Samstag, 9. November 2013

Zu Kommunikation der Universität vor und nach dem Rücktritt des Rektors

Uni-Experte Portmann über das Protest-Inserat«Das ist unprofessionell!»

Hans-Peter Portmann, Präsident der Uni-Kommission im Zürcher Kantonsrat, kritisiert das Inserat einiger Professoren in der Affäre Mörgeli. Die Uni werde nicht nachgeben.

Ich zitiere BLICK-online:

Keine Ruhe an der Universität Zürich.
Hans-Peter Portmann, Präsident der Uni-Kommission im Zürcher Kantonsrat.

Herr Portmann, was halten Sie vom Pro-Ritzmann-Inserat in der «NZZ»?

Hans-Peter Portmann:
Es hat gemischte Gefühle ausgelöst. Sowas muss Platz haben. Man darf in den Medien wachrütteln, keine Frage. Mich stört, dass das Ganze daherkommt, als ob die gesamte Professorenschaft der Uni dahinterstehen würde.

Die Initianten konnten immerhin 286 Professoren gewinnen.

Aber nur eine Handvoll stammt aus Zürich. Über 1000 Professoren der Uni Zürich haben nicht unterschrieben, und ein Grossteil davon beurteilt die Sachlage meines Wissens auch anders. Hätte der Gesamtlehrkörper unterschrieben, wäre die ganze «NZZ» ein einziges Inserat. So gibt dieser Aufruf ein falsches Bild ab.

Schadet das Inserat dem Ruf der Uni Zürich?

Das Inserat alleine nicht. Die Fachwelt kann das einordnen. Und merkt, dass 90 Prozent der Unterzeichner von fremden Unis kommen, die in Konkurrenz zu Zürich stehen, und somit keine Unabhängigkeit gegeben ist. Der ganze Fall könnte der Uni aber schaden. Weil die Affäre schon so lange dauert.

Was halten Sie von der Forderung, die Kündigung gegen Ritzmann zurückzunehmen?

Diese Forderung ist unprofes­sionell und kontraproduktiv. Sie zeigt auch, aus welcher Studienecke solche Begehren kommen. Ein Jurist oder Ökonom würde nie so eine Forderung stellen. Er würde seine Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzen, weil er seinen Studenten in Managements- und Rechts­lehre etwas anderes beibringen muss. Es ist geradezu dilettantisch, für eine einzelne Person Partei zu nehmen, ohne das gesamte Dossier und die Ergebnisse der Strafuntersuchung zu kennen.

Die Uni wird also hart bleiben?

Die Uni-Leitung kann dem Druck gar nicht nachgeben. Sie würde das Gesicht verlieren und das ihr übertragene Führungsinstrument der personalrechtlichen Massnahmen aus der Hand geben. Die Forderung ist ein Schuss ins Knie.

Wie beurteilen Sie die Kommunikation der Universität?

In Sachen Kommunikation hat die Uni dringend Handlungsbedarf. Nicht nur in diesem Fall. Die Krisenkommunika­tion muss verbessert werden. Das Ganze ist ein kulturelles Problem, was unsere Aufsichtskommission auch in ihrem aktuellen Bericht festhält.


Wie meinen Sie das?

An der Uni arbeiten alles hochintelligente Menschen, deren Stärke die Lehre und Forschung ist. Einige glauben, dass sie ebenfalls in der praktischen Umsetzung das Wissens­primat haben, statt erfahrene Führungspraktiker beizuziehen. Sie überschätzen sich und haben nicht die Grösse, zu delegieren.

Man hat den Eindruck, dass an der Uni politische Machtkämpfe wichtiger sind als Forschung und Lehre. Teilen Sie diese Einschätzung?

Zwar steht der Vorwurf im Raum, dass personelle Entscheide aus politischen Motiven getroffen werden, ich weiss es aber nicht. Sollten wir von der Aufsichtskommission Anzeichen dafür finden, dann werden wir genau hinschauen.

* Hans-Peter Portmann (50) ist Zürcher FDP-Kantonsrat und Präsident der Aufsichtskommission Bildung und Gesundheit.

KOMMENTAR: Ich finde es bedenklich, wenn sich jemand in eine Aktion einspannen lässt, bevor die Fakten auf dem Tisch liegen. Vor allem ist es erstaunlich, dass 90 % der Unterzeichner aus dem Ausland kommen. Ich bin sicher, dass die Oeffentlichkeit erkennt, dass es sich hier um eine fragwürdige parteipolitische Aktion handelt. Die Aktion hat mich jedenfalls in dieser Form nicht überzeugt.

Ein folgenschwere Aussage

Finanzministerin widerspricht dem Gesamtbundesrat

Immer wieder gibt es Kommunikationsmängel bei einzelnen Magistraten. Vor allem müssten folgenschwere Aussagen vorgängig abgesprochen werden. Kommunikation muss koordiniert werden. 

