Dienstag, 13. Juni 2017

Zum Hunger nach materiellen Gütern


Binsenwahrheiten werden aus einer anderen Optik relativiert

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Und wie so oft, so erscheinen unsere alten Binsenwahrheiten im Adlerblick der Geschichte jetzt plötzlich anders – oder falsch. Drei Beispiele aus Tagi-online:

1. Die Shoppinggesellschaft ist typisch für unsere Zeit

Den Massenkonsum gab es, bevor es die Massenproduktion gab. Und Konsumgesellschaften fand Frank Trentmann zu vielen Zeiten, an vielen Orten, in vielen Formen. Vom Diener an aufwärts strebten die Menschen nach Klimbim, Flitter und Tand, nach Tee, Kaffee, Kakao, Schnallenschuhen, Porzellanknöpfen, Lacktruhen, Tabak oder Hunderten Arten von Baumwollstoffen.

2. Der Massenkonsum ist ein Kind des US-Kapitalismus

Ist er nicht. Coca-Cola oder McDonald’s sind höchstens erfolgreiche Nachzügler eines urmenschlichen Verhaltens, des Anpreisens und Kaufens – mehr nicht. Massenwaren wurden auch im Ming-China mit seinen Werbeplakaten oder im alten Rom mit seinem Brand-Olivenöl professionell vermarktet und eifrig konsumiert.
 1577 wetterte ein englischer Pfarrer, dass seine Landsleute inzwischen aussähen wie Spanier, Franzosen oder Türken, aber gar nicht mehr als Engländer erkennbar seien – alle gleich. Schlimmer noch: Langsam kämen die Frauen daher wie Männer, und die Männer wie Ungeheuer. Das Lamento könnte von 2017 stammen.

3. Der Massenkonsum wird von der Privatwirtschaft angeheizt

Nicht nur. Parallel zum privaten Güter- und Dienstleistungsangebot wuchs immer auch das Konsumangebot des Staates. Und so kamen die Menschen in den Überflussgesellschaften nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nur zu Volkswagen, Aromat und Hitachi-Stereoanlagen – sondern zugleich wurde das ganze System durch staatliche Ausbauten überhaupt erst angefeuert: Autobahnbau, Wasseranschlüsse, neue öffentliche Parks und Museen. Oder durch Radio und Fernsehen: Auch die typischen Massenkonsummedien wurden vom Staat eingerichtet, gross gemacht und vermarktet. Im Land der SRG weiss man das ja eigentlich schon.
Ohnehin hatte fast jeder Staat den Anspruch, seinen Bürgern mehr Güter zu bieten; jedes politische System versprach mehr Konsum, ob es nun demokratisch, monarchistisch, faschistisch, sozialistisch oder sogar kommunistisch war (letzteres versagte hier einfach besonders spektakulär).

Fazit: Der materielle Hunger lässt sich nicht verbieten


Frank Trentmann: Herrschaft der Dinge: Die Geschichte des Konsums vom 15. Jahrhundert bis heute. Sachbuch. DVA 

KOMMENRAR: Wir sehen, Nullwachstum ist eine Wunschvorstellung.Viele Versuche, den Konsum einzuschränken sind gescheitert.  Welt- und Menschenverbesserer  mussten erkennen, dass sich der materielle Hunger nicht einfach weggeredet werden kann. Früher war die Welt nicht besser als heute. Wünsche und Begierden sind seit je menschliche Eigenschaften. Dennoch ist es  möglich, den Konsum besser zu lenken - ohne Oeko-Diktatur.
Dieses Buch will keine Rechtfertigung der  Konsumwut sein. Es relativiert aber die Begriffe Wachstum und Konsum. Der Hunger nach Gütern kann  nicht erfolgreich verboten werden. Der Mensch wäre nämlich durchaus fähig, seinen Konsum selbst zu begrenzen ohne Planwirtschaft.

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