In seinem kurzen, von Krankheit geprägten Leben schuf der Münchner
Dichter Christian Morgenstern wunderliche Welten, groteske Gestalten und
phantastische Probleme, die bis heute nicht gelöst werden konnten.
Er schenkte uns das Mondschaf, die Mitternachtsmaus, das Nasobēm
mit langem E, den Raben Ralf, dem niemand half, die Möwen, die alle so
aussehen, als ob sie Emma hießen, den mysteriösen Herrn Palmström und
seinen nicht minder rätselhaften Sidekick von Korf und viele tiefe
Einsichten wie die, dass nicht sein kann, was nicht sein darf, und dass
der Mond ein völlig deutscher Gegenstand ist.
Christian
Morgenstern, der am 31. März 1914 in Meran starb, wusste früh, dass er
nicht alt werden würde. 1871 als Sohn eines Landschaftsmalers geboren,
wuchs er in München, Landshut und Breslau auf. Als er zehn war, starb
seine Mutter an der Tuberkulose; zuvor hatte sie ihn angesteckt. Als
Student in Breslau lag er 1893 zum ersten Mal in der Lungenheilanstalt.
Später folgten weitere Kuren; sie konnten das Leiden höchstens bremsen,
aber nicht beseitigen.
Bekannt ist Morgenstern vor allem durch seine heitere Lyrik
Ab
1894 wohnte Morgenstern, wenn er nicht auf Reisen oder im Sanatorium
war, in Berlin, wo er als Übersetzer, Dramaturg, Redakteur und Lektor
arbeitete. Daneben schrieb er seine zwischen Ernst und Heiterkeit
schwankenden und thematisch sehr vielfältigen Gedichte. 1908 lernte
Morgenstern die Generalstochter Margareta Gosebruch von Liechtenstern
kennen, die er 1910 heiratete. Sie führte ihn zur Anthroposophie und gab
dann auch den Nachlass heraus. Sie starb erst 1968.
Bekannt ist
Morgenstern vor allem durch seine heitere Lyrik, und seine 1905 in Druck
erschienenen Galgenlieder zählen zur Weltliteratur. Fünf Jahre später
folgten die Palmström-Gedichte mit einer Fülle verrückter Ideen. So
erfand Morgenstern die Spam-Mail, die der nach Daten dürstende Held beim
„Warenhaus für Kleines Glück“ ordert: „Und nun kommt von früh bis spät
Post von aller Art und Qualität.“
Wenn wir dem normalen Deutsch nicht mehr trauen können, wem eigentlich sonst noch?
Aus
Morgensterns nachgelassenen Papieren stammt der Anzeigenteil einer
Tageszeitung des Jahres 2407, in dem amerikanische Agenten ausgestopfte
Fürsten zu höchsten Preisen suchen und für Erdbebenmatratzen, künstliche
Köpfe und die erste deutsche Luftzeitung geworben wird. Selbige hängt
an sechs Ballonen über dem Berliner Kreuzberg und zeigt den Abonnenten
jeden Abend die neuesten Nachrichten, die von unten auf eine
Projektionsfläche gebeamt werden.
Bislang kaum
erforscht sind Morgensterns Erkenntnisse zur Linguistik. In vielen
Gedichten bewies er, wie schnell die Sprache uns aufs Glatteis führt. Da
treten die Westküsten eines Tages zusammen, ein Knie geht einsam durchs
die Welt, ein Seufzer läuft Schlittschuh und ein Werwolf wird
grammatikalisch gebeugt. Wenn wir dem normalen Deutsch nicht mehr trauen
können, wem eigentlich sonst noch?
KOMMENTAR:
Morgensterns seltsame Tiere sind vor allem bekannt: Das Nasobem, das auf seiner Nase schreitet,
der Schluchtenhund, das ästhetische Wiesel und das Mondschaf.
Morgenstern ist ist ein Pionier der komischen Lyrik. Die „Galgenlieder“ machten ihn schon zu Lebzeiten berühmt.
Morgenstern lotet darin die Sprache bis an den Rand der Möglichkeiten aus. Er war ein Sprachakrobat.Wesentliche Teile seiner Werke
verfasste er in Kliniken und Sanatorien vom Krankenbett aus. Humor war ein Weg, das Leiden zu verkraften. „Es
gibt nur eine Rettung: Vor dem Ekel muss man sich durch Lachen
schützen“, heisst es in den „Aphorismen“.
Morgenstern war progressiv. Die für ihn typische Lautmalerei nahmen später die
Dadaisten auf. Mehr als die Hälfte der Texte
hatte Morgenstern zu Lebzeiten gar nicht veröffentlicht.
LINK:
www.youtube.com/watch?v=GBacloXXRBg
28.12.2012 - Hochgeladen von Raimund Stüwe
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