Montag, 28. August 2017

Monstersätze statt.Umgangssprache


Aus Blick

Wer Florian Inhauser kennt, der weiss: Er ist eigentlich ein ganz netter, amüsanter Kerl. Seine Vorbilder sind Tim und Struppi. Das klingt erstaunlich. Vielmehr würde man denken, er orientiere sich bei seinen Moderationen am grossen Heinrich von Kleist. Sie wissen, wer das ist? Genau, das ist der weltberühmte Erschaffer von Novellen, der sich oft im Labyrinth der Schachtelsätze verrannte.

Bildergebnis für Florian Inhauser

Meister der verrenkten Sätze

Ein Meister der Hypotaxe, der Kunst verrenkter Sätze, ist auch unser «Tagesschau»-Sprecher Florian Inhauser. Er tritt ja stilsicher auf, ist immer schön herausgeputzt. Da kann man ihm nix vorwerfen. Aber gelegentlich will er uns beweisen, dass er eigentlich ein Mann des Feuilletons ist: ein bisschen gescheiter als alle anderen, mindestens so zungenfertig wie der ins Sprachnirwana abgedriftete Stephan Klapproth.

Schwer verständliche Anmoderation

Gestern Abend hob Inhauser mal wieder die Augenbrauen hoch, zog eine ernste Miene und sagte dann in seinem bekannten, affektierten Deutsch einen Beitrag über US-Präsident Donald Trump an:
(Filmsequenz fehlt)
Hier der Text wortwörtlich:


«Wenn einer nach einer Kehrtwende noch eine Kehrtwende macht, dann ist er wieder da, wo er angefangen hat. Und so ist Präsident Trump nach einer anfänglich weniger als halbherzigen Verurteilung der Neonazi-Kundgebung mit Todesopfer in Charlottesville und der arg verspäteten Dochnoch-Distanzierung von den Ultrarechten seit gestern wieder bei der mehr als lauwarmen Verurteilung der Rassisten angekommen.»

Haben Sie das verstanden? Zwei-, dreimal gelesen? Geht schon, versuchen Sie es nochmals. Trotzdem: Ein guter News-Moderator spricht eigentlich in klaren, einfachen Sätzen. Denn man weiss: Gesprochene Sprache kommt möglichst ohne Nebensätze aus – das lernt jeder Moderator. Und das lehrt jeder Linguist.

News-Moderatoren ordnen sich den Nachrichten unter

Für News-Moderatoren gilt noch etwas ganz anderes: Sie helfen den Zuschauern, Zusammenhänge zu verstehen. Sie vermeiden Floskeln, verwenden eine direkte, anschauliche Sprache, die den Zuschauer ins Geschehen hineinzieht. Oder kurz: Sie unterordnen sich den Nachrichten, stellen sich nicht über sie. Sie sind Vermittler, keine Künstler.
Johann Wolfgang von Goethe hat mal geschrieben: «Gewisse Bücher scheinen geschrieben zu sein, nicht damit man daraus lerne, sondern damit man wisse, dass der Verfasser etwas gewusst hat.» Zum Glück gab es damals noch kein Fernsehen – er hätte neben den Büchern auch noch die Moderationen eines Liebhabers von Tim und Struppi erwähnen müssen.
Komisch: Der knabenhafte Reporter und der Hund reden eigentlich ganz lustig und leicht verständlich.

LINK:

19. Apr. 2012 ... ... Sozialwissenschaften, in seinem Buch "Uni-Angst und Uni-Bluff heute": Unverständliche Sätze faszinieren uns, weil sie unverständlich sind.
www.rhetorik.ch/Aktuell/12/04_19/index.html