Was haben Wolfgang Bosbach und Nina Hagen gemeinsam?
Wolfgang Bosbach (CDU) ist nicht der Erste, der sich durch die ehemalige Grünenpolitikerin Jutta Ditfurth beleidigt fühlte
Quelle: dpa
Gar nicht so wenig. Dass ein Gast noch während der Sendung eine
Talkshow verlässt, kommt nicht oft vor. Doch es gibt Momente, die
Geschichte schreiben. Auch Jutta Ditfurth ist Wiederholungstäterin.
Der
CDU-Politiker Wolfgang Bosbach war nicht der Erste, der sich von Jutta
Ditfurth provoziert fühlte und die Sendung von Sandra Maischberger
verließ. 2005 hatte Ditfurth in einer Sendung die Sängerin Nina Hagen
angegriffen. Ditfurth hatte ihr vorgehalten, von dem Thema (es ging um
den Jugoslawienkrieg) nichts zu verstehen, weil sie sich zu der Zeit in
einem Ashram aufgehalten habe. Daraufhin sagte Nina Hagen an die Adresse
von Ditfurth: „Ich find das furchtbar, was diese dicke Frau mit mir
macht. Jutta Ditfurth ist eine blöde, blöde Kuh. Mit dir werde ich nie
wieder reden in der Öffentlichkeit!“ Hagen blieb aber in der Sendung. Doch auch Hagen hatte bereits, ebenfalls bei Maischberger, Gäste beleidigt. 2007 gerieten die Sängerin und der ZDF-Wissenschaftsmoderator Joachim Bublath
über das Thema „Ufos, Engel und Außerirdische“ aneinander. Die
Beleidigungen, die Nina Hagen gegen ihren Sitznachbarn ausstieß, wurden
immer wüster. „Mir ist ganz schlecht. Ich muss mich umsetzen. Der zieht
alles ins Lächerliche, schaut doch mal, wie dreckig der lacht.“ Blublath
hatte genug und verließ die Sendung. Nina Hagen jubelte: „Der Typ ist
weg. Und wenn wir es jetzt noch schaffen, dass auch die anderen Bösen
verschwinden wie George W. Bush, dann ist alles schön.“
Johannes B. Kerner benutzte seine Talkshow für einen selbst gemachten
Skandal. Erst lud er Eva Herman in seine Sendung ein, dann warf er sie
während der Sendung hinaus
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Ebenfalls
2007 wurde die ehemalige Moderatorin Eva Herman von Johannes B. Kerner
aus der Sendung geworfen. Anlass war Hermans Buch, das in die Kritik
geraten war, weswegen Herman später sogar ihren Job verlor. Johannes B. Kerner stellte sie in seiner Sendung mit den Worten vor:
„Sie hat sich ein wenig verharmlosend über die Familienpolitik im
Dritten Reich geäußert.“ Nun wollte Kerner eine Entschuldigung von
seiner ehemaligen Kollegin hören, doch sie weigerte sich. Dann sagte
Kerner: „Es sind ja doch die besonders spannenden Momente, wo man sich
selbst Gedanken darüber macht, wie es jetzt weitergeht. Die habe ich mir
jetzt gemacht und habe mich entschieden, dass ich mit meinen drei
Gästen weiterrede und dich, Eva, verabschiede.“ Tatsächlich verließ Eva
Herman das Studio.
Alte und neue Skandale
Zu
Beginn der Ära des Privatfernsehens war der Entertainer Karl Dall der
Meister der Provokation. Im September 1986 lud er den Schlagersänger
Roland Kaiser in seine RTL-Talkshow ein und beleidigte ihn mehrfach so
penetrant („Na sing’ schon, damit wir es hinter uns haben!“), dass
Kaiser nach Hälfte der Aufzeichnung aufstand und ging.
Nach heftigen Wortwechseln mit Sängerin Nina Hagen (l.) verlässt ZDF-Wissenschaftsmoderator Joachim Bublath das Studio
Quelle: picture-alliance/ dpa
Im
Januar 2009 verließ der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip
Erdogan auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos ein Diskussionspodium -
vor großem Publikum und laufenden Kameras. Er fühlte sich öffentlich
vorgeführt, nachdem er am Ende einer Debatte zum Nahost-Konflikt nur für
kurze Zeit das Wort erteilt bekam. „Ich glaube nicht, dass ich nach
Davos zurückkommen werde“, sagte er beim Verlassen der Bühne. Auf der
Bühne zurück blieben unter anderen Israels Präsident Schimon Peres,
UN-Generalsekretär Ban Ki-moon und der Generalsekretär der Arabischen
Liga, Amr Mussa. Die
Schriftstellerin und Moderatorin Charlotte Roche beleidigte 2012 den
Sänger Max Herre in der ZDF-Talkshow „Roche & Böhmermann“. Roche
sagte, Herres neue Lieder seien „sogar schlechter als zu Beginn deiner
Karriere“. Der Sänger, der gut gelaunt erschienen war, verließ daraufhin
wutentbrannt das Studio.
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Im
Jahr 2006 wollte der damalige italienische Premierminister Silvio
Berlusconi in einem Interview mit dem Sender RAI nicht über seine
Freundschaft mit George W. Bush reden. Er verließ das Studio mit den
Worten: „Das wird ein Fleck bleiben auf Ihrer Karriere.“ Der
österreichische Sänger Falco lobte 1992 in der „NDR Talkshow“ den
Rechtspolitiker Jörg Haider und wurde dafür von seinen Gesprächspartnern
angegriffen. Daraufhin verließ er die laufende Sendung.
„Gut, ich gehe“
Susanne
Osthoff sollte in der Sendung „Nachtcafé“ über ihre Entführung im Irak
sprechen. Dann kündigte der Moderator an, er wolle ein Video einspielen,
das kurz nach Osthoffs Freilassung aufgezeichnet wurde. Darin trat
Osthoff verschleiert auf und gab wirre Erklärungen ab. Susanne Osthoff
verließ die Talkshow fluchtartig. 2014 trat der in
Sachen Talkshowauftritte recht unerfahrene Bernd Lucke im „Studio
Friedman“ auf. Der damalige AfD-Chef hatte dabei offenbar die
Hartnäckigkeit des Moderators unterschätzt, der ihn mit Fragen zum
Parteiprogramm löcherte. Doch der Fragestil missfiel Lucke offenbar,
er verließ während der Aufzeichnung das Studio. Lucke versuchte sich
später auch noch zu rechtfertigen: „Seriöse Moderation sieht anders aus.
Ein Moderator hat sicherlich die Aufgabe, den Dingen möglichst auf den
Grund zu gehen. Doch nicht, indem er unliebsame Antworten auf unseriöse
Art unterbricht und dem Gefragten nicht einmal einen einzigen
Antwortsatz zubilligt.“ Michel Friedman wollte Lucke dagegen wieder
einladen. Die Schriftstellerin und vehemente
Abtreibungsgegnerin Katrin Struck geriet 1992 in der NDR-Talkshow mit
der späteren Bundeskanzlerin Angela Merkel aneinander, die damals noch
Bundesfamilienministerin war. Die beiden Frauen gerieten beim Thema
Abtreibung in Streit. Daraufhin riss sich Struck das Mikrofon ab, zog
ihr Kleid hoch, die Strumpfhose aus und warf diese ins Publikum in
Richtung Moderator, gefolgt von einem halb vollen Weinglas. Ihre letzten
Worte in der Sendung waren: „Gut, ich gehe.“