Die Tränen Obamas vor laufenden Kamera werden zum Medienthema
Krokodilstränen oder echte Tränen?
Umfragen bei der Bevölkerung verdeutlichen:
Die Emotionen Obamas wirken nicht gespielt.
Nur eine Minderheit findet, das sei eine Show gewesen:
Eine Analyse:
Ich zitiere Blick:
WASHINGTON (USA) - US-Präsident Barack Obama hat in einer emotionalen Rede schärfere Regeln beim Umgang mit Schusswaffen angekündigt. Er will vor allem die behördliche Durchleuchtung der Käufer und Verkäufer von Waffen ausweiten, bestehende Schlupflöcher schliessen und Kinder besser schützen.
Obama verteidigt schärferes Waffengesetz
Obama bricht bei Anti-Waffen-Rede in Tränen aus - YouTube
Mehrmals wischte sich Obama gestern im Weissen Haus in Washington Tränen aus dem Gesicht, als er an das Schicksal von Opfern der Kriminalität mit Schusswaffen in seinem Land erinnert.
Ich zitiere den Tagesanzeiger:
Tränen in der Öffentlichkeit können aber auch als Schwäche gedeutet werden und ihnen haftet immer auch der Verdacht an, dass sie zu Propagandazwecken gespielt sein könnten. Wenn ein Barack Obama während der Ankündigung eines Entscheids weint, erhält dieser automatisch mehr Publicity. Politiker müssen sich also immer bewusst sein, dass sich das Publikum stets die Frage stellt: Sind das echte Emotionen oder nur Tränen für die Kamera?
KOMMENTAR:
Emotionen wirken immer stark. Emotionale Argumentation hat die nachhaltigste Wirkung.
Nach meinen Erfahrungen müssen jedoch die Emotionen und Inhalt synchron sein. Gespielte Emotionen wirken selbstverständlich auch aber die überzeugen viel weniger.
Meine Wahrnehmung:
Wenn wir den Auftritt Obamas anschauen, stellen sie fest:
Ein nonverbalen Signal das über das vegetative Nervensystem gesteuert wird sind die Lidschlagzahlen. Während der Schlüsselstelle nach der konkreten Schilderung von schrecklichen Tötungen mit Schusswaffen folgt eine ausgedehnte Pause. In der Halsgegend sind Schluckbewegungen sichtbar. Der Mund wird zusammengepresst. Die Lidschlagzahl erhöht sich ernorm.
Hier packt uns Obama emotional.
Nach meinem Dafürhalten ist dies kein Spiel, keine Show.
Eine Journalistin vom BLfCK wollte von mir wissen, wie ich den Auftritt wahrgenommen habe. Ich zitiere:
Rhetorikexperte zum Gefühlsausbruch des Präsidenten
Sind Obamas Tränen echt?
Knill hat das Video von Obamas Rede genau analysiert. Mit Namen und weiteren Details zählt der Präsident zu Beginn seiner Rede vergangene Dramen durch Waffengewalt in den USA auf. «Damit weckt er Erinnerungen. Der Nährboden für grosse Emotionen», sagt Knill. Diese scheinen nicht nur die Zuhörer, sondern auch Obama selbst zu übermannen.
«Da waren keine Zwiebeln im Spiel», glaubt der Medienrhetorik-Experte. Ein zentraler Hinweis dafür sei Obamas nervöser Lidschlag bei seiner ersten Redepause. «Diesen kann er nicht steuern, er erfolgt über das vegetative Nervensystem», sagt Knill. Auch seine gefalteten Hände würden diesen Vorgang unterstreichen. «Er hält inne, äusserlich wie auch innerlich.»
Ganz offensichtlich wird es gemäss Knill bei Obamas zweiter, fast unerträglichen Pause. Seine Muskelzuckungen im Kieferbereich seien dabei klar ein Hinweis auf ehrliche Emotionen. «Da kann er sich kaum noch halten.» Das ist für Knill der Schlüsselmoment. So etwas könne man nicht faken.
Klar würde bei einem Medienprofi wie Obama der Verdacht aufkommen, diese Emotionen zu inszenieren. Doch der Experte hält dies für unwahrscheinlich. Nur ein geübter Schauspieler könnte solche Emotionen derart gut imitieren. Knill ist sich deshalb sicher: «Die Balance von Herz und Kopf sind bei dieser Reaktion eindeutig stimmig.» (nbb)