Aus Werner Stangls Arbeitsblättern
Aktives Zuhören
Literatur:
Knill, Hildegard (1998). Hören - Hinhören - Zuhören.
WWW: http://www.rhetorik.ch/Hoeren/Hoeren.html (02-11-28)
Man wird trotz Kenntnis
von Zuhörtechniken
noch kein guter Zuhörer.
Um sich an einer Kommunikation - sei es mit einem Partner oder in einer
Gruppe - aktiv beteiligen zu können, ist auch Zuhören können notwendig.
Das "aktive Zuhören" hat einen festen Platz in der
Gesprächspsychotherapie und auch Kommunikationsexperten schulen in ihren
Kursen die TeilnehmerInnen im aktiven Zuhören. Das geschieht aus der
Erkenntnis heraus, daß für eine konstruktive Gesprächsführung das
aufmerksame Zuhören genauso wichtig ist wie das klare und verständliche
Reden.
"Aktives Zuhören" bedeutet, sich in den Gesprächspartner einzufühlen,
beim Gespräch mitzudenken, und dem Gesprächspartner Aufmerksamkeit und
Interesse entgegenzubringen. Durch verbale und nonverbale Reaktionen
wird dem Partner gezeigt, dass man aufmerksam ist und versucht, ihn zu
verstehen, dass man Interesse und Anteilnahme hat. Aktives Zuhören ist
erlernbar.
Die vier Phasen des aktiven Zuhörens sind:
Wahrnehmung:
Menschen nehmen selektiv wahr. Das ist auch sinnvoll, denn
man wäre gar nicht fähig, auf alle Informationen, Reize, Eindrücke
tatsächlich einzugehen.
Verstehen:
Beim Verstehen wird das Gehörte aufgefasst und begriffen.
Missverständnisse können zum Beispiel entstehen, wenn Sender und
Empfänger Begriffe verschieden interpretieren.
Bewerten: Menschen tendieren dazu, zu bewerten was sie gehört und
verstanden haben.
Feedback geben:
Feedback kann helfen, Missverständnissen vorzubeugen.
Reaktion:
Verbale und nonverbale Reaktionen, wie Kopfnicken oder
Blickkontakt sind Techniken, die aktives Zuhören erleichtern.
Die wichtigsten Techniken des aktiven Zuhörens sind:
Paraphrasieren: Die Aussage wird mit eigenen Worten wiederholt.
Verbalisieren: Die Gefühle, die Emotionen des Gegenübers werden
gespiegelt z.B. "Sie hat das maßlos geärgert."
Nachfragen: "Nachdem Sie dies gesagt hatten, reagierte Hans Meier
nicht?"
Zusammenfassen: So wie in einem Zeitungsartikel unter dem Titel der
Inhalt in geraffter Form gedruckt wird, kann bei Gesprächen das Gehörte
mit wenigen Worten zusammengefasst werden.
Klären: "Sie haben gesagt, Sie hätten sofort reagiert. War das noch am
gleichen Tag?"
Weiterführen: "Dann hat der Vorgesetzte das Gespräch gesucht. Wie hat er
sich dann verhalten?"
Abwägen: "War die Belästigung schlimmer als das
Nicht-ernstgenommen-werden?"
Zuhören heißt Anteilnehmen im wörtlichen Sinn:
Ich nehme die Teile, die
mitgeteilt worden sind, an. Das Anteilnehmen hat aber mit echtem
Interesse zu tun - jedoch findet man als "Produkt" von
Kommunikationsseminaren häufig TeilnehmerInnen, die nur so tun, als ob
sie zuhörten bzw. die erlernten Techniken in einer Art und Weise
demonstrieren, als würden sie tatsächlich zuhören und gleichzeitig in
Duktus und Gestik das Gegenteil davon signalisieren, dass sie nämlich
ihre eigenen Aussagen wichtiger nehmen als die Aussagen der Mitmenschen.
Zuhörfehler vs Gutes Zuhören
Quelle:
Vacano, Kornelia von (2001). Professionelle Gesprächs- und
Verhandlungsführung.
