Donnerstag, 24. September 2015

Veranschaulichungsrhetorik

Dreidimensionales Veranschaulichen


Pfarrer Sieber hat diese Methode bei seinen Auftritten gekonnt zelebriert.
Er trat meist mit einem konkreten Veranschaulichungselement (Esel, Kreuz usw) auf.
Diese Methode darf aber nicht übertrieben werden. Jedoch zur rechten Zeit gezielt eingesetzt, bewirkt sie mehr als abstrakte Aussagen.

Hier ein Musterbeispiel, wie mit wenig Aufwand ein Argument veranschaulicht werden kann. Damit punktet der Berner Politiker.
(Ich zitiere SRF )


                  «Halbieren Sie diesen Blödsinn, Herr Bundesrat!»

«Halbieren Sie diesen Blödsinn, Herr Bundesrat!» (Artikel enthält Video)

aus Video «Amstutz kämpft gegen Monster an»



Adrian Amstutz (SVP/BE) sorgte im Rat mit einem Stapel Papier für Aufsehen:

 «Ich zeige Ihnen hier heute das neue Monster der Lebensmittel-Verordnung. 1864 Seiten, fünf Kilogramm schwer, elf Zentimeter dick – und darin sollen sich Metzger, Lebensmittelhändler oder Bäckereien zurechtfinden.»

Solcher Unsinn würde die Betriebe landauf, landab beschäftigen. «Es sind unsere Betriebe, die Tausende von Arbeitsstunden verbraten mit solchem Quatsch. Halbieren Sie diesen Blödsinn, Herr Bundesrat, damit die Betriebe wieder das tun können, was sie wirklich tun müssen», so Amstutz.


KOMMENTAR:
Amstutz erwirkt mit seiner kurzen (sie dauert nur einige Sekunden) und anschaulichen Botschaft Aufmerksamkeit. Der Politiker wird verstanden und erreicht zudem einen hilfreichen Multiplikationseffekt in den Medien. Das Fernsehen brachte diese Sequenz ebenfalls. Die Argumentation ist medientauglich und   nachvollziehbar.

Kassensturz patzt erneut

Verschlimmbesserst!

Nachdem der Kassensturz eingesehen hatte, dass er bei der Beurteilung der Parteien hinsichtlich Konsumentenfreudigkeit einen Röhrenblick hatte, versuchte Moderator Schmetzer die Scharte auszuwetzen mit einem Duell. Statt den Patzer gutzumachen, bestätigte  er  den Vorwurf nach der ersten Sendung, der Kassensturz betreibe unlautere Parteipolitik vor den Wahlen.

Das Duell: Was ist konsumentenfreundliche Politik? (Artikel enthält Video)

Das Duell: Was ist konsumentenfreundliche Politik?

 

Kommentar: Leider versagte der Moderator Schmetzer als neutraler Gesprächsleiter. Anstatt das Duell zu moderieren - ohne mit zu diskutieren und persönlich Stellung zu nehmen, konnte es nicht lassen und massregelte den SVP Vertreter. Ein Moderator muss hat sich einer persönlichen Stellungsnahme stets enthalten, auch wenn ein Gesprächsteilnehmer fragwürdige Behauptungen macht. 

Einige Leser haben dies ebenfalls erkannt:

, Brienz

Dienstag, 22.09.2015, 22:18
Ist SRF eigentlich ein TV für die ganze Schweiz oder ein Rot -Grüner Werbekanal? Herr Schmezer war absolut nicht neutral. SRF sollte, da leider mit unsern Billagsteuern finanziert, absolut Fair und ausgewogen berichten. Doch das tut unser Schweizer Fernsehen schon lange nicht mehr. Vielleicht wird Herr Schmezer und Co. mal darüber berichten oder eine (teure) Studie in Auftrag geben.
  • , Aarburg

    Dienstag, 22.09.2015, 22:26
    Margrit Graf: Weil Hr. U. Schmezer SP-Sympathisant ist kann er gar nicht neutral sein!
  • , Zuckenriet

    Dienstag, 22.09.2015, 22:38
    Wir sind absolut Ihrer Meinung. Freundlich grüßt h Olbrecht

 

LINK:

 



Moderation heisst denn auch ursprünglich Mässigen oder Schlichten zwischen einzelnen oder mehreren Personen. Bereits im 16. Jahrhundert wurde das Wort ...
www.rhetorik.ch/Moderieren/Moderieren.html

 



  

Haben es Schlagfertige tatsächlich leichter im Job?

Die Grenzen der Schablonensätze

(aus NEON)

Schnell jedoch saß ich über einer Liste mit »279 Verbalattacken« und lernte sie auswendig. Kollege: »Sie blöken wie ein Hammel!« Ich: »Wie definieren Sie Hammel?« Vorgesetzter: »Was Sie da sagen, versteht kein Mensch!« Ich: »Alle anderen haben es verstanden!« Besucher: »Sie haben aber ein enges Büro!« Ich: »Wie haben Sie eigentlich Ihre Wohnung gefunden?« Firmenfiesling: »Schlägst du deine Kinder?« Ich: »Ja, genau das tue ich!« Tischnachbar: »Mein Gott, siehst du fertig aus!« Ich: »Du bist eben mein Vorbild!« Pauschalvorwürfe. Versteckter Gegenangriff. Feststellungsfrage. Aushebeln.
Bildergebnis für schlagfertigkeit 

Stopp! Es wurde Zeit, derlei praxisnahe Strategien zu testen. Vor lauter Verbalschattenboxen hatte ich diesen Text vernachlässigt. Der Chef stand plötzlich an meinem Schreibtisch.
»Patrick, wo bleibt der Artikel?«
Ein Angriff, definitiv. Witz! Schnell!
»Nun, Gründlichkeit braucht ihre Zeit!«
»Bitte was?«
Ein hartnäckiger Fall. Voll zu sich stehen!
»Das habe ich genauso gemeint!«
»Patrick, alles in Ordnung?«
Er wird persönlich! Erst mal Zeit gewinnen.
»Wie genau definierst du ›in Ordnung‹?«
»Ähm, irgendwie bist du komisch heute.«
Ha! Er ist in die Falle getappt. Jetzt ein Konter aus der Rubrik »Unerwartetes Zustimmen«!
»Du hast vollkommen Recht.«


Den restlichen Verlauf des Gesprächs verschweige ich. Der Kommunikationsberater Marcus Knill sagt: »Im Beruf belasten sich viele mit antrainierten Schablonensätzen.« Und vielleicht ist es ja auch ein antiquiertes Bürobild: die Idee von verbissenen Egokämpfern, von fiesen Fallen überall. Fest steht: Ich habe hier das letzte Wort. Ich sage: Einfach mal die Klappe halten!