbst, sondern eine Passage aus Bundesrätin Calmy-Reys Eröffnungsrede. Eine rhetorische Frage der Aussenministerin suggeriert sowohl im Ausland wie auch hierzulande, die Schweiz sei bereit, sich mit dem Kaida-Führer Usama bin Ladin an einen Tisch zu setzten.
Ein Tabu gebrochen
Laut der französischen Zeitung «Le Monde» soll die Schweizer Aussenministerin bereit sein, sich mit Usama bin Ladin an den Tisch zu setzen. Damit sei ein Tabu gebrochen worden, weil die Schweiz sich als erstes demokratisches Land bereit erklärt habe, mit einem Anführer einer terroristischen Organisation einen Dialog zu führen, schreibt «Le Monde» weiter.
Kommentar: Worte sind immer ernst zu nehmen. Die öffentliche Diplomatie d.h. die Tendenz in der Oeffentlichkeit laut zu denken, wird der von den Medien getragenen Aussenministerin immer mehr zum Stolperstein. Zu oft tappt Sie mit Ihrer angeblichen offen Art ins Fettnäpfchen. Wird sie falsch verstanden, sieht sie den Fehler auf der Gegenseite. Es gibt ein Axiom bei kommunikationsprozessen:
Bei Missverständnissen ist in der Regel der Sender schuld!
(Kopftuchgeschichte, Lybien Geiselbefreiung ...). Neu sorgt eine rhetorische Frage für grossen Aerger. Frage an die Aussenministerin: Wer hat die rhetorische Frage gestellt?