Der Streit um den Job von SVP-Nationalrat
Christoph Mörgeli (52)
als Professor
und Konservator des Medizinhistorischen
Museums eskaliert.
Der «Sonntag» will
aus sicherer Quelle erfahren haben, dass
Mörgeli
fristlos entlassen wird.
Weil er seinen Vorgesetzten öffentlich
«Mobbing» vorgeworfen habe.
Vor einer Woche hatte der
«Tages-Anzeiger»
massive Vorwürfe gegen Mörgeli,
den engen Freund von
Christoph Blocher (71),
aus einer internen
«Leistungsbeurteilung» der
Uni veröffentlicht.
Tenor: schlechte Arbeit.
Mörgeli reagierte mit der
Forderung,
die Uni müsse gegen seinen Chef ermitteln,
Institutsleiter
Prof. Flurin Condrau.
Die Uni stellte sich hinter Condrau –
dementierte
gestern aber, dass der
Rauswurf beschlossen sei.
Wer sagt da nicht
die Wahrheit?
Ist Mörgelis Schicksal als Titularprofessor
(80 Prozent,
105 000 Franken Jahreslohn)
längst besiegelt?
Dann spielt die Uni ein
falsches Spiel.
Ist die «Sonntag»-Story falsch:
Wer hat dann ein
Interesse daran?
Darum geht es:
Kündigung:
Im Moment wird Mörgelis
fachliche Leistung beurteilt, das Verfahren
ist
gemäss Uni-Mediensprecher Beat Müller
noch nicht abgeschlossen: «Eine
fristlose
Entlassung gibt es nicht.» Diese Woche
findet ein Gespräch
statt mit Mörgeli und
seinem Chef, Professor Condrau, sowie
weiteren
Personen. In einem akademischen
Bericht wird festgehalten, das von
Mörgeli
verantwortete Museum sei veraltet,
fehlerhaft und museologisch
überholt.
Die Ausstellungsgegenstände seien falsch
aufbewahrt, verstaubt
und bei Fliegen beliebt.
Dass der Bericht durch Indiskretion an die
Presse kam, interessiert die Uni offenbar nicht.
Maulkorb: Mörgeli darf sich nicht mehr
öffentlich zum Bericht über seine Tätigkeit
als Professor äussern, wie die «NZZ am Sonntag»
schreibt. Zuvor hatte sich Mörgeli in
üblicher SVP-Manier als Opfer von «Linken»
dargestellt.
Ausschluss aus Fachverband:
Mörgelis
Berufskollegen wollen ihn aus der
Schweizerischen Gesellschaft
für Geschichte
der Medizin und der Naturwissenschaften
(SGGMN)
ausschliessen, weil er in fachlichen
Debatten nicht präsent und folglich
kein
aktives Mitglied sei, schreiben
«NZZ am Sonntag» und
«SonntagsZeitung».
Die SVP-Verteidigungslinie:
Für den Zürcher Kantonalpräsidenten
Alfred Heer (50) sind die Vorwürfe
gegen Mörgeli eine «Schlammschlacht».
Heer zum BLICK: «Es ist nichts als
eine politische Abrechnung!»
Die Zürcher CVP-Nationalrätin und
Universitätsrätin Kathy Riklin (49)
äussert sich distanziert: «Der Staat
ist nicht verpflichtet, Herrn Mörgeli
lebenslänglich anzustellen. Er
muss
seine Leistung erbringen, wie andere
Angestellte auch.»
Für
den Freiburger SP-Nationalrat J
ean-François Steiert (51, sitzt mit
Mörgeli in der Wissenschafts- und
Bildungskommission) ist klar:
«Wir
als Parlamentarier müssen nicht
nur das Gesetz respektieren, sondern
uns
auch beispielhaft benehmen.»
Der Aargauer Nationalrat Geri Müller (51, Grüne)
will den Fall nicht politisch bewerten:
«Es ist ein internes Problem der
Universität Zürich.»
Mörgeli gestern zum BLICK:
«Ich kann aus personalrechtlichen
Gründen nichts sagen.»
Kommentar: Was mich als
Kommunikationsberater interessiert:
Hat die Universität ZH
tatsächlich nicht mit Mörgeli
direkt gesprochen
und die Kritik über den
Betroffenen hinweg
über die Medien geäussert?
Dies wäre ein Kapitalfehler gewesen.
Kritik hat grundsätzlich zuerst mit der
betreffendenPerson direkt zu erfolgen.
