Montag, 3. Januar 2022

Alles klar?

KLAR, KLARER, ganz KLAR

Beim SonnTalk vom 2. Januar im Tele Züri ist beim Luzerner Ständerat Damian Müller (FDP) aufgefallen: Bei ihm ist alles KLAR.
Ich zitiere einige Sätze aus seinen Beiträgen. Die vielen Beispiele veranschaulichen, wie sich bei uns Sprachmarotten einnisten können.

Bei der Thematik „Neue Omikron-Welle":

„Mir haben immer KLAR gesagt, dass Impfungen……“
„Beim Risiko muss ich KLAR festhalten, dass…. „
„Ich muss KLAR sagen:…..“
„Da muss ich etwas anderes KLAR sagen…“
„Den zweiten Punkt, den ich KLAR festhalten muss….“
„Es hat noch andere Gründe.Wir müssen wieder KLAR auf die Distanzregel gehen….“
 
Beim Thema „Volle Spitäler“:

„Wir müssen aufpassen bei der Triage, dass wir KLARE Regeln haben….“
„Ich bin KLAR der Auffassung, dass man die Triage nicht ans Pflegepersonal delegieren kann.
Wenn die Aerzte die Politik auffordern können, auch KLARE Richtlinien zu geben, so …….“
„Ich bin KLAR der Auffassung, es braucht eine gewisse Ueberarbeitung.  Aber man muss dies auch KLAR justieren und KLAR kommunizieren.“
„Da braucht es eine KLARE Regelung, damit man weiss, um was es geht.  Aber - und das sage ich ganz KLAR,…….."
„Ich muss KLAR an die Adresse von Esther Friedli sagen,……“
„So habe ich  unseren Parteipräsidenten immer KLAR verstanden.“
"Wir müssen immer KLARE RIchtlinien festlegen …."


Beim Thema "CS-Präsident nach Quarantäne-Fehltritt“:

„Da haben wir eine Kultur entwickelt, wo wir klipp und KLAR sagen…"





FAZIT:
Vielleicht  erinnern sich noch Einige an  die alte Waschmittelwerbung, welche die Wäsche  weisser als weiss angepriesen hat. Beim Luzerner Ständerat Müller gibt es nicht nur KLAR, sondern auch die Steigerung GANZ KLAR. Die Betonung: „Ich sage KLAR…“ ist keine garantie dass die Aussage tatsächlich KLAR ist.. Wer beispielsweise bei einem Auftritt eine seiner Aussagen als „ehrlich“ bezeichnet, müssen wir annehmen , dass alles Andere nicht „ehrlich“ gemeint ist. Durch die ständige Wederholung von KLAR, wird das Gesagte nicht klarer.Im Gegenteil: Die Marotte stört. Müller fehlt wohl ein Berater, der ihm auf seinen blinden Felck (Sprachmarotte KLAR) aufmerksam macht.
   . 

Alles KLAR?

LINK Sprachmarotten:

31a.10.2016

  



 

Emil Steinberger im Klinsch mit SRF

In einem SRF-Beitrag von Silvester äussert sich der Luzerner Komiker Emil Steinberger kritisch zur Pharmazie. Der Beitrag stammt aber aus dem Jahr 2018. Also noch vor der Corona Epidemie. Nach dem Wirbel im Netz relativiert der Luzerner die dort gemachten Aussagen.

SRF hätte im jüngsten Beitrag transparent machen sollen, dass der Satz "über den Verzicht der Pharmazie" im Kontext der Pandemie als impfkritisches Statement interpretiert werden könnte.   Am 1. Januar klärte Emil   sogleich die Sachlage, indem er deutlich darauf hinwies, dass der Beitrag aus dem Jahr 2018 stamme, also noch vor der Pandemie. Auf seinen Wunsch, dies in der Sendung anzumerken, sei SRF jedoch nicht eingegangen. 

Emil Steinberger schrieb:

Leider ist SRF meinem Wunsch nicht gefolgt, zu markieren, dass es sich bei der Silvester-Sendung „Emil - 10 Tipps zum Jahreswechsel“ um eine Wiederholung aus dem Jahr 2018 handelt (also vor Corona).
Deshalb kann mein letzter Tipp „Um glücklich z’sii bruuchts nämlich gar kei Pharmacie“ in den heutigen Zeiten der Pandemie missverstanden werden.
Ich wollte damals damit sagen, dass eine humorvolle Lebenseinstellung hilft gesund zu bleiben. Mit Corona, Impfung etc. hat dieser Tipp nichts zu tun.

KOMMENTAR: Falls das Verhalten von SRF mit der Schilderung von Emil Steinberger übereinstimmt, müsste SRF über die Bücher. Wer mit Medien zu tun hat, weiss, wie gefährlich es ist ist, Aussagen in einen anderen Kontext zu stellen und Fakten auszuklammern. Dies wäre nicht sachgerecht. Ob sich die Ombudstelle mit dieser Geschichte auch auseinander setzen muss? Das Urteil einer kompetenten Aussensicht würde mich interessieren. Dass sich Emil wehrt, ist jedenfalls gut nachvollziehbar.

 <p>Der 86-jährige Luzerner Kabarettist Emil Steinberger wird mit dem Anerkennungspreis des Kantons Luzern 2019 ausgezeichnet.</p>

 

 

 

 


Journalisten werden angehalten während der Pandemiekrise nicht kritisch über den Bundesrat zu schreiben

Darum gehts:

(Quelle 20 Min)

  • Ringier-CEO Marc Walder hat seine Redaktionen dazu aufgefordert, die Regierungen während der Corona-Pandemie zu stützen.

