Mittwoch, 25. September 2013

Lügen haben doch kurze Beine

Zieglers Lüge

Jean Ziegler hat den umstrittenen Ghadhafi-Menschenrechtspreis doch angenommen – obwohl er dies jahrelang bestritt. Das beweisen Gegner seiner Kandidatur für ein UNO-Amt mit einem Video.
«Ich habe den Preis aber sofort wieder zurückgegeben»: Jean Ziegler steht unter Beschuss. (Archiv)
«Ich habe den Preis aber sofort wieder zurückgegeben»: Jean Ziegler steht unter Beschuss. (Archiv)
Bild: AFP

Noch bis Ende Woche läuft die 24. Session des UNO-Menschenrechtsrates, in der auch sieben neue Mitglieder für dessen Beratenden Ausschuss gewählt werden sollen. Auf der Kandidatenliste steht auch der umtriebige frühere SP-Nationalrat und Soziologe Jean Ziegler. Der Bundesrat unterstützt seine Kandidatur, zum Missfallen der Aussenpolitiker im Nationalrat. Ziegler war bereits von 2008 bis 2012 Mitglied des Ausschusses.
Praktisch zeitgleich mit der Bekanntgabe von Zieglers Ambitionen begann eine Gegenkampagne aus proisraelischen Lobbyistenkreisen, angeführt von einer Organisation namens UN Watch.
Diese begründet ihre Kritik an Ziegler vor allem mit dessen Verbindungen zum ehemaligen libyschen Machthaber Muammar al-Ghadhafi und die Verwicklung in einen von Ghadhafi gestifteten Menschenrechtspreis. Ziegler hat stets bestritten, diesen Preis im Jahr 2002 entgegengenommen zu haben.
Kompromittierendes Video veröffentlicht
Im Vorfeld der Wahl stellte UN Watch Ziegler ein Ultimatum von 72 Stunden: Ziegler solle «gestehen, dass er das Schweizer Volk angelogen und getäuscht» habe. Ausserdem solle er seine Kandidatur zurückziehen, ansonsten werde kompromittierendes Videomaterial veröffentlicht.
Das hat die Organisation nun getan. Via Westschweizer Fernsehen gelangte das Video an die Öffentlichkeit, das Ziegler bei der Entgegennahme des «Ghadhafi-Preises für Menschenrechte» zeigt.
Ziegler räumt ein und wehrt ab
Ziegler räumt in dem Beitrag erstmals ein, den Preis entgegengenommen zu haben. «Ich habe ihn aber sofort innerhalb von 48 Stunden wieder zurückgegeben.»
UN Watch wird von der Lobbyorganisation American Jewish Committee betrieben und hat sich schon bei Zieglers erster Kandidatur für den Sitz im Beratergremium des Menschenrechtsrates gegen den linken Soziologen gestellt. Wie sich die Veröffentlichung des Videos der Preisverleihung in Tripolis auf die Schweizer Kandidatur auswirkt, bleibt abzuwarten. Das Aussendepartement hat sich bisher nicht geäussert. (Tagesanzeiger.ch/Newsnet)


KOMMENTAR:
Wenn eine Lüge nachgewiesen werden kann, büsst jeder Politiker an Glaubwürdigkeit ein.
Eine Lüge - wenngleich zugegeben - schadet der persönlichen Reputation. Ob Zieglers Lügengeschichte Folgen hat - vor allem im Hinblick auf die Preisverleihung - werden wir bald sehen. Die Selbstschutzaussage "Ich habe den Preis schon genommen, aber dann innert zwei Tagen  zurückgegeben", rechtfertigt  die Lüge nicht. Jean Ziegler ist erst nach dem Videobeweis mit der Wahrheit herausgerückt.

Peer und Pannen

Vor allem beim Stinkefinger scheiterte Peer Steinbrück selbst verschuldet.



 Während Angela Merkel ständig darauf bedacht war, ja keine verbalen oder nonverbalen Patzer zu machen, wusste angeblich Peer Steinbrück nicht, wie die Medien ticken.
Für mich völlig  unverständlich: Alle hatten Stolpersteinbrück abgeraten, sich mit dem Stinkefinger ablichten zu lassen - vor allem sein neuer Medienberater. Den Rat in den Wind schlagend, fand es der unbedachte Kanzlerkandidat originell, witzig und mutig, sich in dieser gestellten Pose doch ablichten zu lassen. Ein typisches Eigencoal.

 Peer Steinbrück darf sich nachträglich nicht wundern, dass diese Aufnahme in allen Medien aufgenommen wurde. Nach allen Fettnäpfen, die er betreten hatte, müsste er längst erkannt haben, dass alles, was aussergewöhnlich ist und das Publikum ergötzt oder empört, Medienfutter wird. Medien emotionalisieren, personifizieren und kommerzialisieren (verkaufen besondere Bilder und Geschichten).