Neue Ungereimtheiten zu Widmer-Schlumpfs Multi-Milliarden-Franken-Aussage



Eveline Widmer-Schlumpfs wankelmütige Kommunikation wird breit kritisiert.
Eveline Widmer-Schlumpfs wankelmütige Kommunikation wird breit kritisiert. (Bild: Lukas Lehmann / Keystone)

Wenige Sätze von Eveline Widmer-Schlumpf haben bei den Grossbanken mehrere Milliarden Franken Börsenwert vernichtet. Ihre Aussage kollidiert mit der Position des Gesamtbundesrats.
Quelle Nzz-online:
Es war die Multi-Milliarden-Franken-Frage, welche die «Schweiz am Sonntag» an Eveline Widmer-Schlumpf gerichtet hatte. Am Samstag vor einer Woche, am Rande des 5-Jahr-Jubiläums der BDP in Chur, befragte ein Journalist die Bundesrätin. Ihre Antwort, die am Sonntag publiziert wurde, schickte die Aktien von UBS und CS auf Talfahrt. Am Montag stürzten sie um 5,3 beziehungsweise 6,7 Prozent ab; Börsenwerte in Milliardenhöhe wurden vernichtet. Die Kritik an Widmer-Schlumpfs Kommunikation folgte auf dem Fuss. «Über 6 Milliarden kostet das Jubiläum der BDP die CS- und UBS-Aktionäre, das ist sicher Weltrekord», kommentierte FDP-Nationalrat Ruedi Noser auf Twitter zynisch.

Jetzt zeigt sich, dass es sich nicht nur um eine Kommunikationspanne handelte. Widmer-Schlumpfs Aussagen kollidierten zumindest teilweise auch mit einer Position, die der Bundesrat nur drei Tage zuvor offiziell verabschiedet hatte. Am 30. Oktober publizierte er seine Antwort auf eine Motion der SP. Diese fordert, dass bei den Grossbanken das Eigenkapital der nicht risikogewichteten Aktiven auf 10 Prozent erhöht werde. Eine solche Massnahme sei «verfrüht», schreibt der Bundesrat in seiner Antwort, auf die das Westschweizer Radio RTS gestossen ist. Bevor man die Eigenmittelanforderungen in derartige Höhen treibe, müssten deren Auswirkungen auf die Bilanzstrukturen und auf die Wettbewerbsfähigkeit untersucht werden. Zudem schreibt der Bundesrat, dass spätestens im Februar 2015 ohnehin die Überprüfung der Too-big-to-fail-Massnahmen fällig sei. Dieser Prüfbericht sei abzuwarten, «bevor spezifische Gesetzesvorlagen in Auftrag gegeben werden».
Nur drei Tage nach dieser Stellungnahme diktierte Widmer-Schlumpf der «Schweiz am Sonntag» unter anderem folgende Sätze ins Notizbuch: «Wir müssen uns Gedanken darüber machen, ob wir die Eigenkapitalbasis nicht weiter verstärken müssen.» Die heute geltende Höchstverschuldungsquote von 4,5 Prozent erachte sie als «tief» – «Derzeit spricht man von 6 bis 10 Prozent». Diese Zitate autorisierte Widmer-Schlumpfs Pressestelle schriftlich.
Eine Kapitalerhöhung von diesem Ausmass hätte einschneidende Folgen, wie die bundesrätliche Stellungnahme vom 30. Oktober ebenfalls festhält: «Um die Quote auf 10 Prozent anzuheben, wäre schon bei den beiden Grossbanken (. . .) eine massive Kapitalaufstockung von mindestens 150 Milliarden Franken oder weit mehr als eine Halbierung ihrer Bilanzgrössen erforderlich.» Diese potenziellen Folgen erklären auch die starke Reaktion der Börsen.
Dass aber Widmer-Schlumpf anderthalb Jahre vor dem Prüftermin solche Aussagen macht, halten sogar Politiker für unverantwortlich, die ihr gewöhnlich wohlgesinnt sind. «Solche börsenrelevanten Aussagen sollte eine Bundesrätin in dieser Form nicht machen», sagt CVP-Fraktionschef Urs Schwaller. Was eine Finanzministerin in einem derart hochsensiblen Bereich sage, habe sofort Auswirkungen auf die Märkte. «Ich gehe davon aus, dass Bundesrätin Widmer-Schlumpf aus dem Vorfall die Lehren gezogen hat», so Schwaller. CVP-Präsident Christophe Darbellay meint, er scheue sich ja nicht, wo nötig, Kritik an den Banken zu üben. «Doch der Schweizer Finanzplatz benötigt endlich auch wieder Planungssicherheit.» Die Politik sei übereingekommen, die Too-big-to-fail-Gesetzgebung 2015 zu überprüfen. «Vorher ist eine Diskussion fehl am Platz», sagt Darbellay.
FDP-Nationalrat Noser sagt: «Solche Aussagen machen die beiden Grossbanken zu Übernahmekandidaten.» Auch SVP-Nationalrat Thomas Aeschi, dessen Partei die ungewichtete Eigenkapitalquote eigentlich ebenfalls erhöhen will, hält Widmer-Schlumpfs Kommunikation für «sehr fahrlässig».
Nationalbankpräsident Thomas Jordan wollte sich am Freitag an einer Medienkonferenz nicht direkt zu Widmer-Schlumpfs Vorstoss äussern. Er betonte die Wichtigkeit des Too-big-to-fail-Pakets und von dessen Umsetzung, um die Wiederholung eines Falles UBS zu verhindern. Die für 2015 geplante Überprüfung sei der richtige Zeitpunkt, um bezüglich der Eigenkapitalanforderungen über die Bücher zu gehen.
Ende Woche lag die UBS-Aktie immer noch mit 4,1 Prozent im Minus. Das sind minus 3,1 Milliarden Franken Börsenwert. Das Departement Widmer-Schlumpf lehnte es am Freitag ab, Fragen zum Vorfall zu beantworten.

Kommentar: Eine derartig folgenschwere Kommunikationspanne darf nicht mit SCHWEIGEN beantwortet werden. Die Finanzministern kann froh sein, dass sie als Gegenspielerin Blochers von vielen Parteien geschont wird. Sie kann sich Fehler leisten und wird auch diese Panne unbeschadet büerstehen.