Sonntag, 12. Oktober 2014

Wie können alte Walliser Häuser gerettet werden?

Heute  wollen die Besitzer oft lieber die alten 
Häuser abreissen und Parkplätze erstellen

Ein Hintergrundbericht:

Ich zitiere NZZ:







Raumplanung und Zweitwohnungsinitiative

Die alten Walliser Dörfer gehen unter

Die alten Bauten im Dorfkern sind reizvoll, die Sanierung ist aber vielen zu aufwendig.
Die alten Bauten im Dorfkern sind reizvoll, 
die Sanierung ist aber vielen zu aufwendig.  
(Bild: Karin Hofer / NZZ)

Viele alte Gebäude, die Walliser Dörfer prägen, zerfallen. Die Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative begünstigt den Umbau von Scheunen abseits bewohnter Siedlungen.
«Es braucht schon viel Beharrungsvermögen und dann noch eine gute Portion Glück», sagt Edwin Pfaffen, wenn er auf den Umbau mehrerer landwirtschaftlicher Gebäude mitten im alten Dorfteil von Ausserberg oberhalb Visp zu sprechen kommt. Zusammen mit seinen Geschwistern klaubte er in mühsamer Überzeugungsarbeit die wegen der Realteilung bis in kleinste Bruchteile zersplitterten Eigentumsanteile zusammen. Während der Umbauarbeiten kam er auf die Idee, eine Art Experiment anzustellen: «Warum nicht dort wohnen, sagte ich mir. Ich liess es auf einen Versuch ankommen», meint der eher wortkarge Historiker. Aus dem Versuch sind mittlerweile zehn Jahre geworden.
Dass es einen hierherzieht, verwundert nicht. Der Dorfkern mit den Holzhäusern und der Kirche trägt alle Attribute Walliser Volkskultur, ganz im Gegensatz zum Siedlungsbrei tief unten im Rhonetal, das man von hier oben breit überblickt. Trotzdem ist es um den Fortbestand dieser alten Baukultur schlecht bestellt.

KOMMENTAR: Ich habe im Wallis verschiedene Stadel gesehen, die man verfallen liess. Es ist sinnvoll, solche Gebäude zu retten, indem man sie so nutzen lässt, dass das Haus so erhalten bleibt mit der Holzkonstruktion und dem Steindach. Es gibt genügend finanzkräftige Interessenten, die bereits sind, etwas gegen den Zerfall der Bausubstanz zu tun. Es geht um Sonderbewilligungen.
Ein weiteres Problem ist die Vergandung der alten Aecker. 
Da gilt es die Bergbauern als Landschaftsgärtner zu unterstützen.  Ich weiss von was ich rede:
Seit Jahrzehnten ist eine Maiensäss mein Refugium.



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Fortsetzung Hintergrundbericht NZZ:
  
In der Enge Platz schaffen
Das Wohnhaus von Edwin Pfaffen verhehlt seine frühere Zweckbestimmung als Stallscheune keineswegs. Doch durch eine geschickte Raumaufteilung wirkt das Häuschen trotz dem bescheidenen Grundriss geräumig und wohnlich. – Den engen, verschachtelten Verhältnissen in den über die Jahrhunderte gewachsenen Dorfquartieren kann man entrinnen, indem mehrere Gebäude in die Umnutzung einbezogen werden. Pfaffens Nachbarn gliederten einem alten Wohnhaus eine umgebaute Scheune an. Dank beiden Komponenten nehmen sich die Platzverhältnisse für eine Zweitwohnung grosszügig aus. Diese umgebauten landwirtschaftlichen Gebäude und renovierten Wohnhäuser setzen im Antlitz des Dorfes eigenwillige Akzente; sie fügen sich jedoch trotz modernen Elementen in den Fassaden nahtlos in das noch weitgehend geschlossene, malerische Dorfbild ein.





