Samstag, 27. Juni 2009

Zum JA des SP Slogan

Offensichtlich in Anlehnung an Obamas "Yes, we can" kam ein Profi Werber bei der SP auf eine der kürzesten Botschaften - auf die beiden Buchstaben "JA".

Ich zitiere Tagi:

Slogan: SP auf den Spuren Obamas

Top-Werber Pius Walker hat für die Partei einen neuen, radikal kurzen Slogan herausgetüftelt. Die Parallelen zu Barack Obamas Wahlkampagne sind unübersehbar.

Wahrscheinlich der kürzeste Slogan aller Zeiten: SP-Präsident Christian Levrat begutachtet an der Delegiertenversammlung in Winterthur das neue Parteilogo.

Wahrscheinlich der kürzeste Slogan aller Zeiten: SP-Präsident Christian Levrat begutachtet an der Delegiertenversammlung in Winterthur das neue Parteilogo. Bild: Keystone

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Mit der Wahlkampagne des US-Präsidenten soll das Ganze allerdings nichts zu tun haben: «Obwohl gewisse Inhalte sicherlich mit denen der SP übereinstimmen, kann man die Kommunikation Obamas nicht auf die Schweiz adaptieren», winkt Walker ab. Den Claim habe man keinesfalls abgeschaut, sagt auch die SP: «Obama ging es bei seiner Kampagne vor allem um Change (Wandel), ‹Yes we can› war der motivierende Aufruf dazu», erklärt Generalsekretär Thomas Christen. «Uns aber geht es mit dem «Ja» um etwas anderes: Wir wollen zeigen, dass die Partei nach vorne schaut – und für Reformen und Fortschritt steht.»

Ende Zitat

Kommentar: Beim bollen Ja ohne Zuschreibung sind Bedenken angebracht. Der SP Slogan ist eindeutig zu kurz. Obamas Slogan sagt immerhin JA zum KOENNEN. Bei der SP sind bei den zwei Buchstaben zu viele Assoziationen möglich. Dass das JA für Reformen und Fortschritt wird nicht sofort ersichtlich.

- Will die Partei JA sagen zu allem?

- d.h. immer blind JA sagen?

- Will die SP zur Kopfnickerpartei werden?

- Ist das JA eine Selbstmotivation? Will sie sich Mut machen, weil der Stern am Sinken ist

Dass die Sozialdemokraten einen Profi Walker für ihre landesweite Kampagne einspannt, ist positiv und gewiss auch das Verdienst von Pascal Bruderer. Noch nie in der Geschichte hat jedenfalls die SP einen derart bekannten Werber engagiert.

Die moderne Kampagne ist aber auch ein Wagnis.

Bei den alt eingesessenen Linken könnte Skepsis aufkommen. Sie werden nicht begeistert sein, wenn ausgerechnet ein Marketingprofi der Arbeiterpartei dreinreden?

Auch für Walker könnte sein JA zu Kampagne ein Risiko werden

Walker hat bekanntlich für seine Kampagnen viele internationale Preise gewonnen. Die Messlatte darf somit hoch angesetzt werden. Mit dem Einstieg in die Politik muss sich Walker damit in ungewohnten Gewässern zurechtfinden. Es ist denkbar, dass er bei dieser politischen Werbeaktion nicht nur von den Gegnern und Medien härter kritisiert wird. Er könnte ebenso so scheitern, wie die renommierte Zürcher Werbeagentur mit der völlig verunglückte FDP-Wahlkampagne «Hop Sviz»

Persönlich zweifle ich daran, dass das missverständliche JA der SP den Druchbruch bringt.

Botschaften sollten zwar kurz und bündig sein. Doch darf man auch EINDEUTIGKEIT erwarten und gute Werbung findet stets die Balance zwischen Kürze und Redundanz. Dem SP Slogan fehlt aus meiner Sicht die konkrete Antwort auf die Frage: Für was sagt denn diese Partei Ja?

JA für alles?

JA für Europa?

JA für härtere Bestrafung von Gewalttätern?

oder für die Ausschaffung von kriminellen Ausländern?

Das Bekenntnis zu einer JA- Partei genügt nicht, nur deshalb, weil die missliebige SVP angeblich eine Neinsager-Partei ist.

Etwas Positives hat der Profi Werber erreicht: Man spricht über die SP und die ungewohnte Werbeaktion.

Doch dies allein genügt noch nicht.