Obama beschönigte heute die Krisensituation nicht- sein Zauberwort war in seiner Rede die HOFFNUNG AUF DIE WENDE
«Amerika, wir werden die Herausforderungen meistern»
Der neue US-Präsident Barack Obama hat die USA zum Schulterschluss gegen die Krise aufgerufen. Der Welt versprach er ein neues Amerika, das allen zuhören wird
Ueber die heutige Rede werde ich in rhetorik.ch meinen Kommentar publizieren
Ich zitiere 20 Min:
«Wir haben Hoffnung gewählt - nicht Furcht»
Der neue Präsident Barack Obama hat den USA einen Ausweg aus der Wirtschaftskrise und der Welt ein neues Amerika versprochen. Nach seiner Vereidigung vor mehr als einer Million Menschen in Washington sagte der 44. Präsident der Vereinigten Staaten, er übernehme das Amt in schwerer Zeit.
Die Herausforderungen der Wirtschaft könnten nicht in kurzer Zeit bewältigt werden, sagte Obama. «Aber das sollst du wissen, Amerika, sie werden bewältigt», rief Obama in seiner mit Spannung erwarteten «Inaugural Address» (Rede zur Amtseinführung) aus. Die Nation müsse «Hoffnung über Angst, Einigkeit im Ziel über Konflikt und Zwietracht» stellen, um die schwerste Wirtschaftskrise seit Anfang des 20. Jahrhunderts zu überwinden. Den neuen Herausforderungen müsse Amerika mit seinen alten Werten begegnen. Obama nannte «harte Arbeit und Ehrlichkeit, Mut und Fair-Play, Toleranz und Neugier, Loyalität und Patriotismus». Diese Werte seien «die stille Kraft des Fortschritts in unserer gesamten Geschichte» gewesen.
Die Schwächung der Wirtschaft sei auch eine Folge der «Gier und des unverantwortlichen Handelns» von einigen Personen, kritisierte der neue Präsident. Es gebe aber auch «unser kollektives Versagen, schwere Entscheidungen zu treffen und die Nation auf eine neue Ära vorzubereiten».
Der Welt versprach Obama ein neues Amerika, das allen zuhören werde. Der islamischen Welt sagte er das Bemühen um neue Beziehungen im Geist des beiderseitigen Interesses und des gegenseitigen Respekts zu. Er werde aber auch alles tun, um Amerika vor der terroristischen Bedrohung zu schützen. «Wir werden uns nicht für unsere Art zu leben entschuldigen, noch werden wir in dessen Verteidigung nachlassen», sagte Obama.
«So wahr mir Gott helfe»
Im Anschluss an die Vereidigung von Vizepräsident Joe Biden begann Obama sein Amt mit der verfassungsrechtlich vorgeschriebenen Eidesleistung. Vor dem Präsidenten des Obersten Gerichtshofs, John Roberts, sagte er: «Ich gelobe feierlich, dass ich das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten getreulich verwalten und die Verfassung der Vereinigten Staaten nach besten Kräften erhalten, schützen und verteidigen will.» Bei der Vereidigung legte der neue US-Präsident die Hand auf eine Bibel. Der in der Verfassung verankerten Eidesformel fügte er wie seine Vorgänger den religiösen Zusatz hinzu: «So wahr mir Gott helfe.»
Obama ist der 44. Präsident der USA und deren erstes Staatsoberhaupt mit dunkler Hautfarbe. Der 47-jährige demokratische Politiker tritt die Nachfolge des Republikaners George W. Bush an, dessen achtjährige Amtszeit von den Terroranschlägen am 11. September 2001 und den Kriegen in Afghanistan und im Irak geprägt war.
An der Zeremonie vor dem Westflügel des Kapitols in Washington nahmen mehr als eine Million Menschen teil. Viele hatten sich schon nachts auf den Weg gemacht. Die Prachtmeile National Mall füllte sich bereits bei Sonnenaufgang.
Für Obama und seinen Stellvertreter Joe Biden begann der Tag mit einem Gottesdienst in der Kirche St. John's, in der schon jeder Präsident seit dem vierten Staatsoberhaupt James Madison betete. Danach besuchten die Politiker den bisherigen Präsidenten Bush im Weissen Haus, wo Obama und Biden sowie ihre Frauen zur traditionellen Kaffeestunde empfangen wurden.
Erwartungen so hoch wie selten
Die Bewohner der Region, in der mehrere Millionen Menschen leben, mussten erhebliche Beeinträchtigungen in Kauf nehmen. Alle Brücken vom Nachbarstaat Virginia stadteinwärts wurden für den Autoverkehr gesperrt und ein Grossteil der Innenstadt zur Sicherheitszone erklärt. Zwei U-Bahnhöfe an der National Mall waren die meiste Zeit geschlossen.
Die Erwartungen an Obama sind so hoch wie selten bei einer Amtseinführung: Die USA leiden unter einer Rezession, die Amerikaner sind kriegsmüde von den Einsätzen im Irak und in Afghanistan und wünschen sich einen Wechsel nach den acht Jahren unter der Regierung Bush. Der neue Präsident kann mit einer grossen Machtfülle regieren: Erstmals seit 1994 beherrschen die Demokraten das Weisse Haus und beide Kammern im Kongress.
Die neue Aussenministerin Clinton kann erst am Mittwoch ernannt werden. Grund ist der Einspruch eines republikanischen Senators, John Cornyn. Er hat Bedenken wegen der Stiftung von Clintons Mann Bill und deren Spendenzuflüsse aus dem Ausland. Cornyn will nach eigenen Worten Clintons Berufung nicht blockieren, verlangt aber noch einige Auskünfte zu diesem Thema.
Bush sollte nach der Amtseinführung Obamas mit einem Hubschrauber zum Luftwaffenstützpunkt Andrews in der Nähe der Hauptstadt fliegen und von dort in der Präsidentenmaschine nach Texas, wo er viele Jahre seines Lebens verbrachte.
Für Obama und Biden endet der Tag mit dem Besuch von zehn Bällen und Feiern bis tief in die Nacht. Nach ein paar Stunden Schlaf erwartet Obama am Mittwoch ein arbeitsreicher Tag.