In Ausserberg, oberhalb von Visp, ist das Spannungsverhältnis zwischen alt und neu unübersehbar.
In Ausserberg, oberhalb von Visp, ist das Spannungsverhältnis zwischen 
alt und neu unübersehbar.(Karin Hofer / NZZ)
Doch diese gelungenen Umbauten stellen selbst in Ausserberg eine Ausnahme dar: Im alten Dorfteil verfallen die in traditioneller Blockbauweise meist aus Lärchenholz erstellten und mit Steinplattendächern gedeckten Wohn- und Ökonomiegebäude. Die Stallscheunen haben im Zuge des Niederganges und der Modernisierung der Berglandwirtschaft ihre Funktion eingebüsst, und die früheren Wohnhäuser genügen heutigen Anforderungen als Erstwohnsitz nicht mehr.
Wie eine Masterstudienarbeit des Institutes für Finanzdienstleistungen Zug am Beispiel von Ernen und Münster im Goms aufzeigt, Drechnet sich die Erhaltung über eine Umnutzung finanziell nicht. «Die Investition in eine Dorfkernliegenschaft bringt nur Verluste», schreiben Dominik Roos und Gallus Faller. Sie führen für ihren Befund neben den Erschwernissen eines komplizierten Erbrechts (der Realteilung) die Baukosten und die Preisvorstellungen der Eigentümer ins Feld. Demgegenüber fallen die realisierbaren Mieterträge zu tief aus, um eine Erneuerung zu finanzieren. Eigentümer und Behörden in den 250 meist kleinen Dörfern und Weilern im Wallis mit schützenswerten orfbildern sind laut den Autoren mit dem Erhalt Tausender alter Gebäude hoffnungslos überfordert. Doch gebe es noch einen Schimmer Hoffnung: Wenn Kanton und Gemeinden im Bau- und Erbrecht investitionshemmende Hindernisse beseitigten und mit vereinfachten Bauverfahren die Umnutzungen erleichterten, könnten die Baukosten um ein Viertel gesenkt werden. Das wäre die wichtigste Voraussetzung, um eine Sanierung der Bausubstanz finanziell erträglich zu machen. «Erst dann kann der Dorfkern für Einheimische wieder Wohnraum zu tragbaren Zinsen bieten. Auch attraktive Ferienwohnungen sind ohne markant tiefere Investitionen nicht rentabel zu bewirtschaften», so folgern die Autoren. Sie regen weiter den Aufbau von Dorfkerngenossenschaften an. Solche breit abgestützten Selbsthilfeorganisationen sollten vernachlässigte Bauten erwerben, schonend sanieren und mit hoher Wertschöpfungsintensität betreiben. Dieser Ansatz böte laut Faller und Roos die Möglichkeit, interessierte Zweitwohnungsbesitzer in die Dorfentwicklung einzubinden. Wenn dies nicht gelinge, gingen die Lichter in den alten Dorfkernen endgültig aus.

Gescheitertes Modell

In Blatten, dem hintersten Dorf des Lötschentales, hatten Architekturstudierende der ETH unter der Leitung von Gion Caminada ein Modell für die Umnutzung und Wiederbelebung des Dorfteiles Bodmen erarbeitet. Sie zeigten auf, was möglich wäre, wenn alle Eigentümer an einem Strick zögen: eine Mischung aus Altem und Neuem, aus Wohn- und Nutzungsräumen, aus Ungewohntem und Vertrautem. Doch einige der rund 70 Eigentümer liessen sich nicht für ein Gesamtkonzept gewinnen.
Laut Gemeindepräsident Lukas Kalbermatten verfolgt die Gemeinde jetzt eine Strategie der kleinen Schritte: Die Gemeinde kauft einzelne verfallende Objekte auf und versucht sie einer neuen Bestimmung zuzuführen. Die Gemeinde gibt das Caminada-Modell doch nicht ganz verloren. Aber der umfassende Masterplan ist gescheitert. «Wir haben zurzeit auch andere, drängendere Sorgen; wir stecken mitten in einer Baulandumlegung und Baulanderschliessung und kämpfen immer noch mit der Bewältigung der Schäden wegen der jüngsten Hochwasser», begründet Kalbermatten die geschwundene Begeisterung für die Erneuerung.





Schlaue Architektur macht stilvolles Wohnen auch in einer einstigen Stallscheune möglich.
Schlaue Architektur macht stilvolles Wohnen auch in einer einstigen Stallscheune möglich.(Karin Hofer / NZZ)
Gerade bei der Erhaltung der alten Dorfteile zeigt sich der absurde Effekt der Zweitwohnungsinitiative: Während Umbauten von Ökonomiegebäuden in den Maiensässen weit ausserhalb der ganzjährig bewohnten Siedlungen nach den jüngsten Weichenstellungen des Ständerates nicht unter die Beschränkungen für Zweitwohnungen fallen dürften, gelten Auflagen und Einschränkungen für Objekte in den Dorfkernen vollumfänglich. Die meisten potenziellen Zweitwohnungsbesitzer lassen lieber im Grünen umbauen. Weitab von der Enge der alten Dorfteile sind die Objekte wohlfeiler. Die Käufer der früheren Kuhställe suchen meist Naturnähe und freie Sicht auf das Panorama und weniger den Kontakt zu den Menschen, die das ganze Jahr hier leben.
So verwandeln sich reizvolle und mit der Landschaft verwachsene Ansammlungen von Stallscheunen in banale Chaletsiedlungen ohne Infrastruktur, wie zum Beispiel am «Niwärch», einer traditionellen Ansammlung von Stallscheunen oberhalb von Ausserberg. Von rund einem halben Hundert Stallscheunen sind inzwischen gegen ein Dutzend umgebaut. Dort wie andernorts behilft man sich mit rudimentären Klärgruben, weil ein Anschluss an die Kanalisation fehlt. Die landwirtschaftlichen Wege dienen als Zufahrt und nicht selten als Autoabstellplatz. Die Trinkwasserversorgung beruht oft auf Provisorien. Solche Umbauten geschehen gelegentlich mit wenig Fingerspitzengefühl und unter massiver Ausdehnung der ursprünglichen Konstruktion. Selbst dann, wenn das äussere Erscheinungsbild weitgehend unverändert bleibt, wirken die Umbauten mit ihren schlitzartigen Fenstern und den verschämt angebrachten Kaminen wie Karikaturen der landschaftsprägenden Elemente, die sie einmal waren.
Allein in Ausserberg harren noch Dutzende einstiger Agrarbauten einer Umnutzung. Sie sind in einem kommunalen Inventar als «schützenswert» eingestuft worden; nach Walliser Gesetzgebung gestattet dies einen Umbau selbst ausserhalb der äusserst üppig bemessenen Bau- und Maiensässzonen. Ein genaues Inventar über die Zahl der bisher ausgeführten Umbauten und der noch möglichen Umnutzungen fehlt. Insgesamt aber dürften allein im Oberwallis Tausende ungenutzter Agrargebäude als umnutzungsfähig gelten. Dabei ist die Auslastung solcher Feriendomizile dann meist sehr bescheiden. Es entstehen weitere kalte Betten.