WWW: http://www.hochschulkurs.de/vvacano.doc (03-08-31)
Zuhörfehler
Gutes Zuhören
Das Zuhören wird als lästige und unumgängliche Pflicht absolviert.
Der Gesprächspartnerin/dem Gesprächspartner entgeht die
Uninteressiertheit bzw. Unruhe aber - zumindest auf Dauer - nicht.
Die Form der „Darbietung" wird überbewertet. Spricht die
Gesprächspartnerin/der Gesprächspartner langweilig, ohne Betonungen,
oder im Dialekt, so kann dies das Zuhörverhalten negativ beeinflussen.
Beiträge von redegewandten und wort-reichen Menschen werden häufig
positiver beurteilt.
Es wird zu schnell ein Urteil über den Gesprächsbeitrag gefällt,
häufig gar, wenn die Gesprächspartnerin/der Gesprächspartner noch nicht
ausgesprochen hat und es werden bereits eigene Gegenargumente
vorbereitet. Wichtige Inhalte können durch dieses Überhören verloren
gehen.
Die Hörerin bzw. der Hörer psychologisiert zu viel. Hinter jedem
Problem der Gesprächspartnerin/des Gesprächspartners wird ein
persönliches Problem vermutet - andere mögliche Gründe werden
ausgeblendet.
Eigene Ansichten, Erfahrungen und Ratschläge werden vorschnell
mitgeteilt, ohne auf die Bedürfnislage der Rednerin/des Redners zu
achten.
Die Hörerin bzw. der Hörer fühlt sich durch Aussagen der
Gesprächspartnerin /des Gesprächspartners angegriffen und reagiert mit
z.B. Zurechtweisung, Richtig-stellung, Unterbrechung, Streit. Eigene
Ansichten werden mit diesen Reaktionen möglicherweise vorschnell der
anderen Seite übergestülpt.
Bei schwieriger Materie wird abgeschaltet.
Vorinformationen haben bereits zu einer Meinungsbildung über die
Gesprächs-partnerin/den Gesprächspartner geführt und beeinflussen die
Bereitschaft zuzu-hören bzw. nicht mehr genau hinzuhören.
Das Zuhören wird übertrieben. Die Gesprächspartnerin/der
Gesprächspartner fühlt sich möglicherweise ausgehorcht, wenn keine
eigenen Aussagen von der anderen Seite gemacht werden.
Die Aussagen werden zu schnell als uninteressant abgewertet.
Nicht sprechen!
Die Gesprächspartnerin/den Gesprächspartner entspannen! Schaffen Sie
eine positive und wertschätzende (Gesprächs-)Atmosphäre.
Zeigen Sie, daß Sie zuhören wollen, z.B. durch Blickkontakt, Nicken,
Brummen, ein kurzes „Ich höre Dir zu...".
Halten Sie Ablenkungen fern!
Ablenkungen sind z.B. Telefon, Unterlagen, die nebenher
durchgeblättert werden, Kritzeleien während des Gesprächs auf einem
Notizzettel.
Stellen Sie sich auf Ihre Gesprächspartnerin/Ihren Gesprächspartner
ein! Versuchen Sie, sich in ihre/seine Lage zu versetzen, um die
jeweiligen Standpunkte besser verstehen zu können.
Geduld! Unterbrechen Sie Ihre Gesprächspartnerin/Ihren
Gesprächspartner nicht im Redefluß. Lassen Sie Gedankengänge zu Ende
ausführen, ohne selbst schon auf dem Sprung zur „langersehnten" Antwort
zu sein. Gönnen Sie Ihrer Gesprächspartnerin/Ihrem Gesprächspartner eine
Pause.
Beherrschen Sie sich! Wenn Sie sich ärgern, interpretieren Sie
mögliche Aussagen verkehrt. Lassen Sie sich durch Vorwürfe und Kritik
nicht aus dem Gleichgewicht bringen.
Fragen Sie! Sie signalisieren damit Interesse, können dadurch das
Gespräch vertiefen und bei Bedarf gut lenken.
Quelle: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOMMUNIKATION/KommUnterricht.shtml © [werner stangl]s arbeitsblätter
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