Auch Christoph Mörgeli machte einen
Kapitalfehler, indem er trotz des verhängten
Maulkorbes öffentlich Stellung nimmt
und sofort die Institution öffentlich
kritisiert hatte
(vor dem versprochenen Gespräch).
Nachtrag:
Die Erziehungsdirektorin macht eine Aussage, die brisant ist:
Die Zürcher Regierungsrätin Regine Aeppli
zeichnet gegenüber der
Rundschau
des Schweizer Fernsehens allerdings
ein ganz anderes Bild:
«Es
ist nicht ganz richtig, dass
Herr Mörgeli die Kritik aus der Zeitung
erfahren hat.
Im November 2011
wurde er mit Kritik aus dem Bericht
konfrontiert.»
Christoph Mörgeli sei damals dazu aufgefordert
worden, zu der Kritik an seiner Sammlung
Stellung zu nehmen.
Bei einer
ausserordentlichen
Mitarbeiterbeurteilung im Februar
2012 sei eine
Bewährungsfrist von
sechs Monaten angesetzt worden.
«Und die läuft
dieser Tage ab»,
so Aeppli in der TV-Sendung weiter.
Schicksalstag für Christoph Mörgeli
Dieser
Tage – das bedeutet kommenden
Freitag. Dann muss
Mörgeli erneut zu
einer ausserordentlichen
Mitarbeiterbeurteilung antanzen.
Neben seinem
Chef, Flurin Condrau,
und dem Rektor der Universität Zürich,
Andreas
Fischer, wird an der Beurteilung
auch ein Mitarbeiter
des Personalbüros
anwesend sein.
Diese Beurteilung wird über die Zukunft
von
Christoph Mörgeli entscheiden.
Auf dem Spiel steht nichts Geringeres als
dessen 80-Prozent-Job an der Uni.
Auf die konkrete Nachfrage der
Rundschau,
was bei einer negativen Beurteilung
passiert, antwortet
Aeppli: «Dann wird
die Kündigung ausgesprochen und
Christoph Mörgeli der
Lohn weitere
sechs Monate gezahlt.»
Christoph Mörgeli selber
stellt sich
weiter auf den Standpunkt,
dass er aus politischen Gründen
von der Uni weggemobbt werden soll.
«Ich rechne nie mit einer
Entlassung,
aber man weiss es nie. Ich kämpfe, denn
sonst heisst es: wer
in der SVP ist,
der wird von solchen Stellen entfernt»,
so der SVP-Mann
zur Rundschau.
Er rechne aber damit,
dass er bei einer weiteren
negativen
Beurteilung eine weitere
Schonfrist von sechs Monaten erhalten
werde.
SPANNEND!
Falls die Aussage der
Erziehungsdrektorin stimmt,
wäre Mörgeli ein Lügner.
Die Situation würde um
180 Grad drehen.
Chaos total: Wer hat recht. Mörgeli
und Regine Aeppli widersprechen sich.
Mörgeli: «Leider ist Frau Aeppli nicht richtig informiert»
Christoph
Mörgeli selbst zeigt sich über die Aussagen von
Regierungsrätin Aeppli
erstaunt. «Leider ist Frau Aeppli
nicht richtig informiert», sagte er
nach der «Rundschau»
auf Anfrage von Blick.ch.
Und weiter: «Am 10.
Februar kam es zu einem ersten
Mitarbeitergespräch. Dort wurde jedoch
keine Bewährungsfrist
von 6 Monaten ausgesprochen. Diesen Freitag findet
nun
das 2. Mitarbeitergespräch statt. Sollte ich dann negativ
beurteilt
werden, kann diese 6-monatige Bewährungsfrist
ausgesprochen werden. Und
erst wenn ich diese nicht
bestehen würde, könnte Herr Prof. Condrau
meine
Entlassung beantragen.»
Regine Aeppli erwähnte, dass
Christoph Mörgeli bei
einer möglichen Kündigung noch sechs Monate den
Lohn bezahlt würde. Mörgeli dazu: «Von einem
goldenen Fallschirm in der
Höhe von 6 Monatsgehältern
war noch nie die Rede.»
Tatsache ist
laut Mörgeli sogar, dass er auszugsweise an
diesem internen Bericht über
den aktuellen Zustand des
Medizinhistorischen Museums sogar mitgewirkt
hat!
«Wie viele andere auch, leistete ich einen Beitrag zu
diesem
Bericht. Von den Vorwürfen hatte ich jedoch
keine Kenntnis. Es ist
wirklich so, dass ich erst aus den
Medien von den Vorwürfen erfahren
habe.»