Freitag, 13. April 2012

Deutschland will nicht auf geklaute Daten verzichten. Wird mit dem neuen Abkommen die Hehlerei legalisiert?


Aus az:


Steuerfahnder will trotz Haftbefehl weitere Daten kaufen

Deutschland will weiterhin Daten über Bankkunden sammeln (Symbolbild)


Deutschland will weiterhin Daten über Bankkunden sammeln (Symbolbild)
Trotz Strafbefehl will ein deutscher Steuerfahnder weiterhin Bankdaten über Kunden aus seinem Land sammeln. Das Finanzministerium will sich an den Kosten dafür beteiligen.
 

Der Steuerfahnder aus Deutschland verhandle derzeit über weitere Datenpakete, wie der «Spiegel» am Karfreitag berichtete. Für die rund 1000 Datensätze verlangen die Anbieter 2 Mio. Euro, heisst es. Der deutsche Bundesfinanzminister wolle sich an den Kosten zur Hälfte beteiligen.
Vergangene Woche stellte die Schweizer Bundesanwalt Haftbefehle gegen drei deutsche Steuerfahnder aus und löste damit in der Schweiz und vor allem im nördlichen Nachbarland eine heftige Kontroverse aus.
Die Massnahmen der Bundesanwaltschaft überschneiden sich zeitlich mit dem Abschluss eines Steuerabkommens zwischen Deutschland und der Schweiz. (cze)


Kommentar: Experten sind der Meinung, der jüngste Vertragstext erlaube den Ankauf gestohlener Daten. Lediglich das aktive Ausspionieren einer Bank mit einem Maulwurf sei nicht erlaubt. 2010 hatte ein deutsches Gericht im Fall der in Lichtenstein geklauten Daten von Heinrich Kieber entschieden, strafbar erlangte Beweismittel dürften grundsätzlich verwendet werden, solange sich der Informant von sich aus an die Behörden gewandt habe. Dies, obwohl für die Daten bezahlt worden sei. Dürften tatsächlich gestohlene Daten gemäss Vertrag von den deutschen Amtsstellen gekauft werden, würden Datendieben animiert, solche Daten vermehrt illegal zu beschaffen. Die hohen Entschädigungen motivierten sogar Mitarbeiter zu wirtschaftskriminellen Handlungen. Ich gehe davon aus, dass diese Unklarheit unbedingt bereinigt werden muss. Der Vertrag wäre sonst alles andere als vertrauenserweckend.

Der unermüdliche Musiker, der nicht ans aufhören denkt


Ich zitiere DIE ZEIT:


Die Ära des weltberühmten Chorleiters Helmuth Rilling geht allmählich zu Ende – aber ans Aufhören ist trotzdem nicht zu denken.

Helmuth Rilling, Gründer der Internationalen Bachakademie Stuttgart


Helmuth Rilling, Gründer der Internationalen Bachakademie Stuttgart

In einer Gegend, in der alles auf -ingen endet, liegt das Singen buchstäblich in den Genen. Hier kommt man mit Anstand zur Probe und gern auch wieder, hier muss kein Chorleiter seine Sänger einzeln verhaften, er hat fleißig zu tun, und kein Wunder, dass in solchem Milieu einer wie Gotthilf Fischer berühmt wurde, der Menschenfänger aus Plochingen, der es unter der Chorstärke von Mahlers Achter selten tat.
Einige Kilometer weiter liegt das Dorf Gächingen im Osten von Reutlingen. Hier, mitten in der bauchigen Gemütlichkeit der Schwäbischen Alb, schlug im Jahr 1954 ein blutjunger Chorleiter aus Stuttgart auf, sie probten im Wochenendhaus eines befreundeten Architekten, natürlich sang man a cappella, die ganz hohe Kunst, auf den Notenständern lagen moderne Sachen und alte von Heinrich Schütz, Dieterich Buxtehude und Johann Pachelbel – und irgendwann wurde die Idee der maximalen Verdichtung von Aufwand und Vergnügen geboren. Die Proben fanden nur einmal im Jahr statt, für knapp zwei Wochen gleich nach Weihnachten, und am Dreikönigstag gab es das erste Konzert.


Dies ist der Gründungsmythos eines weltberühmten Chores und des Mannes, der ihn bis heute leitet: Helmuth Rilling und die Gächinger Kantorei. Irgendwann blieb keine Zeit mehr für die automobile Gurkerei auf die Alb, viele Sänger kamen ohnedies aus Stuttgart, und so zog man leichten Herzens um, behielt aber das Dorf auf der Alb im Namen. Rilling, ein unerhörtes musikalisches Talent, war ohnedies längst Kantor der Stuttgarter Gedächtniskirche und Dozent in Berlin geworden. Unter ihm sang man leidenschaftlich gern, in seinem Idealismus hatte er etwas Glühendes; vor ihm her, so schien es, wurde die Fackel einer großen Idee getragen. Diese Idee konzentrierte sich allmählich auf einen Namen: Johann Sebastian Bach. Helmuth Rilling und die Gächinger Kantorei wurden seine Wanderprediger, und Stuttgart wurde Bachs heimliche Hauptstadt. 1981 gründete Rilling dort die Internationale Bachakademie, deren Künstlerischer Leiter er seitdem ist.


