Sonntag, 30. Mai 2010

Gold LENA - eine unreife Rhetorikerin?

Die deutsche Lena Meyer-Landrut strahlte als Siegerin im Eurovision Song Contest in Oslo.

Die 19 jährige Nachwuchssängerin eroberte mit ihrer unbeschwerten Art die Herzen der deutschen Bevölkerung in Nu. Ihr Mentor - Stefan Raab - wird sich wohl nach dem Sieg auf die Schultern geklopft haben. Er hatte den richtigen Riecher.

Zuerst gab es nur Lob für das etwas vorlaute Mädchen, welches mit ihrem Lächeln so natürlich mit der Kamera umzugehen verstand.

Lena spielte erstaunlich mutig mit den Journalisten. Lachend konnte sie einem Interviewer gleichsam auf die Schippe nehmen, wenn ihr eine Frage nicht gefiel:

"What a stupid question!" (Was für eine dumme Frage!) Schade, dass die von sich eingenommene Siegerin manchmal zu unbedacht nach Aufmerksamkeit sucht und sich oft recht zickig verhält. Wenn man im Schaufenster der Medien steht, dürfte die Achtsamkeit nicht fehlen.

Bei "Wetten, dass..." störte der Ausrutscher Lenas, das kein Blatt vor den Mund nehmen will.

Nachdem Thomas Gottschalk den Opernstar Anna Netrebko ankündigte, kommentierte sie:

"Find ich zum Kotzen"

Wenn junge Leute damit rechnen müssen, dass sie nach dem Wettbewerb auch vor Mikrofon und Kamera bestehen müssen, sollten sie eigentlich bereits vor dem Wettbewerb mit dem ABC der Medienrhetorik vertraut gemacht werden. Es bräuchte nur wenig Aufwand, die angehenden Sternchen mit dem medialen Dauerstress auseinander zusetzen. Diese Vorbereitung würde sich lohnen, denn:

Verbale Ausrutscher schaden dem Image, wenngleich es bei Lena nur ganz wenige waren. Bis anhin kam die Sängerin bei Medienauftritten sehr gut weg.

Ein Trost. Auch bei Lena gilt die übliche Wahrnehmungverzerrung: Gegenüber Siegern ist das Publikum meist viel nachsichtiger. Erfolgreichen werden Fehler verziehen.

Eurovision Song Contest (esc) 2010 Deutschland ... 2 Min. und 57 Sek. - vor 20 Stunden gefunden www.youtube.com
Lena Meyer-Landrut: Die Siegerin bei Google 3 Min. und 51 Sek. - Vor 2 Tagen www.youtube.com

Die sprachschöpferische Seite der Sängerin:

iPad-Spezial: Lena, das Sprachwunder

Nachtrag:

Lena Meyer-Landrut: Wird sie jetzt Millionärin?

Wir wünschen der erfolgreichen jungen Frau nach dem Siegesrausch eine Hofnärrin, die darauf bedacht ist, dass LENA den Weg zu etwas mehr Bescheidenheit findet.

Airbagrhetorik

in getcreative.de gefunden:

Nichts wie heisse Luft

"Airbagrhetorik" ist ein von dem Schweizer Kommunikationstrainer Marcus Knill geprägter Begriff. Allen an Rhetorik und professioneller Kommunikation Interessierten bietet er auf seiner Internetseite » www.rhetorik.chein umfangreiches (Gratis-)Angebot, um seine Kompetenz auf diesem Gebiet weiterzuentwickeln. Einen Besuch können wir wärmstens empfehlen.

