Ein
einziges Wort, von einem SRF-Journalisten in seiner Freizeit über
Twitter abgesetzt, erzürnt Chefredaktor Diego Yanez. «Bravo!» schrieb
besagter Mitarbeiter von Schweizer Radio und Fernsehen auf die
Ankündigung eines SP-Politikers, sich für das Amt des Zürcher Stadtrats
zur Verfügung zu stellen. «Damit drückt er unverhohlen und öffentlich
Sympathie für diesen Politiker aus», schreibt Yanez in einer internen
Mitteilung. Er bezeichnet den Tweet als einen «Fehler» und kritisiert
den «fahrlässigen Umgang» mit sozialen Netzwerken.
Twitter sei
kein «feuchtfröhliches Nachtessen unter Freunden», wer über soziale
Netzwerke kommuniziere, gelange an die Öffentlichkeit, schreibt Yanez.
«Gerade unser Haus steht wie kaum ein anderes unter ständiger
Beobachtung.» Wer solche Aussagen auf Twitter mache, schade SRF. Der
Chefredaktor schliesst seine Schelte mit der Warnung, dass mit einem
schriftlichen Verweis belegt werde, wer sich künftig auf Twitter oder
Facebook Fehltritte leiste. Der betroffene Mitarbeiter ist laut einer
gut informierter Quelle mit einem Verweis belegt worden.
Stephan
Ruppen, Generalsekretär vom Schweizer Syndikat Medienschaffender, hält
den Rüffel der SRF-Chefredaktion für übertrieben. «Es braucht gesunden
Menschenverstand bei der Güterabwägung, ob die private Meinungsäusserung
mit der beruflichen Stellung bei einem unabhängigen Medienunternehmen
zu vereinbaren ist», sagt Ruppen. In diesem Fall sei das Augenmass nicht
gewahrt worden. «Der Verweis muss aus der Personalakte des betreffenden
Mitarbeiters wieder gestrichen werden», fordert Ruppen. Gestützt wird
der Gewerkschafter von juristischer Seite.
Kommentar:
Die Meinungsäusserungen von Journalisten in den sozialen Medien ist keine Bagatelle. Der Verweis des SRF Chefredaktors ist verständlich und richtig. Ein Vertreter eines unabhängigen, neutralen Mediums sollte auch in der Freizeit auf eine spontane parteiische Meinungsäusserung in der Oeffentlichkeit verzichten. Die Glaubwürdigkeit als SRF Journalist muss gewahrt bleiben.
«Unseren Mitarbeiter intern wurden mehrfach darauf hingewiesen, dass Social Media
nie nur privat sind und die publizistischen Leitlinien auch dort ihre
Gültigkeit haben», schreibt SRF-Mediensprecher Stefan Wyss.