Jetzt geht Rilling mit leisen Schritten und wie stets im weißen Rollkragenpullover auf einen Geburtstag zu, der ihm Arbeit abnehmen soll, im Mai 2013 wird er 80 Jahre alt, von selbst kann ein Helmuth Rilling vielleicht nur unter Schmerzen aufhören, die Fackel brennt ja weiter, also musste er sich ein Datum auferlegen. Nun aber sind die Dinge anders gekommen, der Vorstand der Bachakademie ist von sich aus tätig geworden, hat Rillings Nachfolger gewählt und auch schon einen neuen Intendanten gefunden, denn die Geschicke der Zukunft sollen nicht mit Erblasten beschwert sein.


Im heimatlichen Stuttgart gab es zuletzt Ärger um Rilling
Über die Entwicklungen der vergangenen Wochen gibt es unterschiedliche Versionen.


 Jedenfalls warf Rilling sein Amt als Künstlerischer Leiter von Bachakademie und Musikfest Stuttgart hin und beklagte das Prozedere.
Jetzt schauen alle betreten, das war eine von keinem gewollte Katastrophe, und Stuttgart, die chormusikalische Schlangengrube, ist wie von Gift geschwängert. Es gibt dort das fabulöse SWR-Vocalensemble unter Marcus Creed, den polierten Kammerchor Stuttgart unter Frieder Bernius oder den exzellenten Chor der Staatsoper, der mit seinem langjährigen Dirigenten Michael Alber etliche Ehrungen als bester Chor des Musiktheaters erlangt hat. Und keine Formation, die einer anderen grün ist. Dabei ist die neue Personalie vortrefflich. Nüchterne Beobachter sagen, Rademann sei ein Vorbild an Nachhaltigkeit, und in die Bachakademie und die Gächinger Kantorei werde er einen neuen Geist tragen, aber das Denkmal Rilling gewiss nicht demontieren. Rehrl gibt sich peinlich berührt, dass die Dinge so unschön gelaufen seien, bekundet aber ebenfalls Renovierungswillen.


Beide kennen Rilling recht gut, haben Kurse bei ihm absolviert – und dies führt uns zurück zu dem charismatischen, viele Menschen entflammenden Geist, der von Rilling ausgeht. Diese Spiritualität, die auch etwas schwäbisch Geschäftstüchtiges hat, ließ ihn zu einem globalen Evangelisten in Sachen Bach werden, der sogar in Oregon eine Dependance Stuttgarts installiert hat, wo das heidnische Amerika in einem Bachfest die letzten Weihen empfängt, die es noch von dem großen Barockkomponisten trennen. Rilling reiste in die DDR, als das noch ein heikles diplomatisches Manöver war, er war in Russland und China unterwegs, mit dem Israel Philharmonic Orchestra verbindet ihn eine enge Freundschaft. Meistens führte man Bach auf, bisweilen auch Mendelssohn, Brahms und Beethoven. Immer waren es die großen Oratorien, die das System Rilling zuverlässig durchschritt.
Die Frage, ob Helmuth Rilling auch als Interpret eine Kapazität war, kann man als Hörer vieler seiner Konzerte und Schallplatten nur enthusiastisch bejahen. Rilling lebte und pflegte einen pragmatischen Stil, der von Unsentimentalität diszipliniert war, es gab und gibt keinen eigenen Rilling-Sound, am Radio identifizierte man den Musiker nie direkt; nur wer im Besitz des absoluten Gehörs ist, erkannte das moderne Instrumentarium mit moderner Stimmtonhöhe, er erkannte auch den absolut gleichmäßig besetzten Chor mit weiblichen Altstimmen, einen sehr lebendig geformten, nie steifen, professionell tönenden Klang, der zugleich eine sehr deutsche Art der Imprägnierung besaß.


Kommentar: Ich habe Rilling persönlich kennengelernt und er hat mich als Mensch, Denker und Musiker tief beeindruckt.


LINK:
03 Juni 2009
Helmuth Rilling, 1933 in Stuttgart geboren, ist Dirigent, Lehrer und Botschafter Bachs in der ganzen Welt. 1954 gründete Helmuth Rilling die Gächinger Kantorei, 1965 kam das Bach-Collegium Stuttgart als instrumentaler ...
03 Feb. 2011
2007 trat Helmuth Rilling u. a. erneut in der New Yorker Carnegie Hall auf und . ... Helmuth Rilling arbeitet immer noch leidenschaftlich, perfekt und voller Lebenskraft . ... Helmuth Rilling gelang es, mich mit den Solisten, .

Alle schätzten den "gedeckten Tisch" vor dem Fenster in Boston 


 


foto: oliver knill Nov 11


Nov 28, 2011 ... The usuals. Blue Jay. Strange bird. Got the hang of it. Cardinal waiting. Spinning the cage. Cardinal annoyed.
www.math.harvard.edu/~knill/panoramas/birds11/index.html