Lieber Parkplätze

Umgebaut und gebaut werden kann an vielen Orten praktisch flächendeckend: So verfügt Ausserberg mit seinen rund 650 Einwohnern trotz deutlichen Bevölkerungsverlusten im letzten Jahrzehnt über Bauland für rund 2500 Einwohner; erst kürzlich ist zusätzlich eine ausgedehnte Reservezone für öffentliche Bauten als Bauland an die Eigentümer zurückgegangen. In diesem «Speckgürtel» entstehen dank vergleichsweise bescheidenen Bodenpreisen meist Einfamilienhäuser.
Gleichzeitig mit der regen Bautätigkeit abseits der Kernzonen häufen sich in den Kerndörfern die Gesuche für den Abbruch alter schützenswerter Landwirtschaftsgebäude. Sie stellen für viele Eigentümer nur noch eine Belastung dar. Vor allem dort, wo diese Gebäude wegen der Bestimmungen zur Erhaltung der Steinplatten-Dachlandschaften in der teuren traditionellen Manier gedeckt werden müssen, kann allein der Erhalt des Granitplattendachs Zehntausende von Franken kosten. Daher fassen die Eigentümer an zentraler Lage lieber einen Abriss und den Bau etwa von Parkplätzen ins Auge.

Wer hat RECHT?

Die Weltwoche und der Tagesanzeiger geben in der veröffentlichen Meinung ein konträres Bild.
Es geht um angebliche Korruption am historischen Seminar der Universität Zürich.
In einem Interview im Tagi bestreitet Sarasin seine Befangenheit.

(Ich zitiere PERSONLICH.COM):

Philipp Sarasin wollte Titelgeschichte verbieten lassen

Bezirksgericht lehnte Klage des Uni-Professors ab.
Philipp Sarasin, ordentlicher Professor am Historischen Seminar der Universität Zürich, versuchte die aktuelle Weltwoche-Titelgeschichte ("Das süsse Gift der Korruption") mittels einer superprovisorischen Verfügung zu verbieten. Sarasin habe dabei persönlichkeitsrechtliche Gründe geltend gemacht, so die "Weltwoche" auf ihrer Internetseite. Das Bezirksgericht Zürich habe jedoch die Eingabe abgelehnt. "Die Universität Zürich steht als öffentlichkeitsrechtliche Anstalt im Fokus der Öffentlichkeit. Ein öffentliches Interesse an der Art und Weise der Berufungen von Professorinnen und Professoren lässt sich nicht in Abrede stellen", so die Begründung.
Es könnten universitäre Richtlinien verletzt worden sein, urteilte das Gericht. In den letzten beiden letzten Ausgaben schrieb die "Weltwoche", dass Sarasin seiner ehemaligen Geliebten und aktuellen Lebensgefährtin zu einem Lehrstuhl an seinem eignen Institut verholfen habe. Sarasin sei in der Berufungskommission gesessen und nicht in den Ausstand getreten. Was er aufgrund der persönlichen Beziehung zur Kandidatin gemäss den Richtlinien der zuständigen Philosophischen Fakultät zwingend hätte tun müssen, so der Artikel. (ma)
Ich zitiere den Tagi:

«Jemand will mir bös»

Interview Der Historiker Philipp Sarasin wehrt sich gegen die Vorwürfe, seine Lebensgefährtin zur Professorin an der Universität Zürich gemacht zu haben. Sie seien erst nach ihrer Anstellung ein Paar geworden. Mehr.

KOMMENTAR: Gespannt erwarten wir eine Antwort auf die Frage, ob Sarasin tatsächlich Korruption vorgeworfen werden kann.