Knill nun definiert seine Wortschöpfung als eine defensive Art der Kommunikation, bei der sich Worthaufen zwischen die Gesprächspartner drängen und einen gegenseitigen Gedankenaustausch unmöglich machen. "Er hat nichts gesagt. Es war leider nur viel warme Luft." Die Airbagrhetorik ist gleichsam ein "Nichtmitteilen". Der ausgesprochene Redeteil geht nicht hinüber zum Du. Der Empfänger ist dadurch auch kein Teilnehmer. Es ist für ihn unmöglich den "Luftteil" zu erfassen. Wenn das Gehörte nicht gefasst werden kann, ist damit auch kein Anteilnehmen möglich. Die Sprechteile werden nicht angenommen. Dank der Airbagrhetorik kann der Sprechende: ablenken jemanden totreden sich vor Gegenfragen schützen Aussagen aufblähen, damit sie nicht erfasst oder hinterfragt werden können Der "Bag"ist wie ein "Sprachpanzer" sich vor möglichen Konfrontationen schützen und sich hinter dem Airbag verschanzen beeindrucken durch eine Wortschwallproduktion auf das Zuhören verzichten Airbagrhetoriker verhindern den notwendigen Freiraum, den jedes erspriessliche Gespräch benötigt. Airbagrhetorik muss nicht gelernt werden. Sie wird oft ohne Training gekonnt angewandt. Airbagrhetorik ist eine defensive Variante des Konterns.

Wichtig: Schweigen und Zuhören haben nichts mit Airbagrhetorik zu tun, obschon dank Schweigen und Zuhören heikle Situationen abgefedert werden können und ein Schutz sein können.

Selbst Kontrolleure werden zusammengeschlagen

Jugendliche, die erfahren haben, dass Gewalt Erfolg verspricht

- zu Hause bei den Eltern

- in der Schule

- gegenüber Lehrpersonen

usw. setzen sie dieses erfolgsbewährte Mittel auch dann ein, wenn sich jemand beispielsweise erlaubt, sie zu ermahnen, weil im Tram geraucht wird oder wenn im Zug jemand das Billet kontrolliert . Immer wenn sich jemand anmasst, etwas zu kritisieren, beispielsweise, wenn im Zug eine Scheibe zerkratzt wird.

Nach dem Motto: Ich bin der Stärkere und setze mich erfolgreich durch - mit der Faust- und zwar subito! Schliesslich hat man schon in der Schule gelernt, dass selbst Lehrkräfte klein bei geben, wenn sie befürchten müssen, dass ihnen die Pneus am Auto aufgestochen werden.

Ich zitiere:

Kurz vor vier Uhr bestieg rund ein Dutzend Jugendliche den Bus an der Haltestelle Carl-Spittler-Strasse in Zürich Witikon. Darin waren zwei uniformierte Kontrolleure einer privaten Sicherheitsfirma. Einige Jugendliche konnten keine Billette vorweisen.

Jugendliche begannen dann im stillstehenden Bus die Kontrolleure anzupöbeln. Plötzlich schlug ein junger Mann einem Kontrolleur die Faust ins Gesicht, und einige seiner Kollegen attackierten gleichzeitig den zweiten Kontrolleur, der dabei Prellungen erlitt. Zudem kam noch eine Kontrolleure-Jacke samt Mobiltelefon abhanden.

Fünf festgenommen

Die Jugendlichen flüchteten darauf aus dem immer noch an der Haltestelle stehenden Bus. Die Polizei konnte bei einer Fahndung fünf junge Männer festnehmen, vier Schweizer und einen Brasilianer. Zwei 17-Jährige werden der Jugendanwaltschaft zugeführt, drei über 18-Jährige der Staatsanwaltschaft.

Die Tätlichkeiten wurden von fest installierten Videokameras im Bus der Verkehrsbetriebe der Stadt Zürich (VBZ) aufgezeichnet. Die Stadtpolizei Zürich wertet die Bilder nun aus. Die Fahndung nach den restlichen Jugendlichen läuft weiter. Die Polizei sucht Zeugen. (cpm/sda

Kommentar: Solche Vorfälle zeigen, dass Videoaufnahmen hilfreich sein können, die Gewaltspirale zu bremsen. Wenn nämlich die Täter merken, dass sie nicht immer unerkannt und ohne Folgen ihr Faustrecht durchsetzen können, so ist dies immerhin ein hilfreicher Schritt zur Eindämmung von sinnloser Gewalt im Alltag.