  • Das sagt er in einem internen Video von Februar 2021.

  • Der Nebelspalter wirft Ringier und Blick nun fehlende Objektivität und unkritische Berichterstattung vor.

  • «Medien dürfen nicht das Sprachrohr der Politik sein», sagt Andreas Fahr, Professor für Mediennutzung und Medienwirkung an der Universität Freiburg.

  • «Die Aussage kann – aus dem Zusammenhang gerissen – falsch interpretiert werden», sagt Ringier-Sprecherin Johanna Walser.

Das Video vom 3. Februar 2021 lässt aufhorchen. Darin sagt Marc Walder, CEO und Managing Partner von Ringier, dass er seine Redaktionen in allen Ländern angewiesen habe, die Regierung während der Pandemie zu stützen: «Wir hatten in allen Ländern, wo wir tätig sind – und da wäre ich froh, wenn das in diesem Kreis bleibt – auf meine Initiative hin gesagt: ‹Wir wollen die Regierung unterstützen durch unsere mediale Berichterstattung, dass wir alle gut durch die Krise kommen.›» Die Aussage machte Walder im Rahmen der Gesprächsreihe «Inspirational Talk» der Schweizerischen Management Gesellschaft, als er gefragt wurde, worin er die Aufgabe der Medien in der Pandemie sehe.

Wie Walder sagt, könnte etwa die Blick-Gruppe «deutlich härter» mit der Regierung umgehen. Das nütze jedoch niemandem etwas. «Wir müssen versuchen, dass die Politik – ob sie jetzt genug schnell, genug hart, zu wenig hart agiert – das Volk nicht verliert. Und hier dürfen die Medien keinen Keil zwischen die Gesellschaft und die Regierung treiben.» Je stärker Medien die Regierung kritisierten, desto eher komme es etwa zu gewalttätigen Ausschreitungen an Demonstrationen. Die Medien hätten in der Corona-Krise «eine zusätzliche Dimension an Verantwortung», so Walder.


«Medien dürfen nicht das Sprachrohr der Politik sein»

Andreas Fahr, Professor für Mediennutzung und Medienwirkung an der Universität Freiburg, macht auf die besondere Bedeutung der Medien, auch und gerade in Krisen aufmerksam: «Medien, als vierte Gewalt, sind ein wichtiger Teil jeder Demokratie. Sie haben die zentrale Aufgabe, Missstände in der Politik aufzudecken.» Werde die Distanz zwischen Medien und Politik nicht gewahrt, könne das fatale Konsequenzen haben: «Werden Journalistinnen und Journalisten zum Sprachrohr von politischen Akteuren gemacht, können sie ihre Kritik- und Kontrollfunktion nicht mehr wahrnehmen.» Medien dürften nicht ein unkritisches Sprachrohr von Politik oder anderen Akteuren sein. «Staatsgläubig dürfen und sollen sie keinesfalls sein», sagt Fahr.

Journalistinnen und Journalisten hätten im Rahmen der Informationsfunktion zwar auch die Aufgabe, die Bevölkerung über die Tätigkeiten der Politik zu informieren. «Aber das heisst freilich nicht, ein ungefiltertes Copy-Paste der Informationen, die sie von ihren Quellen erhalten.» Fahr warnt: Solche Fälle könnten die ohnehin schon in gewissen Kreisen vorhandenen Glaubwürdigkeitskrise der Medien verschärfen. Manche Teile der Gesellschaft könnten sich so weiter von den Medien entfernen.

«Video reicht nicht aus»

Dass Redaktionen frei und unabhängig berichten können und sollen, sei in einer Demokratie extrem wichtig, sagt auch Linards Udris, stellvertretender Forschungsleiter am Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der Universität Zürich. «Würde sich herausstellen, dass der CEO eines Medienunternehmens tatsächlich eine kritische Berichterstattung verunmöglicht hat, wäre das problematisch.»

Das Video alleine reiche als Beweis für einen solchen Eingriff jedoch nicht aus. Dafür müsste man etwa abklären, ob die angebliche Weisung Walders Einfluss auf die Chefredaktion und den redaktionellen Alltag gehabt habe, so Udris. «Unser Bericht zur Qualität der Medienberichterstattung in der Corona-Pandemie hat aber gezeigt, dass die Berichterstattung in den meisten Medien durch eine Behördendistanz geprägt war und eine kritische Haltung gegenüber der nationalen Regierung und Verwaltung überwog.» Journalistinnen und Journalisten sei bewusst, dass sie sich nicht instrumentalisieren lassen dürften – weder vom eigenen Management, noch von PR-Interessen, sagt Udris.

Kommentar: Wo bleibt da die kritische Distanz zu den Behörden?

 

Auch in einer Krise muss Journalismus kritische Distanz bewahren, um glaubwürdig zu bleiben.
Autor: Vinzenz Wyss Medienwissenschaftler, ZHAW

Wyss kritisiert auch, dass der Ringier-CEO seinen Redaktionen eine Devise vorgab. Die Redaktionen müssten zwingend vom Verlag unabhängig sein, findet der Medienwissenschaftler. «Ein CEO sollte jedes noch so unbegründete Geschmäckle vermeiden, dass die Redaktion ihre Unabhängigkeit nicht bewahren könne.»