Immer wieder dasselbe: Unbedachte Aeusserungen rächen sich
Wenn jemand den Medien oder öffentlich spricht oder schreibt bevor er denkt, kommt es nicht gut.
Einträge im Facebook können gravierende Folgen haben.
Ich zitiere 20 min:
Auf Facebook
SVP-Politiker freut sich über tödlichen Schuss
«Ich hatte richtig Freude»,
schreibt ein Schwyzer SVP-Politiker zum Tod eines moldawischen
Autodiebs. Seine fremdenfeindlichen Kommentare sorgen jetzt im Internet
für harsche Kritik.
SVP-Spiess
schrieb anlässlich eines erschossenen Autodiebes: «Ich hatte richtig
Freude. So müsste es sein, niederschiessen, dann kostet diese Sauware
nichts mehr.» (Bild: Facebook.com)
ein aus i
- Begeisterter Facebook-Eintrag von Seppi Spiess, SVP-Präsident der
Gemeinde Schwyz, zum Tod eines moldawischen Autodiebs an der Ibergeregg:
«Ich hatte richtig Freude. So müsste es sein, niederschiessen, dann
kostet diese Sauware nichts mehr. Aber eben, die Ausländer lachen über
uns.»
Schiesserei auf der Ibergeregg
Bereits gestern Abend war der Eintrag verschwunden. Die Reaktionen
sind heftig: «Das ist widerlich. Hier freut sich jemand über den Tod
anderer Leute, sobald diese nicht Schweizer sind», sagt David Roth,
Juso-Präsident Schweiz.
Spiess selber ist bereit, Konsequenzen zu
ziehen: «Ein Rücktritt kann zum Thema werden», sagt er. Er habe aber
seine private Meinung geäussert, «das hier hat nichts mit der SVP zu
tun». Zudem sei er «für Ausländer, aber gegen kriminelle». Für die SVP
des Kantons Schwyz scheint Spiess aber noch tragbar: «Seppi Spiess hat
einen guten Leumund, er hat hier seine Wut ungeschickt geäussert, das
war ein Schnellschuss», sagt Kantonalpräsident Xaver Schuler.
Auch
Politologe Michael Hermann ist über den Facebook-Eintrag schockiert:
«Krass. Das hier ist sogar noch eine Stufe schlimmer als der
Kristall-Nacht-Tweet eines SVP-Mitglieds.» Seppi Spiess habe
offensichtlich nicht erkannt, «wie gefährlich Social Media sein kann».
Dabei hätte der «Kristallnacht-Tweet» ein warnendes Beispiel sein
müssen, «dort musste jemand politisch und beruflich die Konsequenzen
ziehen».
In den letzten Monaten sorgten mehrere SVPler mit
rassistischen Parolen für Aufsehen.
Im Juni propagierte der Zürcher
Alexander Müller auf Twitter eine Kristallnacht für Muslime. Kurz darauf
wurde bekannt, dass der Solothurner Beat Mosimann im Internet die
Erschiessungen von Asylbewerbern forderte. Bereits im Winter hatte die
SVP Widen mit Slogans wie «Sau Türken» und «Dreck Jugos» für
Schlagzeilen gesorgt. Die Parteispitze sprach stets von «Einzelfällen».
Kommentar : Die SVP hat mit Facebook ein Problem, weil zu viele Mitglieder unbedachte Bemerkungen im Netz veröffentlichten. Freysingers Vorschlag mit einem Verbot ist der falsche Ansatz.
Die Mitglieder müssen lernen, mit den neuen Medien umzugehen und sich der Folgen ihrer Publikationen bewusst werden.
Nachtrag 20 Min: Iwan Rickenbacher teilt meine Auffassung
Freysinger warnt SVPler vor Social Media
Nach mehreren
Fehltritten seiner Parteikollegen in Sozialen Netzwerken rät
SVP-Nationalrat Oskar Freysinger seinen Parteikollegen, nicht betrunken
Facebook zu nutzen. Sie sollen künftig Social Media am besten meiden.
SVP-Nationalrat
Oskar Freysinger warnt seine Parteikollegen vor den Social Media. Für
Parteikollega Seppi Spiess kam die Warnung zu spät. (Bild:
Keystone/KEYSTONE)
ein aus i
- Nach den neusten rassistischen Äusserungen eines SVP-Politikers auf Facebook ist dem SVP-Nationalrat Oskar Freysinger
nun der Kragen geplatzt. Er empfiehlt seinen Parteikollegen ein Social
Media Verbot. «SVP-Mitglieder sollten mit Social Media aufhören»,
fordert der Walliser. «Das ist viel zu gefährlich.» Er jedenfalls
bearbeite sein Facebook-Profil schon lange nicht mehr. «Es kann sehr
schnell passieren, dass man irgendeinen Stuss schreibt. Vor allem wenn
man emotional oder betrunken ist», so Freysinger. Erst am letzen Samstag
hatte sich der Schwyzer SVP-Ortsprarteipräsident Seppi Spiess auf
Facebook über den Tod eines moldawischen Autodiebes gefreut (20 Minuten
berichtete).
Unverständnis bei Parteikollegen
Freysingers Vorschlag kommt bei seinen Parteikollegen nicht gut an:
«Wegen ein paar Wahnsinnigen eine Kollektivstrafe zu verhängen, geht
nicht», sagt SVP-Ständerat
This Jenny.
Jeder sei für seine Kommentare und Tweets selber verantwortlich. Jenny
appeliert an den gesunden Menschenverstand. Laut dem jungen
SVP-Nationalrat
Lukas Reimann
wäre ein Verbot «eine Katastrophe, die einem Maulkorb gleichkäme». Die
Mitglieder sollten vielmehr den parteiinternen Kurs «Umgang mit Social
Media» besuchen, den die SVP seit Oktober 2011 anbietet.
«Partei soll Sanktionen aussprechen»
Das findet auch Kommunikationsberater Iwan Rickenbacher:
«Es ist an
der Partei, ihre Mitglieder vor den Gefahren der Social Media zu warnen
und bei Fehltritten Sanktionen auszusprechen.»