Montag, 26. Dezember 2016

Nichts trifft Provokateure mehr, als wenn niemand über die Provokation spricht


Der "Meccano" der Provokateure  ist einfach:

Provozieren schafft Medienpräsenz!

Und bekanntlich ist Medienpräsenz Gold wert.
Bildergebnis für provozieren 

Nichts ist für Provokateure frustrierender, als nicht beachtet zu werden.

Der Regisseur eines Bühnenstückes, der auf der Bühne die Grenze des guten Geschmacks überschreitet, wäre enttäuscht, wenn kein Schrei der Empörung zu vernehmen wäre. Autoren, Künstler, Politiker, die provozieren, sind froh , wenn man von Ihnen spricht, auch im negativen Sinn.

Für jeden Filmemacher sind  Demonstrationen gegen sein Werk willkommen. Denn: Proteste und Kritik werden zur Gratiswerbung. Man spricht in der Oeffentlichkeit vom missliebigen Film,  vom umstrittenen Bühnenstück.

Der Mechanismus ist einfach: Die Provokation wird in den Medien wiederholt, wenngleich unter negativem Vorzeichen. Wie heisst es denn so schön:  Bist du nicht in den Medien, existierst du nicht.

Weil bei Kommunikationsprozessen das Negative ausgeklammert wird, bekommt  der Provokateur - dank des Protestes - eine willkommene Gratiswerbung.

Beim Schäfchenplakat der SVP hatte ich damals der Tagesschau vorgerechnet, mit welch enormen Summen   die SVP von den Gegnern unterstützt worden ist, weil das Plakat in Leserbriefen und kritischen Artikeln zusätzlich gratis abgebildet wurde. Weil Bilder nachhaltiger wirken als Worte, verhalfen  die Gegner mit der Abbildung des umstrittenen Plakates der SVP  zu einer zusätzlichen Gratispublikation.

Wer die Preise kennt, die eine Zeitung nur schon für ein kleines Inserat verlangt, weiss, wie wertvoll die zusätzliche Verbreitung eines provozierenden Bildes ist.

Jede Art der Wiederholung einer provokativen Aussage hilft dem Provokateur.

Provokationen werden von den Medien in der Regel gerne aufgenommen. Ausserwöhnliche Geschichten sind medientauglich. Sie sind interessant für die Oeffentlichkeit. Die Medien sehen sich zudem verpflichtet, die Provokation und die Kritik zu erwähnen, zu kommentieren. Sie können Protestschreiben nicht einfach ignorieren.

Um höchstes Aufsehen zu erregen,  sind deshalb  Provokationen eine bevorzugte Strategie. Die AfD versteht diese Strategie ebenfalls sehr gut. Ich zitiere aus ihrem Strategiepapier «Um sich medial Gehör zu verschaffen, sind pointierte, teilweise provokante Aussagen unerlässlich. Sie erst räumen uns die notwendige Aufmerksamkeit und das mediale Zeitfenster ein, um uns in Folge sachkundig und ausführlicher darzustellen. Oder um es mit Konrad Adenauer zu sagen: ‹Machen Sie sich erst einmal unbeliebt, dann werden Sie auch ernst genommen.›» wir erfahren ferner : «Sorgfältig geplante Provokationen» sollen auch dazu dienen, andere Parteien zu nervösen und unfairen Reaktionen zu verleiten.

Donald Trump verstand es übrigens auch sehr gut, das Spiel der Provokationen zu spielen. Mit seinen Tabubrüchen erreichte er grosse Aufmerksamkeit. Es gelang ihm ebenfalls, die Empörung der politischen Gegner für die eigene Zwecke zu nutzen. Je mehr eine Partei stigmatisiert wird, desto positiver entwickelte sich dies das für das Profil dieser Partei». Provokateure locken den Gegner auf ein Terrain, auf dem sie sich rhetorische Vorteile verschaffen können.  Provokationen sind schon deswegen raffiniert, weil der Gegner gezwungen wird, sich im Rahmen des Provokateurs zu bewegen. (Ich erinnere an das "Framing" beim Neurolingistischen programmieren).  Wer eine Behauptung wiederholt, auch nur, um sie zu negieren,  bestätigt damit im Grunde genommen diese Aussage.

Provokationen sollten deshalb auf keinen Fall weiterverbreitet oder  wiederholt werden.

Ich weiss, den Medien sind  die Hände gebunden, weil sie Provokationen nicht einfach zensurieren dürfen.

Dennoch wäre es besser, Provokationen zu ignorieren. Auf keinen Fall sollten wir aus spontaner Empörung reagieren.  Es besteht die Gefahr der Uerberreaktion.  Ich zitiere aus einem guten Kommentar des Tagesanzeigers zur Provokation der AfD, weil Anhänger der Partei nach dem Anschlag in Berlin geschrieben hatten: "Das sind Merkels Tote".  Jemand darauf konterte mit dem Satz: "Das sind nicht Merkels Tote!" Der Kritiker war sich wohl nicht bewusst, dass er mit der Wiederholung *Merkels Tote" den öffentlichen Eindruck festigte, die Toten wären der Politik Merkels  zuzuschreiben. Ich zitiere aus einem Tagikommentar:

«Im deutschen Presserecht gibt es keinen Absatz, der vorschreibt, über jedes Stöckchen zu springen, das die AfD hinhält.»

Dieser Satz gilt nicht nur für die AfD. Er gilt für jeden Provokateur, der  dazu verleitet, über sein Stöckchen zu springen.

Fazit:  Parteien jeglichen Couleurs haben erkannt, dass sich Provokationen bewähren. Es ist möglich, sich mit wenig Aufwand Gehör zu verschaffen,  weil man  damit rechnen kann, dass der Gegner auf den Leim kriecht und die Provokation wiederholt.

Die Medien sind deshalb gefordert, bei solchen Aktionen ruhig Blut zu bewahren und selbst nicht das Spiel der Wiederholung mit zu spielen.

 LINK:

Provokationen – was tun? von Marcus Knill Thema Provokation ...

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