Alt - Nationalrat Mühlemann gestorben
Ex-Nationalrat Ernst Mühlemann 79-jährig gestorben
Vermittlertätigkeit zwischen Ost und West
Der ehemalige Thurgauer Nationalrat Ernst Mühlemann ist am Freitag in seinem Heim in Ermatingen gestorben. Der 79-jährige Doyen der FDP schlief am Nachmittag in seinem Büro im Sessel ein. Dies teilte seine Familie am Sonntag mit.
Kommentar:
Ernst Mühlemann lernte ich im Militärdienst kennen. Er fiel mir immer wieder auf, wie frei und eloquent er komplexe Sachverhalte klären konnte. Für mich war Mühlemann ein hervorragender Rhetoriker.
NZZ:
Geboren als Bauernsohn am 17. Juni 1930 in Wigoltingen, hatte Mühlemann in Zürich, Paris und Florenz studiert. Von 1956 bis 1960 war er Sekundarlehrer in Weinfelden, dann wechselte er als Lehrer, Internatsleiter und Verwalter ins Seminar Kreuzlingen.
Nachdem er im Februar 1972 den Absturz eines Militärhelikopters überlebte, nahm er für sein «zweites, geschenktes Leben», eine neue Herausforderung an. Er wurde Direktor der Schweizerischen Bankgesellschaft, für die er das Ausbildungszentrum Wolfsberg in Ermatingen aufbaute und 20 Jahre führte.
In der Schweizer Armee war Mühlemann als Brigadier Stabschef des Feldarmeekorps 4, Kommandant der Grenzbrigade 7 und Chef der Gruppe Strategie im Armeestab.
1983 wurde er für die FDP des Kantons Thurgau in den Nationalrat gewählt, wo er sich neben der Wirtschafts- und Aussenpolitik auch für Wissenschaft, Forschung, Bildung, Kultur und Medienfragen interessierte. Von 1992 bis 1999 war er Mitglied des Europarats.
Kommentar: Ernst Mühlemann war stets ein grossen Schaffer und lebte auf, wenn er sich in den Medien darstellen konnte. Er wurde bis zum Ableben immer wieder zu Zeitproblemen gefragt und der "Schattenaussenminister" schätzte es, wenn er seine Sicht der Dinge in den Medien darlegen durfte. Was er jedoch nie schätzte : Als ALT- Nationalrat angesprochen zu werden. Er korrigiert stets: Ich bin nicht ALT- Nationalrat ich bin Ex- Nationalrat. Wir verlieren in Ernst Mühlemann einen begnadeten Rhetoriker.